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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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den dunklen Wald, in dem die Magier, einer nach dem anderen, verschwunden waren, gestarrt. Ohne sie anzublicken, hatte Zelio nach einer Weile zu ihr gesagt:
    „ Hast du verstanden, was heute hier gesprochen wurde, Salina?“,
    und Salina hatte seinen Blick mit feuchten Augen erwidert.
    „ Ja, Meister, ich habe verstanden, dass viele Unschuldige ihr Leben verloren haben und dass die Abtrünnigen daran schuld sind!“
    Da erst hatte Zelio sie angeblickt, die Hand auf ihre Schulter gelegt und genickt, auch wenn ihm der seltsame Unterton in ihrer Stimme nicht verborgen geblieben war.
    „ Meister, was sind die Lynen, von denen ihr zuvor gesprochen habt?“
    „ Die Lynen waren das älteste Volk Velias, Salina. Sie sind seit beinahe zweitausend Jahren vom Angesicht der Welt verschwunden. Viele hundert Jahre herrschten sie über alle Völker. Blühende Städte, wunderbare Künste und große Weisheit waren Merkmale lynischer Kultur, von der alle anderen Völker wie Kinder an der Hand geführt wurden, allerdings auch furchtbare Kriege, die letztendlich zu ihrem Untergang führten.“
    „ Und darum sind sie verschwunden?“  Zelio nickte.
    „ Es gab einen schlimmen Krieg, der erst durch das Eingreifen der Götter endete. Ihre Städte wurden zerstört und fast alle Zeugnisse ihres Daseins verschwanden ebenfalls. Ein paar hundert Lynen verblieben am Ende ihrer Zeit mit Gefährten aus dem Volk der Menschen noch auf einer kleinen Insel namens Alyra, weitab des Festlandes, doch schließlich starben die alten Lynen und zurück blieb nur das Volk der Lyraner, entsprungen den Verbindungen zwischen Lynen und Menschen. Daher galten die Lyraner als Erben der Lynen, auch wenn sie niemals wieder in der Geschichte größere Bedeutung erlangten. Ihre überlieferten Sagen und Legenden berichten von einem Ruf der Götter, dem die Lynen Folge leisten mussten. Doch wohin sie gegangen sind, weiß niemand, lediglich Gerüchte ranken sich darum, dass ein Teil ihres Volkes an einen mystischen Ort gebracht wurde.“
    „ Und was geschah, als sie verschwunden waren, Meister?“
    Zelio hatte gelächelt, weil Salina auf diese Weise endlose Stunden weiterfragen konnte.
    „ Mit dem spurlosen Verschwinden der Lynen beginnt die von den großen Ländern übernommene Zeitrechnung Velias, denn dies war die Epoche, als die ersten Weisen, die nicht dem lynischen Volk entstammten, anfingen, schriftliche Zeugnisse anzufertigen. Danach beginnen jene Jahrhunderte, deren Geschichte ich dich schon gelehrt habe, die Zeiten der andauernden Kriege.“
    „ Meister? Werden wir kämpfen?“, hatte sie gefragt und in ihren Augen leuchteten Kampfeslust und Eifer.
    „ Wir werden es entscheiden, wenn es soweit ist, Salina. Es ist uns verboten, in die Kämpfe der Völker einzugreifen und dies mit gutem Grund! Der Codex unseres Ordens verbietet es, denn die Macht, die Magier entfesseln können, darf niemals zu Kriegszwecken verwendet werden, dies lehrte uns das Ende der Lynen! Zügle deinen Eifer, es ist nicht die Aufgabe und das Streben eines Magiers, zu kämpfen! Vergiss das niemals, Salina!“
    „ Ja, Meister!“, hatte Salina gehorsam geantwortet, doch das Feuer der Leidenschaft war tief in ihr entflammt und sie erinnerte sich noch genau, voller Ungeduld in den Sternenhimmel geblickt zu haben, ehe sie Zelio durch das hohe Gras in Richtung des Sees folgte, von dessen Oberfläche dünne, weiße Nebelfäden aufstiegen und sich wie ein Schleier über das Land legten.
     
    Der Sommer schien in diesem Jahr überhaupt kein Ende finden zu wollen. Der Monat Lamis, dessen Beginn zugleich den Anfang des Herbstes markierte und der bereits wieder zur Hälfte vergangen war, war wie ein weiterer unglaublich heißer Sommermonat. Normalerweise begannen die Nächte in Zentralsolien bereits gegen Ende des Geras merklich kühler zu werden und tagsüber dauerte es schon mehrere Stunden, bis es wirklich warm geworden war, doch in diesem unglückseligen Jahr war noch nichts von einem Wetterwechsel zu spüren.
    Zelio saß einige Zeit wie erstarrt im Archiv der Magier im Seelenwald, das er nach einigen Tagen in Vylaan wieder aufsuchen musste, um weitere Studien zu betreiben, da die Schriften, die er in Vylaan gesichtet hatte, wiederum auf andere hinwiesen, die nur im Archiv des Ordens zu finden waren. Selten hatte er in seinem Leben so oft und so leidenschaftlich geflucht wie in jenen Tagen.
    Eine Flut von schlechten Nachrichten hatte ihn gestern und am heutigen Tage erreicht. Gestern war

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