Alvion - Vorzeichen (German Edition)
und eine Weile saßen Salina, Cul von Sarion und Samil von Gambero wie versteinert in dem kleinen, nur von Kerzen erleuchteten Raum. Laue Sommerluft wehte sanft durch das offene Fenster hinein und draußen glitzerten am Abendhimmel bereits die ersten Sterne.
„ Theban ist also verloren?“, flüsterte Salina mit von Tränen feuchten Augen und starrte an Zelio vorbei auf die Wand, während vor ihrem inneren Auge die Erinnerungen an die prächtige, weiße Stadt vorüberliefen. Bilder, geprägt von Harmonie zwischen dem Stolz der Argion auf ihre große Vergangenheit und die wundersame Wandlung zu einem friedlichen Volk, was sich dort in jedem einzelnen Steinchen wider gespiegelt hatte.
„ Sie konnten der Übermacht nicht mehr standhalten und mussten sich in die innere Zitadelle zurückziehen. Es hat unsere Feinde große Anstrengungen und unzählige Tote gekostet, doch letztendlich konnten die tapfer kämpfenden Argion der Übermacht nicht mehr standhalten. Doch der Kampf um Argion ist noch nicht vorbei, auch wenn Theban dem Erdboden gleichgemacht wurde, aber noch halten sie die nahezu unangreifbare Zitadelle!“, sprach Zelio unterdessen weiter. Salina war zutiefst erschüttert, nichts sollte mehr von Theban übrig sein, zigtausend Argion lagen tot auf den Schlachtfeldern und hatten ihr Leben in einer Schlacht verloren, die sie von vornherein nicht hatten gewinnen können.
Zelios Stimme hallte aufrüttelnd durch den Raum und lenkte sie, ebenso wie die anderen von ihrer Betroffenheit ab.
„ Lasst euch von der Trauer nicht übermannen, sonst war das große Opfer der Argion umsonst! Wir müssen heute noch mit den Befehlshabern der Truppen sprechen und ihnen meinen Plan erläutern.“
„ Was habt Ihr vor, Meister?“, fragte Salina.
„ Molaar hat nahezu alle Magier nach Argion befohlen, als es nicht gelang, Theban wie geplant zu erobern, sodass sich hier im Süden kaum noch einer aufhält. Und sie werden dort oben bleiben, bis auch die Zitadelle gefallen ist. Jene Magier fehlen hier im Moment und das bedeutet, dass wir alles daran setzen müssen, dies auszunutzen. Meridias Armee steht nicht weit entfernt von der Stadt und wartet ungeduldig auf den Weitermarsch. Unser Ziel muss es sein, sie zu verleiten, Perlia anzugreifen und sie in eine wohlvorbereitete Falle locken. Die Gelegenheit, Molaar eine wirklich schmerzhafte Niederlage zuzufügen ist zu günstig, um sie nicht zu nutzen, daher ist es unerlässlich, dass sämtliche Soldaten, alle Truppen die außerhalb der Mauern stehen, in die Stadt gezogen werden, damit …“
„ Zelio, das sind fast vierzigtausend Soldaten!“, fiel ihm Cul von Sarion ins Wort. „Weißt du, wie eng es ohnehin wegen der Flüchtlinge aus dem ganzen Land schon in der Stadt ist? Die Zustände werden katastrophal sein!“
„ Es ist nur für wenige Tage, Cul! Mir ist durchaus bewusst, dass es alles andere als leicht sein wird, doch es muss so aussehen, als würden unsere Truppen die offene Schlacht scheuen und nur die Stadt halten wollen. Unsere Feinde müssen zum Angriff verleitet werden, je schneller, desto besser!“
„ Aber es sind jetzt schon zu viele in der Nähe, Zelio! Unsere Späher melden, dass eine Armee, die gut und gerne das Doppelte unserer Truppen zählt, in den nächsten Tagen auf Perlia treffen wird!“
„ Darum habe ich schon vor Tagen mit Lamia von Ivis gesprochen! Sie ist bereits in Begleitung von fünfzehntausend Reitern aus dem Norden hierher unterwegs und wird in wenigen Tagen hier eintreffen. Wir werden einen Plan entwerfen, wie diese fünfzehntausend Reiter die Schlacht zu unseren Gunsten wenden können, wenn der Feind erst einmal beschlossen hat, vor die Mauern der Stadt zu ziehen!“
„ Wie?“, fragte Cul nun sichtlich aufgeregt. Auch Samil und Salina hatten sich der Wirkung von Zelios Worten nicht entziehen können und lauschten angespannt, als er weiter sprach.
„ Fünfzehntausend Reiter, ausgebildet und unter der Führung von erfahrenen Offizieren, als Überraschungsmoment sind ein Vorteil, der gar nicht hoch genug geschätzt werden kann! Die Argion haben mit zwanzigtausend unerfahrenen und bunt zusammen gewürfelten Reitern unter der Führung von ebenso unerfahrenen Offizieren durch Täuschung und blitzschnelles, überraschendes Handeln innerhalb einer Stunde das Vierfache an Gegnern vernichtet! Dies wird uns hier auch gelingen, wenn wir es schaffen, die Schlacht schnell herbeizuführen!“
Nach diesen Worten herrschte atemlose Stille im Raum,
Weitere Kostenlose Bücher