Alvion - Vorzeichen (German Edition)
wirkenden Verteidigungslinien treffen.
Der entscheidende Augenblick nahte und ich erkannte, dass unsere Graberei sinnvoll gewesen war, auch wenn keine Reiter auf uns zustürmten. Denn es waren Skonen, die da aus dem Osten heranstürmten, auf allen Vieren mit wilden, ungestümen Kampfschreien. Vor mir verkrampften sich die Knöchel eines knienden Soldaten um den am Boden liegenden Speer, und auch ich hielt meine Armbrust viel zu fest umklammert. Der Boden begann zu zittern und das Geräusch, tausender trampelnder Pfoten erschien mir wie das Tosen einer sich nähernden Flutwelle, die gleich über mir zusammenschlagen würde. Sie kamen so schnell heran, dass ich augenblicklich erkannte, dass ich nicht einmal mehr einen zweiten Bolzen würde abschießen können.
„ Zieh dein Schwert nach dem ersten Schuss!“, musste ich dem neben mir stehenden Olk bereits laut zurufen, denn zusätzlich zu dem Lärm, hatte sich gerade auch noch starker Wind erhoben.
„ Bitte, ihr Götter, diesmal nicht!“, flehte ich stumm zum Himmel hinauf und schoss den Bolzen in der Hoffnung ab, dass er sein Ziel fand und nicht an einer unsichtbaren Wand abprallte. Tausende Male erklang in diesem Moment das surrende Geräusch abgeschossener Pfeile und Bolzen, und ein noch mächtigerer Windstoß heulte auf. Es gab keine Barriere, zumindest keine lückenlose. Dutzende anstürmende Skonen wurden getroffen und sackten mitten im Lauf, zum Teil unter grotesken Verrenkungen in sich zusammen, viele weitere stolperten über die Gefallenen. Die vor mir knienden Männer hoben die Speere an, der Lärm wurde ohrenbetäubend, während ich blitzschnell die Armbrust umschnallte, mein Schwert zog und meinen Körper anspannte. Die Löcher vor unseren Reihen brachten viele weitere Angreifer zu Fall, doch noch viel zu viele kamen bis auf etwa fünfzehn Schritt heran, stießen sich ab und sprangen. Im letzten Moment vor dem großen Aufprall erkannte ich, dass diese mächtigen Kämpfer im Flug blitzschnell ihre Waffen zogen, dann war nur noch Chaos um mich herum. Die erste Welle der Skonen war von den Speeren gebrochen worden, doch die zweite direkt dahinter erreichte uns. Das Krachen, das tausende Skonen beim Aufprall auf unsere, mit gezückten Schwertern und erhobenen Schilden wartenden Reihen erzeugten, war ohrenbetäubend. Fast die gesamte erste Reihe wurde durch den Aufprall von den Füssen gerissen! Auch direkt auf mich und Olk war einer zugeflogen. Wir hatten uns augenblicklich nah aneinander gedrängt und unsere Schilde zur Abwehr erhoben und doch hatte ich beim Aufprall das Gefühl, von einem Felsblock gerammt zu werden, so gewaltig war die Wucht. Wir taumelten nach hinten, wo die hinter uns Stehenden zur Seite wichen und sich ihrerseits nach vorne stürzten. Nur Augenblicke später waren auch wir wieder nach vorne gesprungen und sofort in die Kämpfe verwickelt. Vom großen Geschehen, dem Lärm, dem Einsatz der Magier oder der Schlacht nahm ich nun nichts mehr wahr, es gab nur noch die Gegner vor mir und den Kampf, solange bis kein Gegner mehr da war oder mich einer erledigte. Und das erschien wahrscheinlicher, denn es wurden immer mehr.
Innerlich jubelnd, aber trotzdem vor Anspannung zitternd und immer noch verwirrt, blickte Hael von seinem Beobachtungsposten andauernd durch das Fernrohr auf das Geschehen um die Stadt herum. Die Verteidigungslinien der Fußsoldaten wankten unter dem Ansturm bedenklich, vor allem im Osten, wo fünfzehntausend Mann von mittlerweile doppelt so vielen Kämpfern und tausenden Reitern angegriffen wurden. Doch heftige Windböen durch die feindlichen Reihen, Funkenregen, Blitze und ein unsichtbarer Schutz gegen Geschosse, alles das Werk der Magier, die tatsächlich ihren Widersachern überlegen waren, sowie der Mut und die Entschlossenheit der Soldaten verhinderten vorerst den Durchbruch. Der Lärm, der durch die Stadt und zu Hael hinauf getragen wurde, war grauenhaft und das Gemetzel, das er durch sein Fernrohr erblickte ebenso. Der Ansturm der Feinde im Süden und Osten war ungebrochen. Dort war noch nichts entschieden, aber vor allem im Westen wankte die Schlachtreihe nun bedenklich gegen die Übermacht der Angreifer. Allerdings gerieten diese dort in Reichweite der Soldaten und Geschütze der Stadtmauern, die den Feinden schwer zu schaffen machten und fürchterlich unter ihnen wüteten. Im Norden und Nordosten dagegen war, auch durch das Wirken der Magier die Entscheidung nahe. Die Skelette waren durch den Ansturm von
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