Alzheimer und Demenzen
Tätigkeiten unterbinden muss.
Im Umgang mit einem demenzkranken Menschen ist es daher in erster Linie wichtig herauszufinden, was er noch kann und was ihm Spaß macht und zu welchen Dingen er nicht mehr in der Lage ist. Denn Überforderung und das damit einhergehende Gefühl des Misserfolgs und Versagens sollten auf jeden Fall vermieden werden.
Natürlich hängt es sehr stark von dem Kranken und seinen (früheren) Interessen ab, welche Beschäftigungen ihm heute Spaß machen und ihn positiv stimulieren. Grundsätzlich sind solche Betätigungen gut für ihn, die ihn zwar in körperlicher, geistiger, sozialer und psychischer Hinsicht anregen, aber dennoch in lockerer, spielerischer Atmosphäre durchgeführt werden – ohne Zwang, Druck oder Konflikte.
Wie funktioniert aktivierende Fürsorge?
Die Interventions-Gerontologie ist die Wissenschaft von der Aufrechterhaltung bzw. Förderung der Alltagsfähigkeiten des älteren Menschen durch geeignete Maßnahmen. Durch zahlreiche interventionsgerontologische Forschungen konnte gezeigt werden, dass eine anregende Umwelt eine wichtige Voraussetzung für die Unterstützung und den Erhalt der Kompetenzen älterer Menschen ist.
Anregend bedeutet aber in gewissem Sinne auch fordernd: Es ist einem älteren Menschen also nicht gedient, wenn ihm alle Aufgaben, Arbeiten und Alltagsverpflichtungen abgenommen werden. Zum einen vermittelt dies dem Betroffenen schnell, dass er nicht mehr gebraucht wird. Zum anderen verhindert es aber auch, dass er sich mit den ihn umgebenden Dingen geistig auseinandersetzen muss: Er muss keinen Arbeitsschritt mehr durchdenken, nichts mehr planen, keine Entscheidungen mehr fällen, kein Problem mehr lösen. Was auf den ersten Blick wie eine Erleichterung aussieht, ist auf den zweiten Blick eher schädlich. Viel hilfreicher ist die aktivierende Fürsorge.
Idealerweise sollte der Betroffene in allen fünf dargestellten Bereichen gefördert bzw. eingebunden werden.
Möchte man aktivierende Fürsorge für einen Menschen ermöglichen, setzt dies eine genaue Kenntnis seiner Fähigkeiten und Fertigkeiten voraus. Seine Stärken und Ressourcen werden im Rahmen aktivierender Fürsorge durch geeignete Aufgaben und Beschäftigungen gefördert und gestützt, während solche Dinge, die der Betreffende nicht mehr kann, vermieden werden. Im Vordergrund stehen also Beschäftigungen, die der Demenzkranke erfolgreich durchführt und die ihm das Gefühl vermitteln, gebraucht zu werden.
In alltägliche Aufgaben einbinden
Jeder Mensch hat das Grundbedürfnis, gebraucht zu werden. Neben seinen sozialen Kontakten vermitteln ihm auch seine alltäglichen Aufgaben, dass sein Leben einen Sinn hat und dass er gebraucht wird. Dies gilt natürlich auch für Demenzkranke. Vielleicht neige ich als fürsorgliche Angehörige dazu, dem demenzkranken Familienmitglied alle Arbeiten abnehmen zu wollen, um ihn zu schonen, oder weil es einfach schneller geht, wenn ich es selbst erledige.
Für den Kranken ist es jedoch viel förderlicher, ihm »seine« Aufgaben zu lassen – im Sinne einer aktivierenden Fürsorge. Wichtig ist, dass seine Aufgaben seinen Fähigkeiten und Interessen entsprechen. Es ist außerdem sehr unterstützend für den Kranken, wenn die Aufgaben nach einem festen, unveränderten, ritualisierten Schema durchgeführt werden. Festgelegte Tagesstrukturen stellen einen wichtigen Beitrag einer »konstanten Umwelt« dar, wie sie im Rahmen der Selbst-Erhaltungs-Therapie (→ S. 120 ff., → 127 ff.) für den Kranken gefordert wird. Denn diese Strukturen geben dem Kranken Sicherheit und das Gefühl, eine wichtige Rolle innezuhaben, auf die sich andere verlassen.
Gedächtnistraining
Über Gedächtnistraining bei Demenzerkrankungen wurde in Fachkreisen viel diskutiert. Einige Fachleute lehnen es völlig ab, weil sie zum einen befürchten, dass dem Kranken durch die Beschäftigung mit Gedächtnistrainingsaufgaben erst deutlich wird, wie schwer seine Leistungsprobleme sind. Zum anderen sehen sie die Gefahr, dass der Kranke die Hoffnung hegt, durch intensives Gedächtnistraining seine Erkrankung zu heilen, und daher verbissen übt, sich völlig überfordert und schließlich resigniert aufgibt. Andere sehen in der Gedächtnisaktivierung eine sinn volle Aufgabe für den Kranken, durch die er nur profitiert, die ihm das Gefühl gibt, etwas für sich zu tun, durch die er noch vorhandene Fähigkeiten stabilisieren und somit möglicherweise den Verlauf des Krankheitsprozesses
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