Alvion - Vorzeichen (German Edition)
betrachtete sie mich noch misstrauisch, dann flog ein Lächeln auf ihre Züge, so bezaubernd, dass mir sogar im Sattel die Knie weich wurden.
„ Verzeih mir, Alvion, ich habe mich noch nicht einmal bei dir dafür bedankt, dass du mein Leben gerettet hast. Ich danke dir, von ganzem Herzen!“ Sie beugte sich aus dem Sattel zu mir herüber und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Ich konnte direkt spüren, wie ich errötete, und senkte meinen Blick, damit sie es nicht bemerkte. Dann wandte sie sich um und ließ mich alleine. Eine Weile stand ich noch wie erstarrt da und begann, über den Zauber nachzudenken, den Salina erwähnt hatte. Ich versuchte mich zu erinnern, ob ich irgendetwas Bestimmtes getan hatte, doch ich kam zu dem Ergebnis, dass es, wenn es überhaupt von mir ausgegangen war, unbewusst geschehen war. „Es ist in dir!“, fielen mir die Worte meiner Mutter ein, die sie einmal in meiner Kindheit zu mir gesagt hatte. Ich hatte mir bis zu diesem Augenblick niemals wirklich Gedanken darüber gemacht, damit würde ich nun anfangen müssen. Gleichzeitig fragte ich mich auch, warum ich Salina nicht die Wahrheit gesagt hatte, doch in diesem Fall vertraute ich meinem Gefühl. Der richtige Zeitpunkt würde kommen, noch war er aber nicht da gewesen. Nach einer Weile jedoch drifteten meine Gedanken vom Grübeln weg und ich sah beständig Salinas wunderschönes Gesicht vor mir und erinnerte mich an ihren Kuss. Lächelnd drehte ich mich um und ritt schließlich nach Süden auf die Stadt zu.
In den folgenden Tagen geriet ich immer wieder ins Träumen, sobald Salinas Gesicht vor meinem inneren Auge erschien, was mir sehr gut tat, da es mir gegen die immer wieder unvermittelt auftretenden Schreckensbilder der Schlacht half. In diesen Momenten wurde mir schließlich bewusst, dass die schöne junge Zauberin mein Herz gestohlen hatte.
K apitel 18
Drei Tage waren seit der großen Schlacht vergangen. Vor Perlia war man damit beschäftigt, deren gröbsten Spuren zu beseitigen. Den feindlichen Kriegern, die zu tausenden auf dem Schlachtfeld geblieben waren, hatte man die Waffen, Schilde und Rüstungen abgenommen und dann ihre Leichen verbrannt. Hier waren noch einmal die Künste der Magier gefragt, denn niemand wollte, dass der Geruch von verbrennendem Fleisch in die Stadt hineinzog und so sorgten sie dafür, dass die Rauchwolken ins freie Land abzogen. Ein ordentliches Begräbnis blieb ihnen verwehrt, weder waren dafür genügend Leute vorhanden, noch war der Gedanke, Invasoren würdevoll zu bestatten, sonderlich populär. Die brennenden Leichenberge waren ein grausiger Anblick gewesen, wie auch die Arbeit, sie zu Haufen aufzuschichten, nichts für zarte Gemüter gewesen war. Die gefallenen solischen Soldaten – es waren etwa zehntausend, die in den Kämpfen umgekommen waren – wurden in einer Reihe von Massengräbern am Rand des Seelenwaldes bestattet. Genau dabei hatte ich in den letzten Tagen geholfen, um den Gefallenen die letzte Ehre zu erweisen. Es war keine angenehme Tätigkeit, aber es nicht zu tun, wäre mir auch unanständig vorgekommen, schließlich hoffte ich ja umgekehrt auch darauf, nach meinem Tod in Würde beerdigt und nicht namenlos verscharrt zu werden oder irgendwo verrotten zu müssen.
Mittlerweile war wenigstens wieder Platz in der Stadt, da der Großteil der Soldaten ein Lager außerhalb bezogen hatte. Durch die Plünderung der verlassenen feindlichen Lager im Osten und Norden war viel Belagerungsgerät, tausende Zelte, noch mehr Waffen und Vorräte in unsere Hände gefallen. All diese Dinge waren in den vergangenen Tagen zur Stadt geschafft worden. Es hatte nicht einmal einen Tag gedauert, da blühte das städtische Leben bereits wieder, als hätte es die vorherigen Ereignisse nicht gegeben oder als würden sie schon lange zurückliegen. Am Tag des Sieges hatte es noch ein großes Fest in der ganzen Stadt gegeben, das bis weit in die Nacht hinein gedauert hatte, doch am nächsten Tag war bereits damit begonnen worden, die Spuren der Schlacht zu beseitigen. Während jener Tage hatte ich allerdings kaum etwas wahrgenommen, so sehr hatte ich mich in den Gedanken an Salina und in meiner Verliebtheit verloren. Leider gingen mit dieser Verliebtheit, die für mich völlig fremd und neu war, auch trübe Gedanken einher. Auf der einen Seite bemerkte ich mit Erstaunen, wie einfach es war, sich in eine Phantasiewelt zu flüchten und schwärmerisch von der zauberhaften Magierin zu träumen, auf der anderen
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