Alzheimer und Demenzen
wurde bereits auf Seite 43 beschrieben. Diesen depressiven Störungen sollte man unbedingt versuchen entgegenzuwirken, da sie für den Kranken selbst nicht selten einen großen Leidensdruck darstellen. Neben der medikamentösen Behandlung durch geeignete Antidepressiva kann auch die Motivation von außen sehr hilfreich sein.
Der äußere »Anstoß« fehlt
Viele Menschen, die unter Antriebsminderung leiden, wissen sehr wohl, was sie jetzt tun könnten oder wollten. Sie können nur nicht damit beginnen! Es ist, als könnten sie sich den Startschuss nicht geben. Kommt dieser »Anstoß« von außen, sodass die anfängliche Hemmschwelle überwunden werden kann, sind sie zum einen meist sehr wohl inder Lage, die Handlung erfolgreich auszuführen, und zum anderen hinterher zufrieden mit sich selbst, die Tätigkeit durchgeführt zu haben.
Die Balance zwischen Aktivierung und Ruhe finden
Überforderung vermeiden.
Das richtige Maß Motivation zu finden, bedeutet, einen Drahtseilakt zu vollziehen zwischen den beiden Extremen »die Untätigkeit akzeptieren« und »zu Aktivitäten motivieren«: So ist es zum einen nicht empfehlenswert, den Kranken völlig sich selbst und seiner Untätigkeit bzw. Antriebslosigkeit zu überlassen und keinen Versuch der Aktivierung mehr zu unternehmen. Zum anderen ist es aber auch nicht fördernd, ihn unentwegt motivieren zu wollen – möglicherweise sogar zu Tätigkeiten, die er nicht tun möchte, bzw. die er nicht mehr ausführen kann.
Beide Extreme sind für den Kranken und sein Wohlbefinden schädlich: Das ausnahmslose Akzeptieren von Untätigkeit und Apathie führt häufig zu starker Reizverarmung, Isolation und völligem sozialen Rückzug. Durch fortwährende Aktivierung kommt es andererseits schnell zur Überforderung und den damit verbundenen Misserfolgserlebnissen, zu Unruhe und möglicherweise Aggressionen. Das richtige Maß Aktivierung und gemeinsamen Beschäftigungen kann dagegen anregen, Spaß machen, die Stimmung heben, entspannen und das Gefühl vermitteln, etwas Sinnvolles getan zu haben.
Vorschläge machen
Doch auch allgemeine geistige Beeinträchtigungen können den Grund dafür darstellen, dass der Kranke von sich aus keine Beschäftigung beginnt: So hat er möglicherweise vergessen, was er in einer ähnlichen Situation wie der jetzigen früher immer getan hat oder er kann sich nicht erinnern, was ihm Spaß gemacht hat, oder er hat einfach keine Idee, was er tun könnte. Die Motivation von außen kann auch in diesem Falle helfen, eine geeignete Beschäftigung zu finden.
Das richtige Maß finden
Das richtige Maß zu finden – auch dies klingt in der Theorie ganz einfach, und ist in der Realität häufig eine der schwierigsten und psychisch belastendsten Aufgaben! Ausschlaggebend sollten immer die psychischen Reaktionen des Kranken sein: Wirkt er mit seinem Alltag zufrieden, dann spricht dies dafür, dass sowohl das Ausmaß an Anregungen und Aktivität als auch das an Ruhe und Untätigkeit seinen Bedürfnissen entsprechen.
Auch bezüglich dieser Problematik kann mir der Austausch mit anderen Angehörigen, die von ihren Erfahrungen berichten, helfen. So kann man gemeinsam im Gespräch eine Lösung erarbeiten. Denn in Gruppen, in denen Menschen in ähnlichen Lebenssituationen miteinander sprechen, finden meist sehr hilfreiche Prozesse statt: Der Einzelne hört von den Lösungsversuchen der anderen, ahmt manche nach und lernt dadurch neue Wege der Bewältigung.
(Gefährliche) Tätigkeiten verhindern
Viele Demenzkranke können nicht einsehen und verstehen, dass sie gewisse Dinge nicht mehr leisten können. Daher lassen sie nicht locker und bestehen darauf, bestimmte Aufgaben und Arbeiten weiterhin zu übernehmen, obwohl ich oftmals schon von vorneherein weiß, dass sie scheitern werden.
So kann es vorkommen, dass der Demenzkranke unbedingt einen Brief an eine Verwandte schreiben will, obwohl er schon seit einiger Zeit gar nicht mehr schreiben kann. Dennoch lässt er nicht nach und versucht stundenlang verbissen, den Brief zu verfassen, bis er schließlich völlig erschöpft und niedergeschlagen aufgibt. Im psychischen Erleben des Kranken hinterlässt diese frustrierende Situation möglicherweise tiefe selbstwertkränkende Spuren!
Vielleicht besteht der Kranke auch darauf, bestimmten Tätigkeiten wie bisher nachzugehen, obwohl er dazu gar nicht mehr in der Lage ist und bringt dadurch andere Menschen in Gefahr. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn er nach wie vor Auto fahren
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