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Altstadtrebellen

Altstadtrebellen

Titel: Altstadtrebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Giebel
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habe ich also eine Enddarmdepression, oder? Kombiniert mit einer Schließmuskelmelancholie, die Seele liegt im Darm, sehr gut, da geht’s mir gleich wieder besser. Weißt du was, Heinrich. Jetzt sperren wir zu. War eh ein blöder Tag heute. Obwohl, lustig war er auch. Weißt noch heute Mittag, diese fränkische Kleinfamilie auf ihren Mountainbikes, hast du die gesehen?«
     
    Heinrich: »Weeß isch jetzt nisch mehr!«
     
    Schacherl: »Mit ihrem Sohn und ihren Leuchthelmen. Die musst du gesehen haben. So was kann man nicht übersehen, in Einheitspartnerleuchtuniform. Leuchthandschuhe, Leuchtellenbogenschoner, Leuchtknieschoner, verspiegelte Designerbrille. Ha. Motzt die mich an, weil ich gelacht habe, da musst du doch lachen, wenn du so was siehst. Dann wollte sie noch wissen, wo hier ein Naherholungsgebiet ist. Ich hab sie da hinter in den Wald geschickt, werden sie schon was finden!«
     
    Ein Kleinlaster kommt. Schacherl geht gleich hin: »Was wollt ihr denn jetzt noch?«
     
    Der Fahrer: »Ach, wir haben nur eine Hand voll Bauschutt!«
     
    Schacherl: »Was? Einen Bauschutt, jetzt noch? Ihr wollt jetzt noch Bauschutt ausladen? Habt ihr schon einmal auf die Uhr geschaut?«
     
    Doch dann ist er wieder gnädig: »Dann ladet euer Zeug aus, aber ganz schnell. Da vor. Fahrt’s da vor. Heinrich, du gehst mit und hilfst denen!«
     
    Als sie wegfahren, brüllt Schacherl ihnen hinterher: »Ausladen und rausfahren, wir wollen nämlich auch mal irgendwann Feierabend machen!«
     
    Unbemerkt stellt inzwischen ein gediegener Herr mit Anzug und Krawatte seinen voll beladenen Mercedes an der Zufahrt ab, steigt aus und geht laut rufend Richtung Alois Schacherl: »Hallo. Halloo. Entschuldigung, sind Sie hier zuständig?«
     
    Schacherl: »Moment einmal langsam, langsam …« Er ruft wieder hinter in die letzte Ecke, in der sich Leschek herumdrückt: »Leschek, sperrst du jetzt endlich zu, wir haben fünf Uhr, Leschek …«
     
    Er wendet sich dem letzten Kunden zu: »Was haben wir denn?«
     
    Kunde: »Ja, ich habe hier eine Menge Möbel, ich wollte fragen, kann ich die Möbel hier zu den Möbeln stellen, oder was soll ich machen?«
     
    Schacherl betrachtet den Wageninhalt und meint, inzwischen schon deutlich müde: »Schauen Sie, diese Möbel sind weder alt noch neu, die nimmt Ihnen kein Mensch mehr. Was ist mit dem Radio, geht das noch?«
     
    Kunde: »Das weiß ich nicht, mein Bruder hat den Lautsprecher ausgebaut!«
     
    Schacherl: »Dann gehen wir mal davon aus, dass es nicht mehr geht, oder? Haufen Zeug, ist jemand gestorben?«
     
    Kunde: »Ja, meine Mutter, Beerdigung ist morgen früh um neun, ich hab noch Verschiedenes zu erledigen, Kondolenzkorrespondenz und so weiter, deshalb wäre ich froh, wenn ich bald wieder gehen könnte.«
     
    Schacherl: »Wissen Sie was, tun Sie mir einen Gefallen, um diese Tageszeit nicht mehr so schnell und laut reden, weil damit trampeln Sie nur unnötigerweise auf meinen Nerven herum.«
     
    Er brüllt wieder über das Gelände: »Leschek, Leschek, ich habe doch gesagt, du sollst zusperren, was machst du denn jetzt da bei der Blatschenka? Blatschenka, lass dich von dem nicht einwickeln, wenn der irgendwas von dir will, muss der ganz regulär zahlen. Keine Extras. Und denk an deine Gesundheit, nicht ohne Gummi, wie bei den Bungeespringern, nie ohne Gummi!«
     
    Der Kunde hat aufmerksam zugehört und setzt nun leise stammelnd ein: »Äh, Tschuldigung, ich habe das so ein bisschen mitgekriegt, so mit Gummi und so, ich meine, äh, gehe ich da recht in der Annahme, dass die etwas füllige Dame dort vorne, ist das eine … ist das eine … ist das … ist das …«, seine Stimme wird immer leiser und endet in einem kaum hörbaren Räuspern. Schacherl scheint überhaupt nicht gewillt, auf diese stotternde Anfrage auch nur im Geringsten einzugehen: »Die Möbel sind ja zum Teil aufgepolstert, das muss man alles trennen.«
     
    Der Kunde ist immer noch gebannt von Blatschenka und lässt sich nicht abbringen: »Nein, also jetzt noch mal wegen der Dame dort vorne, ich wollte nur fragen, also ich meine, wenn ich da jetzt hingehen würde, was … was würde denn so was … äh… nur mal so gefragt … kosten?«
     
    Schacherl weiterhin unbeirrt: »Weiß du was, weil du es bist. Schmeiß’s in die Presse!«
     
    Der Herr hat immer noch Blatschenka im Blick und reagiert völlig verwirrt: »Was??? Ah, die Möbel, die Möbel in die Presse, alles klar. Ich wollte nur noch fragen, der Stuhl hier

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