Alzheimer und Demenzen
verlangsamen kann.
TIPP
Druck und Zwang vermeiden
Als Angehörige habe ich natürlich das Bedürfnis, den Kranken auf die bestmögliche Weise zu fördern und deshalb fällt es mir möglicherweise schwer einzusehen, dass für ihn (bestimmte) aktivierende Beschäftigungs- und Therapieformen nicht die richtigen sind – weil er sich durch sie unter Druck gesetzt und überfordert fühlt. Wieder muss ich mir dann in Erinnerung rufen, dass psychische und geistige Bereiche beim Menschen sehr eng verwoben sind, und dass der Demenzkranke daher von einer geistigen Aktivierungsform sowieso nicht profitieren wird, wenn die Durchführung zur psychischen Belastung für ihn wird. Diese Einsicht wird mir erst dann leichter fallen, wenn ich die Krankheit als ein unabwendbares Schicksal akzeptiert habe.
Manchmal ist Gedächtnistraining nicht geeignet
Die Erfahrung hat gezeigt, dass es tatsächlich Demenzkranke gibt, für die Gedächtnisaktivierung nicht sinnvoll, möglicherweise sogar wirklich »schädlich« ist. Dies sind zum einen Menschen, die sich noch nie in ihrem Erwachsenenleben mit derartigen Aufgaben – wie sie im Gedächtnistraining eingesetzt werden – beschäftigt haben, und daher für sich persönlich keinen Sinn in einer solchen Beschäftigung sehen. Zum anderen profitieren auch diejenigen Demenzkranken nicht von solchen Aufgaben, die sich – aus welchen persönlichen Gründen auch immer – nicht mit ihren Gedächtnisstörungen auseinandersetzen möchten bzw. diese nicht akzeptieren können. Häufig steht hinter dieser Haltung Angst. Auch bei ihnen würde Gedächtnisaktivierung möglicherweise wirklich schädliche Folgen haben. Denn durch das Üben würde ihnen vor Augen geführt, was sie gar nicht sehen wollen, weil sie Angst haben, es nicht aushalten zu können: ihre Demenzerkrankung. Und zum dritten scheint Gedächtnistraining auch für diejenigen – meist schon sehr alten – Kranken keinen positiven Effekt zu haben, die von sich selbst sagen, für solche Aktivierungen schon zu »müde« zu sein. Diese Haltung muss nicht unbedingt Zeichen von Resignation oder Hoffnungslosigkeit sein, sondern kann einfach Ausdruck eines großen Ruhebedürfnisses sein und des Gefühls, einfach genug von Aktivität zu haben. Dieser Wunsch sollte hochbetagten Menschen auf jeden Fall erfüllt werden.
Gedächtnis positiv aktivieren
Für viele Kranke ist Gedächtnisaktivierung dagegen eine durchaus angenehme und stimulierende Beschäftigung. Dabei ist es jedoch sehr von Bedeutung, wie die Gedächtnisaktivierung angeleitet wird. Vorrangigstes Ziel sollte immer die Freude am Üben und der Erhalt der noch erhaltenen Kompetenzen sein, und nicht der Wiedergewinn von bereits verloren gegangenen Fähigkeiten. Daher ist eine spielerische Atmosphäre ebenso wichtig wie die Orientierung am Erfolgserlebnis. Um in jedem Fall Erfolgserlebnisse erzielen zu können, muss der Schwierigkeitsgrad der Übungen individuell an den Kranken und seine Beeinträchtigungen angepasst sein. Natürlich darf der Kranke auch hinsichtlich der Dauer des Übens nicht überfordert werden. Sinnvoll ist daher ein Abwechseln von Aktivierung und Entspannung.
Am sinnvollsten sind gedächtnisaktivierende Maßnahmen, wenn sie als Gruppenangebot durchgeführt werden. Jedoch sollte die Leitung der Gruppe unbedingt erfahren sein im sensiblen und einfühlsamen Umgang mit demenzkranken Teilnehmern.
Gymnastik, Bewegung und Geselligkeit
Zwischen dem psychischen Erleben eines Menschen und seiner Haltung und seinen Bewegungen besteht ein enger Zusammenhang. Die Gefühle drücken sich in der Haltung aus: Ein Mensch, der fröhlich ist, lächelt, ein Mensch, der zufrieden mit sich ist, hat einen aufrechten Gang, ein Mensch der niedergeschlagen ist, lässt – im wahrsten Sinne des Wortes – den Kopf hängen und blickt eher zu Boden.
wichtig
Doch es ist nicht nur so, dass sich psychisches Erleben durch körperliches Verhalten ausdrückt! Es lassen sich auch psychische Zustände durch körperliche Aktivierungen und Bewegungsübungen beeinflussen!
An dieser Erkenntnis setzt die psychomotorische Übungsbehandlung an: Bewegung und körperliche Aktivierung wird als Stimulation angesehen, die emotionales Verhalten, Wahrnehmung und Denken fördern kann. Sie gilt als ganzheitliche Behandlung, die auch soziales Verhalten fördern soll.
Körperliches Aktivieren, Bewegung, Gymnastik usw. unterstützen also nicht nur das körperliche Wohlbefinden, sondern stärken auch die geistige
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