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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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eigenartig es doch ist, dass sie es wirklich ist.
    Die Schlächterin von Klein-Burma.
    Und so, wie er Gelegenheit hatte, sie zu studieren, hat sie Zeit gehabt, ihn zu studieren. Natürlich. Er kann sich nicht erinnern, jemals vor einem Gespräch ein so umständliches Vorgeplänkel erlebt zu haben. Oder einer Vernehmung, oder worum handelt es sich nun?
    »Es gibt da wie gesagt einige Dinge, über die ich mit Ihnen sprechen muss«, erklärt er einleitend. »In erster Linie geht es um das Verschwinden Arnold Morinders, wir sind gerade dabei, eine Reihe alter, ungelöster Fälle noch einmal aufzurollen, und sind Ihnen dankbar für Ihre Zusammenarbeit. Aber es geht auch um den Mord an Ihrem Mann 1989, für den sie verurteilt wurden und in Haft gewesen sind, weil … nun ja, weil wir uns einbilden, dass diese beiden Geschichten zusammenhängen.«
    »Ich verstehe«, sagt Ellen Bjarnebo. Ihre Stimme ist ruhig und ziemlich dunkel. Angenehm, denkt Barbarotti.
    »Ich möchte Sie zunächst fragen, warum Sie sich bewusst vor uns versteckt gehalten haben. Mona Frisk und Sie haben mich angelogen, als ich versuchte, Kontakt zu Ihnen aufzunehmen.«
    »Das war nicht meine Absicht«, entgegnet Ellen Bjarnebo nach kurzem Zögern. »Aber wenn ich es richtig sehe, bin ich nicht verpflichtet, mich hierauf einzulassen. Das Verbrechen, das ich beging, habe ich gesühnt, und mehr habe ich nicht auf dem Gewissen.«
    »Ich verstehe Ihren Standpunkt«, sagt Barbarotti. »Aber trotzdem.«
    »Trotzdem?«
    »Warum haben sie so offenkundig gelogen? Ich möchte Ihnen doch nur ein paar Fragen stellen. Verstehen Sie nicht, dass mich das misstrauisch macht?«
    »Es war Monas Idee«, antwortet Ellen Bjarnebo. »Aber ich bin derselben Meinung wie sie. Als Arnold verschwand, hat die Polizei sich mir gegenüber nicht korrekt verhalten. Ich habe es satt, mich Verhören stellen zu müssen.«
    »Wir tun nur unsere Arbeit«, erwidert Barbarotti. »Und nun bin ich also hier heraufgekommen, um Sie zu bitten, mir einige Fragen zu beantworten. Wollen wir anfangen?«
    »Deshalb sitze ich hier«, sagt Ellen Bjarnebo.
    »Danke«, sagt Barbarotti und wirft einen Blick auf das Aufnahmegerät. Wirft zudem einen Blick auf die Wolkenschleier und denkt an eine Schachpartie, in der er bereits einige schlechte Züge gemacht hat. So ungebeten wie Herpes taucht für einen Moment Alfons Söderberg auf. Er ignoriert ihn, räuspert sich und setzt neu an. »Also schön. Ich habe alles gelesen, was sie bei Ihren Vernehmungen und im Gericht gesagt haben, und es gibt da ein paar Dinge, die mir Kopfzerbrechen bereiten. Was Arnold Morinder betrifft, habe ich den Eindruck, dass sein Verschwinden Sie nicht sonderlich erstaunt hat. Stimmt das?«
    Ellen Bjarnebo schüttelt den Kopf. »Das stimmt ganz und gar nicht. Ich war genauso vor den Kopf gestoßen wie alle anderen. Aber man muss ja kein Nobelpreisträger sein, um zu kapieren, was die Polizei damals dachte. Es ist nicht ganz einfach, erstaunt zu sein, wenn man vom ersten Augenblick an unter Verdacht steht.«
    »Das verstehe ich«, meint Barbarotti. »Das heißt also, Sie waren erstaunt?«
    »Natürlich.«
    »Was haben Sie spontan vermutet?«
    »Bitte?«
    »Als er an diesem Sonntag nicht zurückkam. Was haben Sie da als Erstes gedacht?«
    Sie dachte nach, aber nicht länger als eine Sekunde. »Dass er in die Stadt gefahren ist.«
    »Zu Ihrer Wohnung in Rocksta?«
    »Ja.«
    »Könnte es sein, dass er das wirklich getan hat?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Wenn wir aber nun trotzdem einmal annehmen, dass es sich so abgespielt hat, könnten Sie mir dann einen Grund dafür nennen, warum er das getan haben könnte?«
    »Ich erinnere mich nicht. Ich verstehe nicht, was das gewesen sein sollte.«
    »Vielleicht hatten Sie sich gestritten?«
    »Nein, wir hatten uns nicht gestritten. Aber Arnold war ein bisschen eigen. Er redete nicht gern. Ich wusste nicht immer, was er vorhatte.«
    »Aber als er am Abend immer noch nicht zurückgekommen war, müssen Sie sich doch Gedanken gemacht haben?«
    »Kann sein. Auf jeden Fall, als ich am nächsten Tag nichts von ihm hörte. Aber ich hatte ja das Auto, sodass ich gut alleine zurechtkam.«
    »Haben Sie versucht, ihn anzurufen?«
    »Ja, sicher. Aber er meldete sich nicht. Ich nahm an, dass er vergessen hatte, den Akku zu laden, das passierte ihm ständig. Und das Ladekabel lag noch im Sommerhaus.«
    »Es gab Strom im Sommerhaus?«
    »Er hatte eine Leitung zu einem Transformator gelegt. Illegal, nehme ich an,

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