Alvion - Vorzeichen (German Edition)
unten und ließ das Schwert zu Boden gleiten. Da mein Pferd scheinbar nicht demselben Einfluss unterlag wie ich, musste ich absteigen, um zu Damas zu gelangen und während ich auf ihn zuging, wanderte seine andere Hand langsam seinen Körper entlang und betastete den Bolzen, der sich tief in seinen Körper gebohrt hatte, während ein gewaltiger Blutstrom aus der Wunde schoss und immer noch durch die Luft wanderte. Bestürzt und langsam drehte er seinen Kopf und blickte ungläubig auf mich herab. Vorsichtshalber legte ich einen weiteren Bolzen in die Armbrust und spannte sie, um ihn notfalls sofort töten zu können, doch Damas befand sich bereits in den letzten Augenblicken seines Daseins. Gleich würde er über den dunklen Fluss nach Chiora gehen. Ich berührte unbeabsichtigt sein Bein und schien ihn damit in die mich umgebende Blase zu holen, denn während um uns herum alles immer noch um ein Vielfaches langsamer ablief, wurden Damas’ Bewegungen wieder normal. Ich blickte ihm direkt in die Augen, die harten Augen eines überheblichen und selbstsüchtigen Mannes, der meinen Blick nun trotzig erwiderte.
„ Von Anfang an habe ich dich nicht gemocht, Alvion Trey!“, krächzte Damas mit letzter Kraft, während das Leben immer schneller aus ihm wich.
„ Warum hast du es getan, Damas?“, fragte ich nur.
„ Er bot mir mein Leben, Reichtum und Macht, Dinge, die ich hier in Solien nie erlangt hätte.“
„ War es das wert, Damas? Deine Heimat und dein Volk zu verraten? Ein Mann ohne Ehre zu werden?“
„ Das ist bedeutungslos!“, flüsterte er, während sich seine Lider immer wieder schlossen. Ein letztes Mal, mit allerletzter Kraft öffnete er noch einmal seine Augen und blickte mich voller Klarheit an. Seine Lippen bewegten sich in einem letzten Versuch etwas zu sagen, doch er brachte nur noch ein Röcheln hervor. Dann schlossen sich seine Augen, sein Körper wurde schlaff und er sackte im Sattel zusammen. Ich langte hinauf und zog, nach kurzem Zögern, den Bolzen aus Damas’ Körper, wobei seine Leiche aus dem Sattel glitt. Ich beachtete sie nicht weiter, denn für das, was er getan hatte, verdiente er es nicht besser, als in einem Massengrab verscharrt zu werden. Erst jetzt nahm ich die Geschehnisse um mich herum wieder wahr und mir wurde auf einmal bewusst, dass ich Lärm hören konnte und der Zeitablauf wieder normal war. Mehrmals musste ich blinzeln, fast so als wäre ich aus einer langen Bewusstlosigkeit erwacht. Vor mir erblickte ich Salinas regloses Gesicht, nur ihre Augen verrieten Erstaunen und Ratlosigkeit. Sie musterte mich einen langen Augenblick, dann schien ihr bewusst zu werden, dass wir immer noch mitten auf einem Schlachtfeld standen. Sie schloss ihre Augen wieder und konzentrierte sich. Sofort fegten erneut kräftige Windstöße über das Schlachtfeld, wirbelten Sandwolken empor und wieder konnte ich nichts um mich herum erkennen, weil ich meine Augen schützen musste. So plötzlich, wie er gekommen war, flaute der Sturm wieder ab, doch als ich die Augen wieder öffnete und mich kampfbereit machen wollte, erkannte ich, dass nirgendwo um mich herum noch gekämpft wurde.
Die Schlacht vor den Toren Perlias war zu Ende. Die letzten Reste feindlicher Kämpfer waren innerhalb weniger Minuten niedergemacht worden und gleich darauf stiegen Siegesschreie aus tausenden Kehlen zum Himmel empor.
Unter Absaloms Führung traten die Überreste der geschlagenen meridianischen Armee den Rückzug nach Süden an. In aller Ruhe ließ er die beiden Lager südlich von Perlia abbauen und gab dann Befehl zum Aufbruch. Zumindest um Verfolger machte er sich keine Sorgen, denn die Sieger würden erschöpft sein und er hatte ihnen gezeigt, dass er durchaus in der Lage war, ihnen gewaltige Magie entgegen zu werfen. Dennoch wusste er, dass er alleine nicht in der Lage war, die zahlenmäßig nun unterlegenen Truppen vor der Stadt zu belassen, vor allem weil von den unfähigen Schülern, die verantwortlich für diese Katastrophe waren, keiner mehr aufgetaucht war. Sie waren entweder gefallen oder geflohen, was sie aber nicht vor ihrer Strafe bewahren würde, dessen war er sich sicher. Er hätte sie gerne selbst zur Strecke gebracht, einen nach dem anderen, doch zuerst musste er die Soldaten in Sicherheit bringen und dann im Süden warten, bis weitere Magier an seiner Seite und neue Armeen bereitgestellt waren. Er blickte ein letztes Mal von jenem Hügel auf Perlia herab und schwor sich, zurückzukehren und blutige
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