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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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Gegenseite nicht mit einer offenen Feldschlacht gerechnet hatte.
    Im Osten sollte die Aufstellung der solischen Reihen in Form eines Bogens vom Stadttor nach Norden erfolgen, um zu verhindern, dass feindliche Truppen in den Rücken der Reiterei gelangten. Weiterhin mussten sie verhindern, dass feindliche Truppen im Norden und Nordosten durchbrachen und darüber hinaus eine Überzahl an Gegnern binden, um deren Vorstoß nach Süden zu vermeiden. Gleichzeitig waren sie im Rücken ohne Schutz, falls die Reiterei im Norden dem Feind nicht standhalten konnte. Ein äußerst riskantes Spiel und auf den ersten Blick zum Scheitern verurteilt, doch Hael richtete seine Hoffnungen auf die Verstärkungen aus dem Norden, die bestimmt bereits wussten, dass  höchste Eile geboten war.
    Das Tosen von fünfzehntausend Hufen entfernte sich, doch es blieb als unheilverkündendes Grollen im Hintergrund bestehen. Unwillkürlich fühlte sich Hael an einen Trommelwirbel erinnert.
     
    Allmählich begann die Kraft der Sonne durchzuschlagen, denn ich spürte, wie mir der Schweiß ausbrach, während ich in Reih' und Glied mit tausenden Soldaten aus der Stadt marschierte. Oder besser gesagt ’lief’, denn wir mussten uns beeilen, damit unsere Reihen bereits geordnet standen, wenn der unvermeidliche Ansturm des Feindes gegen uns prallen würde. Die Soldaten, die auf der rechten Seite unserer Kolonne liefen, trugen gleichzeitig unsere besten Waffen gegen den Ansturm feindlicher Reiter, etwa zehn Schritt lange Speere, die vor uns auf dem Boden liegen würden, bis sie im letzten Moment des Ansturms von mehreren Männern schräg angehoben werden würden, eine Prozedur, die diese Soldaten in den letzten Tagen auf dem Gelände der Garnison lange geübt hatten. Ehe sie sich  in der ersten Reihe aufstellen sollten, hatten alle Soldaten noch die Aufgabe, vor unseren Reihen Löcher auszuheben, deren Zweck es war, im letzten Moment des Ansturms noch möglichst viele feindliche Reiter zu Fall zu bringen. Wenn es dann tatsächlich glückte, dem Angriff die erste Wucht zu nehmen, würden die Soldaten aus den hinteren Reihen in das unvermeidliche Chaos stürzen. Es ging nur darum, den Feind aufzuhalten und möglichst starke Kräfte in heftige Nahkämpfe zu verwickeln. Niemand hatte uns den Sinn dieser Aufgabe verraten, doch irgendetwas musste dahinter stecken, etwas, das man uns ebenfalls vorenthalten hatte, denn ansonsten waren wir alle zum Sterben verurteilt, weil wir der feindlichen Übermacht irgendwann unterliegen würden. Die Offiziere hatten lediglich immer wieder betont, dass wir auf die Magier vertrauen sollten, Worte, die gerade bei mir nicht unbedingt auf fruchtbaren Boden fielen.
     
    Irgendwann war der Befehl zum Halten gekommen und wir hatten uns daran machen müssen, den Bereich vor unserer ersten Reihe mit möglichst vielen tückischen Stolperfallen für Pferde auszustatten. Es erstaunte mich, dass die feindlichen Truppen unserem Aufmarsch tatenlos zugesehen hatten, anstatt anzugreifen. Ebenso erstaunte es mich, dass ich im Osten keine Pferde erblicken konnte. In aller Eile und heftig schwitzend kniete ich inmitten tausender anderer Soldaten und grub kleine, aber tiefe Löcher in die von der Sonne der letzten Wochen hart gewordene Erde. Sie waren meist tellergroß und etwa einen halben Schritt tief. Danach folgte die Abtrennung der Grasnarbe von der aufgeschaufelten Erde, die dann wieder über das Loch gelegt wurde, so gut es ging. Ein Pferd, das in ein solches Loch geriet, würde unweigerlich zu Fall kommen und sich in den meisten Fällen ein Bein brechen. Irgendwo hinter mir konnte ich bereits heftigen Lärm wahrnehmen. Im Norden und Nordosten hatte die Schlacht bereits damit begonnen, dass fünfzehntausend unserer Reiter auf die Reihen der Feinde geprallt waren. Einen kurzen Augenblick dachte ich daran, was geschehen würde, wenn sie unterlagen und ich sah bereits tausende Berittene in unserem Rücken heranstürmen. Als ich im nächsten Moment aufblickte, konnte ich sehen, dass sich die uns gegenstehenden Reihen des Feindes in Bewegung gesetzt hatten. Nichts würde den Lauf der Dinge jetzt noch aufhalten können. Das Graben wurde eingestellt, und wir bildeten eine Schlachtreihe. Bogenförmig erstreckte sie sich vom Osttor der Stadt nach Norden und ich stand ganz am oberen Ende des Bogens. Wenn die Schlacht im Norden für uns ungünstig verlief, würde ich als einer der Ersten unter die Hufe der meridianischen Reiterei geraten. Hinter

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