Alvion - Vorzeichen (German Edition)
vorne und hinten sprichwörtlich zermalmt worden, der äußerste Flügel der feindlichen Kavallerie im Westen wurde gerade von zwei Seiten aufgerieben und im Nordosten war eine immense Anzahl feindlicher Reiter und Tepile fast völlig eingeschlossen. Auch deren Vernichtung stand unmittelbar bevor. Unter den zu Pferd kämpfenden im Nordosten, die noch die Möglichkeit dazu besaßen, setzte bereits eine panische Fluchtbewegung ein, die diese genau auf die immer noch anstürmenden Skonen im Osten treffen lassen würde. Einige solische Reiterkontingente im Norden waren bereits ohne Gegner und begannen sich zu sammeln, um im Süden und Osten entscheidend in die Kämpfe einzugreifen. Noch aber war die Schlacht nicht gewonnen, doch es sah hoffnungsvoll aus. Was Hael aber immer noch zweifeln ließ, war das Verhalten der feindlichen Befehlshaber. Sie mussten doch erkannt haben, dass ihren Kämpfern, die im Osten immer noch die solischen Reihen berannten, mittlerweile eine riesige Bedrohung auf ihrer nördlichen Flanke erwachsen war. Spätestens jetzt hätte man die Reiter im Südosten aus der Schlacht nehmen und nach Norden schicken müssen, doch nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil, sie wurden durch weiterhin nachrückende Fußkämpfer nahezu jeglicher Bewegungsfreiheit beraubt.
Es war ein Alptraum der allerschlimmsten Sorte, in dem ich hier fast wie ein Schlafwandler steckte. Obwohl ich glaubte, einiges an Kampferfahrung in meinem Leben gesammelt zu haben und selbst schon an unzähligen Scharmützeln und einer wirklich großen Schlacht teilgenommen hatte, hatte ich etwas Ähnliches wie hier niemals auch nur annähernd erlebt. Die bisherigen Kämpfe und sogar die erste Schlacht meines Lebens hatten mir immer wieder Atempausen gewährt oder waren nach kurzer Zeit beendet gewesen. Man konnte die Gegebenheiten des Geländes ausnutzen, einen Schritt zurück oder zur Seite machen, um den einen kurzen Augenblick zu verschnaufen, der einem die nötige Energie zurückgab, doch dies hier war anders. Auf engstem Raum wurde auf Leben und Tod gekämpft, nicht einmal Mann gegen Mann, sondern einfach nur um das Überleben. Es musste aussehen wie ein wimmelnder Ameisenhaufen, Körper über- und untereinander, nebeneinander, Schreie, das Klirren von Metall, Tod, Blut, Schweiß, Angst, Zorn. Ich hatte keinen direkten Gegner vor mir, ich schlug einfach auf alles ein, was von vorne kam. Jeder Rempler oder Stoß, den man von seinem Neben- oder Hintermann erhielt, konnte einen in eine gerade zustoßende Klinge treiben und den Tod bedeuten, daher durchzuckten mich andauernd Wellen des Schreckens. Gleichzeitig fühlte ich mich, wie über den Dingen stehend, so als würde mein Körper blind den Befehlen eines anderen gehorchen. Immer wieder hatte ich das Gefühl, dass mir die Kehle zugeschnürt wurde, so eng aneinander gedrängt standen wir teilweise, dann wieder gab irgendwo etwas nach und alles taumelte in die Richtung, wo auf einmal Platz war. Selbst die Magier konnten in dieser Lage nicht mehr helfen, obwohl sie es immer wieder versucht hatten. Mehrmals waren heftige Windstöße in die Reihen unserer Feinde gefahren und hatten hunderte einfach von den Füssen gerissen, doch wir waren zu nahe dran, sodass es uns nicht anders erging. Dies waren die schlimmsten Augenblicke, wenn man sich auf dem Rücken liegend inmitten einer Masse aus Körpern befand und endlose Momente völlig wehrlos war. Dann regnete es glühende Funken, die uns genauso zu schaffen machten, wie dem Feind und schmerzhafte, offene Wunden auf der Haut zurückließen.
Unsere Gegner waren furchterregende, wilde Kämpfer, deren geschmeidige Bewegungen eine Eleganz in sich trugen, die mir sogar in dieser Situation noch auffiel. Was ihnen fehlte, war die eingeübte, disziplinierte Art und Weise, mit der wir zu kämpfen pflegten, was sie wiederum durch Ungestüm wettzumachen versuchten. Wieder und wieder tauchte direkt vor mir das Gesicht eines Skonen auf, wutverzerrt und wild, die Zähne gefletscht und Mordlust in den Augen. Angespannte, muskulöse Körper, die in solide angefertigten Lederrüstungen steckten, mit Augen, die in diesen Momenten eine ungezähmte Wildheit ausstrahlten, das verfilzte und struppige, dunkle Fell, das ihre Körper bedeckte. All das fiel mir auf, ohne dass ich auch nur einen Moment Zeit hatte, mir diese Wesen in Ruhe zu betrachten. Stattdessen tötete ich einen nach dem anderen.
Eines blieb dabei immer gleich, der Ausdruck von Erlösung und Frieden
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