Alvion - Vorzeichen (German Edition)
würden bald enden.
Wo ich auch hinsah, war absolute Unordnung, hier waren feindliche Kämpfer, dort wieder unsere, dort war es wieder anders. Rechts von mir sah ich eine berittene Abteilung des Feindes in Formation heranstürmen, noch nicht einmal hundert Schritt entfernt, doch plötzlich prallte die gesamte Reihe gegen ein unsichtbares Hindernis und die Reiter wurden aus den Sätteln gerissen. ’Magier’, war der einzige Gedanke, der mich durchzuckte, dann erreichte ich auch schon mein Ziel, die Gruppe, die in erheblicher Bedrängnis war. Ich zerrte einen Kragier aus dem Sattel, ließ ihn einfach liegen und stürmte im nächsten Moment schon durch die provisorische Formation der Soldaten, die die Gruppe beschützten und mich dank meiner Uniform gewähren ließen. Es war kein sehr großer Kreis, und in seinem Inneren waren auch nur zehn berittene Personen, die nicht in den Kampf eingriffen. Auf Anhieb erkannte ich Melin, den Befehlshaber, der auch bei meiner Befragung anwesend gewesen war. Einige Uniformierte erkannte ich nicht, entweder, weil sie mir unbekannt waren, oder weil ich ihre Gesichter nicht sehen konnte. Außerdem sah ich drei Gestalten in langen Kutten, mit ins Gesicht gezogenen Kapuzen, und, für einen Augenblick, erkannte ich das Gesicht von Salina unter ihrer Kapuze. Sie hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sich angestrengt auf irgendetwas.
Wie waren die Befehlshaber und die Magier nur hierher geraten? Sie hätten weit weg sein und die Schlacht aus der Ferne betrachten sollen, stattdessen waren sie nun mittendrin und in allerhöchster Gefahr, denn, auch wenn um uns herum wohl unsere eigenen Truppen standen, hier, inmitten der gewaltigen Unordnung, wurden wir von Feinden bedrängt. Es war absoluter Irrsinn, denn der Tod jedes einzelnen dieser Gruppe hätte unseren großen Sieg in eine Niederlage verwandelt.
Eigentlich wollte ich mich sofort umdrehen und wieder ins Kampfgeschehen eingreifen, doch irgendein verborgener Instinkt in mir ließ mich noch einmal einen prüfenden Blick auf die Gruppe nehmen und da geschah es auch schon. Gerade in jenem Moment, als ich ihn erkannte, hatte er auch schon sein Schwert durch eine Gestalt in einer Kutte gestoßen. Damas! Ich hatte es gewusst, das Gefühl das ich gehabt hatte, war richtig gewesen: Er war ein Verräter!
Gnadenloser, unbändiger Zorn brannte in mir auf, so heiß und kochend, dass ich beinahe in Flammen zu stehen glaubte. Dann geschah etwas sehr sonderbares: die Zeit schien stillzustehen und ich war unfähig, mich zu bewegen. Der Magier war inmitten eines anstrengenden Zaubers von dem tödlichen Stoß getroffen worden. Eine unendliche lange Zeitspanne schien zu vergehen, während der er aus weit aufgerissenen Augen mit einem Blick seine tödliche Überraschung ausdrückte. Dann sackte er in sich zusammen und kippte einfach seitlich vom Pferd. Damas hob sein Schwert bereits zum nächsten Schlag, doch noch hatte niemand in der Gruppe bemerkt, was gerade geschehen war. Gleich darauf bemerkte ich meinen Irrtum, zum einen, weil plötzlich jeglicher Lärm verstummt war, zum anderen, weil ich nirgendwo mehr auch nur eine kleine Bewegung erkennen konnte. Die Zeit stand nahezu still, doch gleichzeitig konnte ich mir dessen bewusst werden, Beobachtungen anstellen und überlegen. Da bemerkte ich, dass alles um mich herum anscheinend unendlich langsam ablief, denn als ich wieder zu Damas blickte, hatte er sein Schwert zum nächsten Streich erhoben. Dieser würde Salina treffen! Viel zu langsam wanderten ihre Augen zur Seite und blickten Damas mit Entsetzen an. Irgendetwas geschah, jedenfalls riss mich die Angst um Salina auch aus meiner körperlichen Starre. Wie von selbst langte meine Hand über die Schulter, zog die leichte Armbrust und nur einen kurzen Moment später, sandte ich meinem Ziel einen Bolzen entgegen. Damas’ Schwert war mittlerweile ein Stück weiter auf Salina zugewandert, deren Hände sich gerade zu einer abwehrenden Geste erheben wollten. Ich konnte beobachten, wie der Bolzen auf Damas zuflog und so stellte ich fest, dass um mich herum eine Art Blase zu existieren schien, in der die Zeit offenbar viel schneller ablief. Es erschien mir wie eine Ewigkeit, dann aber drang der Bolzen mit unerbittlicher Gewalt und einem hässlichen Knirschen unterhalb von Damas’ Schulter in dessen Seite. Mit einem Mal schien alle Kraft aus seinem Arm zu schwinden, denn dieser änderte auf einmal seine Richtung, sank dann langsam schlaff nach
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