Alvion - Vorzeichen (German Edition)
hatte, aber diese Narren hatten es nicht für nötig gehalten, auf ihn zu warten. Diesen Fehler würden sie allesamt mit ihrem Leben bezahlen und er selbst vielleicht auch. Es hatte ihn nur einige Augenblicke gekostet, herauszufinden, dass der Streitmacht Meridias eine totale Niederlage drohte. Die unerfahrenen, überheblichen Schüler hatten die Schlacht gewagt, ohne wirklich vorbereitet zu sein. Weder hatten sie dafür gesorgt, dass sie untereinander in Verbindung bleiben konnten, noch hatten sie irgendeinen Rat der erfahrenen Offiziere angenommen. So waren sie tatsächlich völlig überrascht gewesen, als sich die Tore der Stadt geöffnet und sich die Solier nicht nur zur Verteidigung aufgestellt hatten, sondern im Norden sogar zum Angriff übergegangen waren. Danach reihte sich Fehler an Fehler und jeder davon machte alles nur noch schlimmer. Die jungen, unerfahrenen Schüler verfielen schnell in Panik und handelten völlig kopflos, sodass ihre Truppen ohne klare Befehle auf sich selbst gestellt waren und die solischen Magier noch nicht einmal viel Mühe hatten, ihre hastig vorgetragenen Angriffe abzuwehren. Als das Unheil über Meridias Armee hereinbrach, war diese ohne jede Führung.
Absalom selbst wären die im Norden lauernden Reiter niemals entgangen und die jungen Magier hätten unter seiner Anleitung auch gegen die Mitglieder des Ordens vom Seelenwald bestehen können. Doch dazu war es zu spät. Die Schlacht war bereits verloren und alles, was Absalom nun noch tun konnte, war so viele Soldaten wie möglich lebend aus der Schlacht herauszuholen, um seinen eigenen Hals zu retten. Die aufmüpfigen Schüler würden alle sterben, so viel war jetzt schon klar, aber er selbst hatte vielleicht noch eine Chance, wenn er Molaar darlegen konnte, dass ohne ihn, Absalom, die Katastrophe ein noch größeres Ausmaß angenommen hätte. Ohne zu zögern trieb er sein Pferd einen Hügel hinunter, näher an das Geschehen heran. Kurz darauf begann er bereits, seinen ersten Zauber zu murmeln.
Hoch oben über der Stadt triumphierte Hael angesichts dessen, was er beobachten konnte. Der Sieg gehörte ihnen, es war nur noch eine Frage der Zeit. Im Westen der Stadt hatten die Reihen dem Ansturm standgehalten. Obwohl dort das Vierfache an Gegnern herangestürmt war, hatten sie nicht nachgeben. Außerdem hatte der Beschuss von der Stadt aus den Feinden schwerste Verluste eingebracht. Weil die nachdrängenden Skelette auch noch die Reiterei einklemmten, konnten diese kaum etwas ausrichten, und nachdem der Ansturm gebrochen worden war, entfaltete sich dort ein einziges Chaos. Schließlich waren aus dem Norden etwa fünftausend Reiter zu Hilfe geeilt. Die Verteidiger hatten breite Gassen gebildet und den Reiterangriff durchgelassen. Damit war dort alles entschieden gewesen, kein Gegner blieb übrig, der hätte fliehen können. Der Jubel der Sieger, inner-, wie außerhalb der Stadtmauern hallte in den Himmel hinauf. Auch im Osten war die Entscheidung nahe, denn dort setzte vom Norden aus eine wilde Flucht unter den Feinden ein. Zwar standen weiter südlich noch viele tausend Reiter, doch diese waren inmitten der Fußsoldaten eingeklemmt und damit völlig nutzlos, während die solische Reiterei aus dem Norden heranstürmte und die feindlichen Reihen einfach niederritt. Ein Teil war sogar noch weiter nach Osten ausgewichen und überflügelte in diesem Augenblick die feindliche Armee. Hael schloss einen Moment die Augen und dankte allen Göttern, die ihm einfielen, dann blickte er wieder nach Osten und erschrak. Hinter den feindlichen Reihen näherten sich blitzartig dichte, rötlich schimmernde Wolken und begannen schon im nächsten Moment, das gesamte Schlachtfeld einzuhüllen. Dann war nichts mehr erkennen, sondern nur noch ein gewaltiges Rauschen und Heulen hören und die Stadt schien sich im Zentrum eines gewaltigen Wirbels zu befinden.
Ein Stück hinter den Kämpfen beobachtete eine kleine Gruppe zu Pferd die Kämpfe und den nicht enden wollenden Strom von anstürmenden Reitern. Aus dem Norden kamen auch noch die neu formierten Fußsoldaten dazu, die nun ebenfalls im Laufschritt in Richtung des letzten verbliebenen Schlachtfeldes im Süden drängten.
Zu dieser Gruppe von Beobachtern gehörte der Befehlshaber der Armee, Melin, einige Offiziere seines Stabes und einige Wachsoldaten. Außerdem hatten sich drei Magier, Salina von Zelio, Samil von Gambero und Lamia von Ivis, vereint und konnten es sich nun erlauben, auszuruhen.
Weitere Kostenlose Bücher