Alzheimer und Demenzen
wichtigen Eckpunkte seines Lebens aus seiner Erinnerung, ist er desorientiert und hilflos.
Aus diesem Grund empfiehlt die Autorin Jennie Powell, Angehörigen ein Erinnerungsalbum für den Kranken – im Optimalfall gemeinsam mit ihm – anzulegen. Es unterstützt ihn darin, sich an die wichtigen Eckpunkte seines Lebens zu erinnern.
Ein Erinnerungsalbum ist ein kleines Fotoalbum, das chronologisch die wichtigsten Ereignisse, Orte und Personen im Leben des Kranken dokumentiert. Die Dokumente können Fotos, Urkunden, Zeugnisse, Zeitungsausschnitte, Eintrittskarten usw. sein. Am günstigsten ist es, so Powell, wenn man ein 10 x 15 Zentimeter großes Fotoalbum verwendet. Hier kann man auf die eine Hälfte einer Doppelseite die Fotografie oder eine andere Erinnerungsstütze einkleben, auf der anderen sollte eine genaue Beschreibung des Bildes gegeben werden. Diese genaue Beschreibung hat 2 Funktionen: Zum einen kann sich der Kranke selbst der Bildinhalte vergewissern, wenn sein Gedächtnis schwächer und er sich hinsichtlich der Details unsicher wird. Zum anderen können so fremde Personen, die den Kranken erst kennenlernen, durch die genauen Beschreibungen im Erinnerungsalbum erfahren, was die Bilder darstellen und welche Bedeutung sie für den Kranken haben.
Damit ein Erinnerungsalbum seine Funktionen erfüllen kann, sollte es chronologisch die wichtigsten Informationen über das Leben des Kranken enthalten: Wann und wo wurde er geboren, was waren die Eltern von Beruf und wie waren sie? Gibt es Geschwister, wie viele, wo leben sie jetzt? Welche Schulen hat er besucht, welche Berufsausbildung absolviert, mit was hat er sich gerne beschäftigt, was waren seine »großen Leistungen«, worauf war er immer stolz? Ein langes Leben wird viele verschiedene Facetten haben.
Das Erinnerungsalbum
Ein Erinnerungsalbum hilft auch dabei, anderen Menschen die wichtigen Lebensbotschaften des Demenzkranken aufzuzeigen. In der Altenpflege weiß man schon lange um den wichtigen Stellenwert der Biografiearbeit: Denn ich kann nur dann einen Menschen gut betreuen und versorgen, dessen Bedürfnisse ich kenne.
Das Erinnerungsalbum ist auch in solchen Situationen von Bedeutung, in denen ich die Betreuung bzw. Pflege nicht leisten kann, und daher andere Personen diese Aufgabe übernehmen. Wenn ich z. B. selbst für einige Zeit ins Krankenhaus muss, wenn ich beruflich stark belastet oder aus irgendwelchen anderen Gründen verhindert bin, die Fürsorge für den Kranken zu leisten, wird er in dieser Zeit meist durch Sozialstationen, in Kurzzeitpflegeheimen, Tagesstätten oder andere Institutionen versorgt.
Für die Menschen, die hier arbeiten, ist der Kranke zunächst eine fremde Person. Sie kennen ihn weder näher, noch sind sie über seine Familienverhältnisse informiert. Sie wissen nicht, wen sie da vor sich haben, kennen nicht seine Bedürfnisse und Wünsche, sind nicht vertraut mit seiner Lebensgeschichte! Das genaue Wissen über einen Menschen, der an einer Demenz erkrankt ist, ist aber die Grundlage für eine gute und vertrauensvolle Fürsorge. Nur wenn ich einen Menschen kenne, verstehe ich seine Selbstoffenbarungsnachrichten, nur wenn ich weiß, wer er ist, kann ich einfühlsamen Umgang mit ihm pflegen, seine Bedürfnisse erkennen, seine Sorgen begreifen und ihn so in seinem Sinne betreuen und pflegen.
In den meisten Lehrbüchern für Kranken- und Altenpflegeberufe wird betont, von welch zentraler Bedeutung es für die Pflege ist, den Patienten und seine Lebensgeschichte zu kennen. Dennoch ist es leider noch häufig traurige Realität, dass Schwestern und Pfleger demenzkranke Patienten betreuen, von denen sie gerade einmal Namen und Alter kennen und wissen, welche Medikamente sie einnehmen müssen. Auch wenn die Pflegepersonen dies selbst als großes Problem erkennen, ist es ihnen meist kaum möglich, daran etwas zu ändern. Bei einem demenzkranken Menschen kann erschwerend hinzukommen, dass es ihm selbst gar nicht mehr möglich ist, den Pflegenden sein Leben zu erzählen. Ein mitgebrachtes Erinnerungsalbum kann hier eine wichtige Grundlage für eine individuelle Pflege und personenzentrierte Fürsorge sein.
Gespräche über das bisherige Leben
Ich mache vielleicht immer wieder die Erfahrung, dass der Demenzkranke sehr oft, vielleicht sogar ausschließlich über die Vergangenheit spricht. Mit dem Wissen um die Gedächtnisbeeinträchtigungen, die durch eine Demenzerkrankung verursacht werden, wird dieses Verhalten verständlich: Da
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