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Alzheimer und Demenzen

Alzheimer und Demenzen

Titel: Alzheimer und Demenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prof. Dr. Sabine Engel
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entspannend für uns beide – den Kranken und mich – kann auch ein gemeinsamer Abendspaziergang vor dem Zubettgehen sein: Während des ruhigen Gehens kann man Abstand von den Aufregungen des Tages bekommen, denn durch die Dunkelheit stellt sich der Organismus auf die Schlafphase ein, sodass man müde wird. Diese Zeit der Entspannung gibt auch Raum, um den Tag zu reflektieren. Das Gegenteil von Ruhe und Entspannung ruft dagegen Fernsehen direkt vor dem Schlafengehen hervor. Für Demenzkranke, die ohnehin schon gefährdet sind, ihren Tag-Nacht-Rhythmus zu verändern, ist spätabendliches Fernsehen daher meist nicht empfehlenswert. Denn einerseits wirkt das Flimmern des Fernsehapparates dem natürlichen Müdewerden entgegen. Andererseits beschäftigen nervenaufreibende Inhalte den Geist noch in der Nacht, was bei Demenzkranken zu nächtlicher Unruhe und Verwirrtheit führen kann.
Tagesstrukturierung und -planung
    Vielen demenzkranken Menschen fällt es schwer, ihren Tag zu strukturieren. Sie haben vielleicht noch das Gefühl, dass sie etwas zu erledigen haben, wissen aber häufig nicht mehr, was es ist. Manchmal kennen sie noch ihre Aufgaben, doch können sie diese zeitlich nicht mehr richtig planen. Und ein anderes Mal wissen sie genau, was sie jetzt zu tun haben, doch ist es ihnen nicht möglich, die einzelnen Handlungsschritte, aus denen sich die Tätigkeit zusammensetzt, zeitlich und logisch richtig zu koordinieren. Wenn ich z. B. einen Kuchen backen will, muss ich zuerst eine große Schüssel, eine Waage und die Zutaten holen, dann das Mehl abwiegen, dann die anderen Zutaten zufügen usw. Auch wenn ich durchaus in der Lage bin, die einzelnen Handlungsschritte auszuführen, ist es mir dennoch nicht möglich, den Kuchen zu backen, wenn ich die Reihenfolge der Teilschritte zeitlich nicht richtig koordinieren kann.
Der morgendliche Tagesplan
    Ich kann dem Demenzkranken in meiner Familie sehr helfen, wenn ich ihn darin unterstütze, seinen Tag zu strukturieren. Dies kann mit unterschiedlichen Hilfsmitteln geschehen. Powell schlägt neben dem üblichen Terminkalender auch die Möglichkeit einer täglichen »Zuerledigen-Liste« vor. Mit genauen Zeitangaben kann da genau aufgelistet sein, was wann zu tun ist. Dies funktioniert natürlich nur dann, wenn der Kranke noch auf die Liste bzw. in den Kalender sehen kannund wenn er in der Lage ist, die Auflistung zu lesen, zu verstehen und die dort aufgelisteten Aufgaben auszuführen.
    Als Angehörige mache ich hierbei wahrscheinlich die Erfahrung, dass der Tagesplan besser nicht schon am Vorabend besprochen werden sollte, da dies dazu führen kann, dass der Kranke nachts unruhig wird, weil ihn die morgigen Aufgaben beschäftigen. Das kann sogar so weit führen, dass der Kranke nachts aufsteht, um die eine oder andere Arbeit gleich zu erledigen. Besser ist es dann, morgens den Tag zu strukturieren.
    Wenn ich nicht im selben Haushalt lebe wie der Kranke, kann ich vielleicht telefonisch morgens mit dem Kranken seinen Tagesplan durchgehen und ihn bitten, sich alles aufzuschreiben.
    Gelingt es jedoch nicht mehr, dass der Betroffene selbst auf dem Tagesplan nachsehen kann, was jetzt zu tun ist, und kann er die Tätigkeiten nicht mehr alleine ausführen, dann braucht er ganz konkrete Hilfe bei den Erledigungen, indem er jeden einzelnen Handlungsschritt nacheinander vorgegeben bekommt.
    wichtig
    Dies erfordert von mir natürlich viel Zeit und Geduld. Und vielleicht denke ich mir oft – zu Recht –, dass das alles viel schneller gehen würde, wenn ich die Arbeit selbst erledigen würde. Doch ist das Gefühl, nichts mehr zustande zu bringen, keine Aufgaben mehr zu tun zu haben, nicht mehr gebraucht zu werden, für den Betroffenen eine der stärksten Kränkungen, die er erfahren kann.
    Anleitung, Geduld und Strukturierung können dagegen den Selbstwert stabilisieren und zur Verbesserung der allgemeinen Situation beitragen.
Was tun bei Antriebslosigkeit?
    Viele Demenzkranke können sich allein nicht mehr beschäftigen. Dies muss aber weder zwingend daran liegen, dass es einfach gar nichts mehr gibt, was sie gerne unternehmen würden, noch daran, dass sie gar nichts mehr zustande bringen könnten. Ursache für ihre Unfähigkeit, eine Tätigkeit zu beginnen, können auch Antriebs- und Motivationsstörungen und allgemeine geistige Beeinträchtigungen sein.
    Dass depressive Krankheitszeichen wie Antriebs- und Motivationsstörungen im Rahmen einer Demenzerkrankung relativ häufig auftreten,

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