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Altstadtrebellen

Altstadtrebellen

Titel: Altstadtrebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Giebel
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Sperrmüllplatz: »Heinrich …, Heinrich, was heißt denn ›alles Gute zum Geburtstag‹?«
     
    Ein schmächtiges Männchen ruft zurück: »Alles Gude zum Geburdsdoch!«
     
    »Nein, auf Russisch! Lass es bleiben, Heinrich, du mit deinem Sachsenrussisch, das versteht doch eh kein Mensch!« Aber ich weiß, wie es heißt: ›Pasdrawljaju s dniom rashdjenija‹. Gell, Blatschenka, da staunst du. Habe ich extra für dich gelernt: Pasdrawljaju s dniom rashdjenija!« Blatschenka lacht herzlich und blickt verschämt auf ihr Kreuzworträtsel.
     
    Nun geht der Schacherl in die Mitte des Sperrmüllplatzes und setzt sich vor seine kleine Baracke, an deren Türe ein Schild mit der Aufschrift: REGIERUNGSZENTRALE steht, auf eine umgedrehte Bierkiste. Er greift neben sich in ein kleines Holzkästchen, holt eine halb volle Wodkaflasche heraus, schraubt sie um sich blickend auf und trinkt. Nach einem kräftigen Schluck blickt er wieder in Richtung Wohnwagen: »Sehr gut, der Wodka, Blatschenka, danke!«
     
    In diesem Augenblick kommen die nächsten Wagen. Er hebt beim ersten Auto seine Hand: »Halt, stopp, nicht einfach weiterfahren! Einfach stehen bleiben, ich sag es Ihnen gleich, wo Sie … Moment!!« Schacherl kommt in Fahrt, er entdeckt einen Wagen, der mitten in der Durchfahrt steht: »Und Sie da hinten stellen Ihren A4 weiter auf die Seite, da kommt doch keiner mehr vorbei …, an den Container hinstellen, dass man noch durchfahren kann, ich habe Ihnen das schon mal gesagt, ich muss nicht alles zweimal sagen!«
     
    Er wendet sich an den Fahrer vor ihm: »Also, was haben wir denn?«
     
    Der scheint die Situation nicht allzu ernst zu nehmen: »Gemischt!«
     
    Schacherl schroff: »Gemischt! Gemischt gibt es nicht, Presse nur in Ausnahmefällen. Passen Sie auf, die Kloschüssel kommt da vorne hin zum Bauschutt.« Er deutet in die hintere Ecke: »Davor sehen Sie einen kleinen Mann, das ist der Zonenheini, sagen Sie das aber nicht zu ihm, sonst können Sie sich gleich zum Bauschutt dazulegen. Für Sie ist es der Herr Heinrich, da fahren Sie die Kloschüssel hin. Aber vorher die Brille abnehmen!«
     
    Danach ruft Schacherl einem anderen, entfernt arbeitenden Helfer zu: »Leschek, kommst du mal zu mir, nicht da hinten rumstehen, da komm her, du kannst mir helfen!«
     
    Langsam trottet Leschek, der Rumäne, in Richtung Schacherl. Der bemüht wieder sein Hochdeutsch: »Du siehst doch, wie es zugeht.«
     
    Leschek fragt begriffsstutzig: »Dir helfen?«, und Schacherl antwortet: »Ja, mir helfen!« Dann wendet sich Schacherl wieder an seinen Kunden, der inzwischen seine Brille in der Hand hält: »Ihre Brille können Sie auflassen, die Klobrille sollen Sie abnehmen, die kommt da rüber, zu PVC und Kunststoff. Die Holzbretter kommen zum Holz, aber vorher die Nägel rausziehen, haben Sie eine Zange dabei?« Der Kunde, inzwischen schon recht verunsichert, meint nur: »Eine Zange?«
     
    Schacherl beruhigt: »Gut, dann kriegen Sie die nachher von mir …«
     
    Da sieht er, wie Leschek den Kofferraum des Wagens öffnet und brüllt: »Was machst du jetzt den Kofferraum auf, Leschek, habe ich irgendwas in der Richtung zu dir gesagt? Ich hab gesagt, du sollst mir helfen, sonst gar nichts, nicht einfach Kofferraum aufmachen!«
     
    Er wendet sich wieder an den Kunden: »Da müssen Sie aufpassen beim Rumänen, der räumt Ihnen alles aus!«
     
    Der Kunde meint schlichtend: »Ich weiß nicht, man muss ja nicht jedes Vorurteil bedienen!«
     
    Schacherl deutet nur in Richtung Ausgang: »Schauen Sie mal raus auf seinen Pritschenwagen, egal was der geladen hat, in einer Woche verkauft er es in seiner Heimat als Waschmaschine, garantiert!« Als Leschek den Kofferraumdeckel etwas zu heftig schließt, zuckt Schacherl zusammen: »Hau doch die Heckklappe nicht so zu, das ist doch kein Lada!« Nach dem kurzen Wutausbruch wendet er sich wieder dem Kunden zu: »Da stellen Sie sich hinter den Kombi.«
     
    Er winkt den nächsten Wagen zu sich her: »Zufahren, auf geht’s, weiter, halt, stopp, was haben wir?« Was er im Inneren des Wagens sieht, hebt nicht seine Laune: »Eine Riesenkiste, alles durcheinander, Sie haben ja überhaupt nichts sortiert, oder? Da ist ja zum Teil noch Hausmüll dabei, Sie haben sich wahrscheinlich gedacht, der Depp nimmt es schon. Wissen Sie was, so wie Sie reingefahren sind, so können Sie gleich wieder rausfahren!« Der Kunde meint etwas genervt: »Na, hören Sie mal, warum das denn?« Schacherl: »Weil ich das sage, ganz

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