Alvion - Vorzeichen (German Edition)
sein, für jeden Gefallenen kamen zwei neue Kämpfer auf das Schlachtfeld und für jedes zerstörte Gerät sogar noch mehr.
Was Tian nicht wusste, war, dass Molaar im fernen Tar Naraan wie ein Besessener tobte, als er die Berichte von den Kämpfen um Theban hörte. Jene Magier, die nicht in der Lage waren, den Kampf um die weiße Stadt zu entscheiden, erhielten von ihm eine letzte Möglichkeit sich zu bewähren. Außerdem hatte Molaar fast alle in Ostsolien befindlichen Magier sofort nach Argion befohlen; gleichzeitig waren nach der Schlacht von Theban die vor den Mauern des Ennos wartenden Truppen fast vollständig abgezogen worden, aber immer noch einige Tage von Theban entfernt. Tatsächlich standen den Argion in diesem Moment die letzten Aufgebote jener feindlichen Armee gegenüber, die in Argion eingefallen war. Diese Reste würden höchstens noch zweimal gegen die Mauern Thebans stürmen können, ehe die immensen Verluste an Kämpfern und Material nicht mehr auszugleichen waren. Da jedoch niemand mehr aus der Stadt herauskam, um dies in Erfahrung zu bringen und die Verteidiger ebenfalls hohe Verluste erlitten hatten, war nun, gerade als Tian diese verzweifelten Gedanken quälten, beschlossen worden, die Stadt aufzugeben und die Verteidiger in die innere Zitadelle zurückzuziehen. Hätte man noch einen Tag länger die Mauern verteidigt, wäre der Feind für mehrere Tage machtlos gewesen und es wäre den Argion möglicherweise gelungen, ihre Hauptstadt noch viel länger zu halten, doch all das würde nie zu erfahren sein.
Während Tian noch auf die Vorbereitungen der Feinde draußen vor der Stadt blickte, ertönten aus der Stadt mehrere hohe Kriegshörner, die ein bestimmtes Signal verkündeten. Ein langer Ton, ein kurzer Ton, dann wieder ein langer, das Signal zum Rückzug! Die meisten auf den Mauern postierten Kämpfer verließen die Zinnen und halfen beim Abbau und Abtransport des Kriegsgeräts in die innere Zitadelle. Tian warf einen letzten Blick über die Stadtmauern und sah, dass sich die feindliche Streitmacht gerade wieder zum Angriff formierte, dann lief er die schmalen Steinstufen an der Mauer herab, bestieg ein an deren Fuß wartendes Pferd und ritt durch Thebans leere Straßen auf die innere Zitadelle zu, während ihm der beißende Rauch von mehreren Bränden in der Stadt in die Nase stieg. Diese würden sich nun ungehindert ausbreiten, da niemand mehr blieb, um sie zu löschen.
K apitel 17
Während Alvion Trey eine seiner letzten Wachen – auch wenn er dies noch nicht wissen konnte – auf der Stadtmauer antrat, fand in einem unscheinbaren kleinen Haus in einer schmalen Gasse Perlias ein Treffen einiger Magier statt. Überraschend war Zelio von Dhomay am heutigen Tage in die Stadt gekommen, unerkannt zu dem kleinen Haus gelangt und von dessen Besitzer ohne Fragen eingelassen worden. Zelio hatte kein Interesse daran, dass sein Aufenthalt in der Stadt bekannt wurde, denn er schätzte es sehr, wenn er sich anonym unter Menschen bewegen konnte, oder, was viel häufiger vorkam, gar nicht erst größere Städte betreten musste. Zu diesem Zweck gab es in jeder größeren Stadt auf dem ganzen septrionischen Kontinent geheime Treffpunkte der Magier, die von vertrauenswürdigen Personen kostenlos bewohnt und dafür in ordentlichem Zustand gehalten wurden, damit die Magier sie jederzeit nutzen konnten, so auch in Perlia.
Lange war Zelio in seine Studien im Archiv des Ordens versunken gewesen, doch der stetige Kontakt zu anderen Mitgliedern des Ordens hatte ihn weitgehend auf dem Laufenden gehalten. Als er dann endlich gefunden hatte, wonach er gesucht hatte, wollte er nach Vylaan aufbrechen, doch bevor er sich dorthin aufmachte, wollte er sich mit den in oder bei Perlia verweilenden Ordensmitgliedern und anschließend mit den Befehlshabern der Truppen besprechen. An jenem schönen Sommerabend waren die Ordensmitglieder von seiner Ankunft überrascht worden und hatten sich sofort auf den Weg zu jenem unscheinbaren Haus gemacht, nachdem sie sein Ruf ereilt hatte. Um die Verbindung der Magier untereinander weiterhin aufrechtzuerhalten, hatte Zelio einen jungen Ordensschüler ins Archiv gerufen und mit der Aufgabe betraut, als Mittler an der Quelle zu bleiben, ehe er aufgebrochen war.
Nacheinander fanden sich die Magier in dem unscheinbaren Haus ein und blickten schließlich neugierig auf Zelio, als sie sich im großen Wohnraum versammelt hatten. Die Neuigkeiten, die er brachte, waren denkbar schlecht
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