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Alzheimer und Demenzen

Alzheimer und Demenzen

Titel: Alzheimer und Demenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prof. Dr. Sabine Engel
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in erster Linie Kurzzeitgedächtnisleistungen gestört sind, kann er neuere Erlebnisse und jüngere Ereignisse nicht mehr abspeichern. Was bleibt, sind die Erinnerungen an lange zurückliegende Geschehen. Das ständige Bedürfnis, über diese alten Erinnerungen zu sprechen, lässt sich aus psychologischer Hinsicht auf 4 Gründe zurückführen:
Wenn sich der Kranke aufgrund seiner Kurzzeitgedächtnisstörungen an kurz zurückliegende Ereignisse nicht mehr erinnern kann und dennoch das kommunikative Bedürfnis hat, sich mit anderen zu unterhalten, bleibt ihm keine andere Möglichkeit, als über das zu sprechen, was er noch weiß: alte Erinnerungen.
Es gibt dem Kranken das gute Gefühl, dass er auch noch Stärken hat, wenn er über Dinge spricht, die er noch weiß.
Es vermittelt dem Kranken Sicherheit, wenn er sich über das Erzählen alter Erinnerungen seiner Lebensgeschichte vergewissern kann.
Manch ein Kranker wird wohl zum häufigen »Auffrischen« der alten Erinnerungen motiviert, weil er Angst hat, die alten Erinnerungen könnten ihm auch noch verloren gehen – und mit ihnen sein Selbst.
    Es ist für den Kranken daher eine große Unterstützung und Förderung, wenn ich mich immer wieder auf diese Reisen in die – möglicherweise selbst erschaffene – Vergangenheit des Kranken einlasse und ihn dazu anrege, von früher zu erzählen. Über solche Anregungen können sogar Kranke, die von sich aus gar kein Gespräch mehr beginnen und beinahe völlig verstummt sind, zur Kommunikation aktiviert werden. Aus der Alternspsychotherapie wissen wir übrigens, dass sich auch das Wohlbefinden vieler älterer nicht-demenzkranker Menschen verbessert, wenn sie ihre Lebensgeschichte einem empathischen Zuhörer erzählen können.
Welche Themen sind geeignet?
    Folgende Themen, die alte Erinnerungen bei Demenzkranken wachrufen können, werden zum Beispiel von Powell empfohlen:
    Kindheit: aufregende Erlebnisse – Verhältnis zu den Eltern, Großeltern und Geschwistern – Krankheiten – ein schönes Erlebnis – Schulzeit – Lieblingslehrer – bester Freund/Freundin – Kleidung – Freizeitbeschäftigungen – Spiele – Haustiere – Lieblingsspielzeug – Ängste
    Junges Erwachsenenalter: erste Tätigkeit nach der Schule – erster Verdienst – Freizeitbeschäftigungen – Tanzveranstaltungen – erste Liebe – Urlaube – Beruf
    Bestimmte Utensilien wie alte Fotos, alte Haushaltsgegenstände oder andere persönliche Dinge von früher können das Erinnern noch erleichtern. Eine große Erinnerungsstütze sind möglicherweise auch alte Volkslieder oder Schlager von früher.
Musik aus früheren Zeiten
    Musik spricht direkt die Emotionen des Menschen an, ohne dass hierfür bestimmte Sprach- und Denkleistungen erforderlich wären. Daher ist der Einsatz von Musik bei der einfühlsamen Kommunikation mit Demenzkranken besonders geeignet. Dies gelingt natürlich nur dann, wenn ich weiß
welche Lieder in der Kindheit des Kranken und in seiner Schulzeit gesungen wurden,
ob in seiner Familie musiziert wurde,
ob der Kranke in einem Chor mitgesungen hat,
ob er selbst ein Instrument gespielt hat,
ob ihm Kirchenbesuche und die dazugehörige Orgelmusik etwas bedeutet haben,
ob er bei Wanderungen gesungen hat,
ob er gerne tanzen ging,
ob er ins Kino oder auf Volksfeste ging,
ob zu bestimmten Familienfesten besondere Musik gespielt wurde und
ob er in der letzten Zeit gerne Musik hörte und welche Stilrichtung.
    Musik kann unterschiedlichste Gefühle hervorrufen, je nachdem in welcher früheren Lebenssituation sie gehört wurde. Das bedeutet aber auch, dass Musik bei einem Demenzkranken nicht nur angenehme und schöne Gefühle anrühren kann, sondern möglicherweise auch Sehnsucht oder Trauer wachruft.Natürlich gehören auch traurige Gefühle zum Leben und sollen daher beim gemeinsamen Erinnern nicht ausgeklammert werden, doch tragen belebende, fröhliche Gefühle sicherlich eher zum Wohlbefinden des Kranken bei.
    Durch Musikhören können Erinnerungen wachgerufen werden, über die es möglicherweise viel zu erzählen gibt. So kann Musik auch einen Zugang zu bereits vergessen geglaubten Erinnerungen schaffen. Geistliche Musik ruft manchmal religiöse oder spirituelle Gefühle hervor und kann so zu Besinnung und innerer Gelassenheit führen.
    In jedem Fall kann der Kontakt mit spezieller, für den Kranken bedeutungsvoller, Musik zu seiner Entspannung und Aktivierung beitragen. Ein Blick in die Schallplattensammlung gibt Hinweise auf den

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