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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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Stadt  und war in den Zeiten, als Perlia ständig belagert wurde, eigens zu diesem Zweck errichtet worden. In seinem Inneren gab es nichts als die steinerne Wendeltreppe, die nach oben führte und in einem Raum mündete, der Aussichtszwecken diente. Darüber war auf sechs Holzbalken eine Dachkonstruktion gezimmert, für den Fall, dass das Wetter es nicht erlaubte, ungeschützt im Freien zu stehen. Dieses Dach konnte man über eine Leiter auch noch ersteigen und hatte dann völlig freie Sicht ins Umland der großen Stadt. In den vorherigen Tagen hatte Hael noch die alten und morschen hölzernen Geländer durch neue ersetzen lassen, und blickte nun auf die weit unter ihm liegende Stadt und das sie umgebende Land. In den Straßen zu den Toren hin wimmelte es nur so von Soldaten, ebenso wie auf dem großen, zentralen Marktplatz der Stadt. Außer zum Südtor hin, denn dieses würde heute keine Soldaten nach draußen lassen. Aber auf der Querverbindung zwischen Ost- und Westtor standen oder saßen über die gesamte Länge der Straße verteilt die zwanzigtausend Fußsoldaten, die außerhalb der Stadt kämpfen würden. Und auf der Nord-Süd-Straße drängten sich die Angehörigen der Reiterei mit ihren Pferden, auch noch einmal fünfzehntausend Soldaten, dazu die gleiche Anzahl an Pferden. Auf der südlichen Mauer war ebenfalls viel Betrieb, dort stand der Großteil der in der Stadt verbleibenden Soldaten, die entweder gespannt nach Süden blickten oder ihre Waffen wieder und wieder überprüften. Unterhalb der Mauern gab es ein geschäftiges hin und her zwischen den einzelnen Gerätschaften und den Feuern für Pech und Naphta. Das öffentliche Leben in der Stadt dagegen war völlig erstarrt, auf den Straßen sah man eigentlich nur Soldaten und die Läden blieben fast allesamt geschlossen. Die Bürger, die sich nicht zur Flucht entschlossen hatten, verriegelten ihre Türen und Fenster und blieben in ihren Häusern. Hael wagte gar nicht daran zu denken, was geschehen würde, wenn die heutige Schlacht verloren ging. Einen kurzen Augenblick lang stiegen entsetzliche Bilder in ihm auf, die er sofort wieder verdrängte, indem er seinen Blick über die Stadtmauern hinaus gleiten ließ. Die Sonne stand mittlerweile am klaren, blauen Himmel und beschien, unbeeindruckt von den bevorstehenden Ereignissen, die Stadt und das umliegende Land, die Soldaten in Perlia, die feindlichen Lager und Soldaten und den westlich liegenden, sich endlos weiter erstreckenden Seelenwald. Noch war es angenehm kühl, doch der Tag versprach, wieder sehr heiß zu werden. Hael nahm sein Fernrohr zur Hand und spähte nach Süden in das dortige Lager der Armee Meridias. Hier herrschte hektische Betriebsamkeit: Feuer brannten, Kämpfer eilten hin und her, andere kümmerten sich um die Pferde und auch am Belagerungsgerät wurde gearbeitet, ein Zeichen dafür, dass man völlig davon überzeugt war, die Schlacht zu gewinnen und die Belagerung beginnen zu können. Zunächst aber würde aus dieser Richtung kragische Reiterei angreifen. Bei den Fußkämpfern, die er in diesem Bereich erblickte, handelte es sich ausschließlich um Skelette, was bedeutete, dass der Sturmangriff nicht aus dem Süden kommen würde, denn dafür waren Skelette zu langsam und behäbig. Die Berichte der Späher hatten die Größe der anrückenden Armee mit etwa einhunderttausend Soldaten beziffert und da um die Stadt herum fünf etwa gleich große Lager errichtet worden waren, ging Hael davon aus, dass er gerade auf etwa zehntausend Reiter und ebenso viele Skelette hinabblickte. Er ließ seinen Blick etwas nach Osten schweifen, wo sich das nächste Lager befand.
    Auch hier stand eine große Anzahl von Reitern, doch er meinte, hier Naraanier anstatt Kragiern zu erkennen, gemeinsam mit einer großen Zahl Skonen, die ja fast eine Mischung aus Reiterei und Fußkämpfern darstellten, da sie immer auf allen Vieren anstürmten, fast so schnell wie Pferde und sich erst kurz vor den feindlichen Reihen aufzurichten pflegten. Hätte man sie auch noch zu disziplinierter Kampfesweise erziehen können, wären sie wohl ohne Frage die mächtigsten und stärksten Fußsoldaten Velias gewesen, doch bei Zahlengleichheit waren Skonen einer gut ausgebildeten Einheit solischer Soldaten unterlegen. Während er in diesem Lager die ersten Ansätze für die Schlachtaufstellung zu erkennen glaubte, richtete er sein Fernrohr auf das östlich der Stadt gelegene Lager. Dort waren ebenfalls Skonen sowie naraanische

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