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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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wiederholte ich meine Frage ein drittes Mal und fügte noch hinzu: „Was ist geschehen?“
    Sie blickte mich mit strenger Miene an, antwortete jedoch sanft:
    „ Du bist in Vylaan, Alvion, an einem Ort, der hier Zuflucht für die Mitgliedern unseres Ordens ist. Du warst lange bewusstlos und hast mir große Sorgen bereitet!“, sagte sie schon eine deutliche Spur strenger. Ich entsann mich jenes Augenblicks, als ich in abgrundtiefer Dummheit den Skonen angegriffen hatte und plötzlich dieser Pfeil in meiner Brust steckte, danach verblasste meine Erinnerung.
    „ Melin berichtete mir, dass du ohne jeden Verstand gehandelt hast! Du warst eigentlich schon jenseits der Schwelle des Todes, ehe ich dich wieder zurückholen konnte“, fügte sie noch hinzu und bedachte mich mit einem mehr als tadelnden Blick, sodass ich schuldbewusst und beschämt den Kopf senkte. Es gab nichts, was ich darauf hätte erwidern können, denn sie hatte absolut recht mit ihren Worten, und so schwieg ich und schämte mich vor ihr.
    „ Wieso, Alvion?“, fuhr sie fort und nun lag nicht mehr jene Strenge in ihren Worten, sondern eine leise Verzweiflung. „Ich habe dich bei Bilonia im Kampf beobachtet, ich habe gesehen, wie du dich in gefährlichen Situationen verhältst und gesehen, wie nüchtern und kühl du Gefahren abwägst. Du hast völlig unnötig dein Leben aufs Spiel gesetzt und hättest es beinahe verloren. Wieso?“
    Einen kurzen Augenblick lang trafen sich unsere Blicke, doch die Verzweiflung, die als kleine Tränen in ihren Augen glitzerten, machten es mir unmöglich sie länger anzublicken. Ich wollte irgendetwas sagen, um mich zu rechtfertigen, doch es gab keine Rechtfertigung und meine Lippen schienen wie versiegelt zu sein. Ein Schmerz entbrannte in meiner Brust und dieser hatte seinen Ursprung nicht in der Verwundung, sondern entsprang dem Gefühl, auch das letzte Fünkchen Hoffnung, sie auf irgendeine Art für mich zu gewinnen, erlöschen zu sehen. Meine Gefühle mussten mir deutlich anzusehen sein, denn Salina erschrak unvermittelt, als ich ihr wieder ins Gesicht blickte.
    „ Hast du Schmerzen?“, fragte sie bestürzt und aufgeregt.
    „ Ja“, erwiderte ich krächzend und musste über die Ironie der Situation lachen, was sofort ein gequältes Husten nach sich zog. „Aber das ist es nicht, Salina“, konnte ich dann endlich antworten. „Es ist“, doch jetzt versagte mir die Stimme und ich kämpfte mit aller Macht gegen die Tränen an.
    „ Was ist es dann, Alvion?“, fragte sie nunmehr fast flehentlich. „Verrate mir, was dich dazu bewogen hat, dein Leben unnötig aufs Spiel zu setzen? Dies war nicht die Tat des Mannes, den ich zuvor kennengelernt hatte, es war die Tat eines zutiefst Verzweifelten! Oder die, eines Dummkopfs!“, fügte sie noch hinzu, heftiger, als sie wohl beabsichtigt hatte.
    „ Wahrscheinlich beides“, murmelte ich schwach und hob den Blick. Tränen strömten ihr nunmehr über das Gesicht und jedes ihrer Worte schien mir einen Dolch mitten ins Herz zu stoßen, doch gleichzeitig breitete sich eine unbekannte Gelassenheit in mir aus. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich nichts, überhaupt nichts mehr zu verlieren hatte und dies gab mir die Kraft, ihr zu antworten.
    „ Ich konnte die ganze Zeit nur an dich denken, Salina“, begann ich und die innere Gelassenheit schien meiner Stimme Kraft zu verleihen. „Ich war ständig unaufmerksam und auch in jenem Moment konnte ich nicht ruhig überlegen. Er hatte diesem Soldaten die Kehle durchgeschnitten und im selben Moment wurde meine ganze Verzweiflung zu blinder Wut, die ich nun endlich gegen etwas richten konnte. Ich habe dich im ’Königshof’ gesehen, Salina und schon vorher hatte ich andauernd nur dich vor Augen. Immer wieder erkannte ich, wie unerreichbar du für mich warst und wie sehr ich mir in meinem Inneren gewünscht hatte …“ Ich sprach nicht mehr weiter. Irgendwie brachte ich es immer noch nicht fertig, es auszusprechen, sondern presste stattdessen meine Lippen aufeinander und schwieg. Salinas Gesicht war zu einer starren Maske geworden und ich glaubte zu erkennen, wie sich Schuldgefühle und eine Woge des Mitleids in ihr den Weg bahnten.
    „ Alvion“, flüsterte sie fast unhörbar und doch glaubte ich, genau jene Gefühlsregungen aus ihren Worten zu hören. In diesem Moment wünschte ich mir, der Pfeil hätte besser getroffen. Es machte mich wütend, denn ich wollte nicht von ihr bemitleidet werden oder der Auslöser für

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