Alvion - Vorzeichen (German Edition)
leicht spöttischen Lächeln beobachtet hatte.
„ Ich danke Euch für Eure Informationen, Zelio, sie helfen uns, die gesamte Lage besser zu erfassen. Verzeiht diesen Tumult, es wird nicht noch einmal vorkommen“, funkelte er die Versammelten drohend an. „Ehe ich mich nun wieder unserer Lage zuwende, darf ich Euch noch fragen, was Ihr heute Morgen meintet, als Ihr von einer Zusammenkunft hier in Vylaan gesprochen habt? Und wofür braucht Ihr eigentlich Zugang zum Archiv der Akademie?“
Zelio lächelte ihn verständnisvoll, und fast gnädig an, dann antwortete er in ruhigem Ton.
„ Leider darf ich Euch nicht in die Geheimnisse unseres Ordens einweihen, Melior, doch ich habe in unserem großen Archiv mehrere Entdeckungen gemacht, denen ich hier in Vylaan mit einigen meiner Ordensgeschwister nachgehen werde. Falls unser Vorhaben gelingt, werden wir Solien zumindest eine Zeit lang wirklich entlasten können! Vielleicht gelingt es uns sogar, einen Weg zu finden, wie diese furchtbare Bedrohung abgewendet werden kann. Doch hütet Euch davor, zu viel Vertrauen in uns zu setzen, denn dies alles ist noch sehr ungewiss!“
Trotz dieser Worte breitete sich unter den Anwesenden wieder etwas Hoffnung aus und nach einer Weile erhob sich Melior.
„ Nun gut, das reicht mir für den Moment. Ich glaube jeder von uns hat genug, worüber er nachdenken kann. Wir treffen uns in ein paar Stunden wieder, dann erwarte ich vernünftige Vorschläge! Kommt Zelio“, wandte er sich an den Magier, „ich besorge Euch die Vollmacht!“
Damit beendete er die Versammlung und verließ, von Zelio gefolgt, den Raum, wo sofort wieder heftige Wortgefechte ausbrachen.
Abends lag Melior halb unter seiner Decke und starrte grübelnd vor sich hin.
„ Glaubst du, die Magier werden es zum Guten wenden können?“, erklang die Stimme Temas neben ihm. Melior drehte seinen Kopf und betrachtete nachdenklich ihren nackten Körper.
„ Ich hoffe es, bei den Göttern, ich hoffe es!“, murmelte er seufzend und beugte sich über sie.
Etwa zur selben Zeit kochte Molaar in Tar Naraan vor Wut.
„ Vor kurzem hast du mir geschworen, Perlia zu erobern, Absalom und nun wagst du es mir zu erzählen, dass deine Streitmacht um über hundert Meilen zurückgewichen ist? Du elender Wurm, wie konnte das geschehen?“, brüllte Molaar dem Ebenbild Absaloms auf dem Spiegel an der Wand zu und konnte sich kaum noch beherrschen. Absalom zitterte vor Angst, doch bemühte er sich, es sich nicht zu sehr anmerken zu lassen.
„ Es war der Ungestüm der vier Schüler, die Ihr hier in meiner Obhut belassen habt, Meister! Sie wollten Euch einen Triumph zu Füßen legen, den sie ohne mich errungen hatten, und ließen ohne mein Wissen die Schlacht beginnen. Durch ihre Unerfahrenheit und ihre unausgereiften Kräfte waren sie kein Gegner für die Mitglieder des Ordens vom Seelenwald. Sie tappten in eine Falle, die mir niemals entgangen wäre, und gaben damit das Heer dem Verderben preis, ein Verderben, das sie nicht mehr aufhalten konnten. Als ich den Ort des Geschehens erreichte, konnte ich nur noch versuchen zu retten, was noch zu retten war. Ich habe zwanzigtausend Soldaten aus der Schlacht holen können, Meister!“, endete Absalom und senkte demütig den Kopf. Er hatte seinen ersten Trumpf ausgespielt, nämlich, dass er wertvolle Kämpfer vor der Vernichtung hatte bewahren können.
„ Zwanzigtausend?“, brüllte Molaar wie von Sinnen. „Ein Fünftel? Von einer Armee, die mit Perlia leichtes Spiel hätte haben sollen, sind nur so wenige der Vernichtung entgangen?“
„ Ja, Meister! Ich bedauere es zutiefst, doch es stand nicht in meiner Macht, mehr zu tun, denn die meisten waren zum Zeitpunkt meines Eingreifens bereits gefallen.“
Molaar beruhigte sich etwas und überlegte einen Augenblick, ehe er sich erneut an Absalom wandte.
„ Wo sind diese Schüler jetzt, Absalom?“, fragte er plötzlich mit eisiger Ruhe.
„ Sie sind geflohen, Meister! Bisher konnte ich ihre Verfolgung nicht aufnehmen, da ich annahm, dass die Sicherheit unserer Truppen und das Halten der eroberten Gebiete Vorrang hätten.“
„ Ausnahmsweise hast du richtig gedacht, Absalom! Du wirst vorerst bleiben, wo du bist und die nachrückenden Verbände aus dem Süden mit deinen Truppen zu einer neuen Streitmacht formieren, die Perlia noch in diesem Sommer nehmen wird! Bei Anbruch des Winters wird diese Streitmacht an der Südmauer stehen, oder meine Wut wird schrecklich sein, Absalom!“,
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