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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Barbarotti. »Ich fand es jedenfalls nett, mich mit Ihnen zu unterhalten.«
    Sie warf ihm einen müden Blick zu. »Nett?«
    »Zumindest im Vergleich zu vielem anderen, womit man sich beschäftigen muss.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Was wollen Sie denn nun? Ich habe einiges zu tun.«
    »All right«, sagte Barbarotti. »Ich werde Sie nicht lange aufhalten. Es geht vor allem um so ein Gefühl von mir.«
    »Dann hat die Polizei also Gefühle?«
    Aber sie sah ihn immer noch nicht an. Ihr Blick war über seine rechte Schulter hinweg aus dem Fenster gerichtet. Er erstickte ein Gähnen und versuchte, die richtigen Worte zu finden.
    »Wenn dieses Gespräch hier … und die Unterhaltung, die wir gestern geführt haben«, sagte er, »wenn uns das helfen würde, zu ermitteln, was mit Arnold Morinder passiert ist, würde Sie das nicht freuen?«
    »Mich freuen?«
    »Ja.«
    »Vielleicht. Das kommt natürlich darauf an, was mit ihm passiert ist.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich weiß zum Beispiel nicht, ob ich mich darüber freuen würde, dass er tot ist.«
    »Dann glauben Sie nicht, dass er tot ist?«
    »Danach haben Sie mich gestern schon genug gefragt.«
    »Entschuldigen Sie. Ja, dann komme ich wohl lieber direkt zur Sache, da sie heute so widerwillig zu sein scheinen?«
    »Bitte sehr.«
    »Ich habe also …« Er räusperte sich und versuchte, ein paar passende Worte zu finden, die das Problem halbwegs umreißen konnten. »Ich habe also das Gefühl, dass bei dem, was mit Ihrem Mann auf Klein-Burma passiert ist, etwas nicht stimmt. Es gibt da Ungereimtheiten, mit denen ich einfach nicht zurechtkomme.«
    Er merkte, dass er ungewöhnlich langsam sprach, was vermutlich sowohl an seiner zunehmenden Müdigkeit als auch daran lag, dass ihm alles andere als klar war, was er eigentlich sagen wollte. Als wäre er gezwungen, den Worten aufmerksam zu lauschen, die aus seinem Mund purzelten, damit ihm ihre Bedeutung nicht entging, was ein etwas eigenartiges Gefühl war.
    »Ich weiß nicht, von welchen Ungereimtheiten Sie sprechen«, erwiderte Ellen Bjarnebo nach einer kurzen Denkpause, aber in einem recht ironischen Ton. »Und ich kann nichts dafür, welche Gefühle Sie haben , ich hoffe, dafür haben Sie Verständnis.«
    »Aber Sie sind einverstanden mit dem, was ich sage?«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Dass es etwas gibt, was Sie verschweigen«, beharrte er. »Und zwar, seit es damals passierte. Seit dreiundzwanzig Jahren.«
    Dummes Zeug, dachte er. Ich weiß nicht mehr, was ich rede.
    »Jetzt reicht es mir«, sagte Ellen Bjarnebo. »Ich habe nicht vor, noch weiter mit Ihnen zu sprechen.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass ich mit meinen Annahmen falsch liege?«
    Endlich begegnete sie seinem Blick, sah ihm unverwandt in die Augen und ließ vier oder fünf Sekunden verstreichen, ehe sie mit leiser Stimme feststellte:
    »Völlig falsch, Herr Kriminalinspektor.«
    Und da er sich in diesem Moment genauso übermüdet fühlte, wie sie aussah, feuerte er diese Frage ab, die er am Vorabend kurz vor dem Einschlafen formuliert hatte. Warum denn nicht, wenn sie das Gespräch ohnehin abbricht, dachte er.
    Wieder betrachtete sie ihn einige Sekunden, diesmal jedoch mit der Andeutung eines Lächelns.
    »Beichtvater?«, sagte sie. »Das habe ich schon getan.«
    »Wann?«, fragte Barbarotti, ohne wirklich zu wissen, warum.
    »Wann«, wiederholte sie erstaunt. »Tja, jedenfalls nicht beim Gefängnisseelsorger in Hinseberg.«
    »Also später?«
    Sie schüttelte den Kopf, aber nicht als Verneinung, glaubte er, sondern nur, um zu unterstreichen, dass dieser Inspektor Barbarotti wahrscheinlich zwei Monate vom Dienst befreit werden sollte, um sich der Trauer um seine verstorbene Frau zu widmen, statt … statt in einer entlegenen Gebirgspension zu sitzen und sich selbst und die gesamte Polizei lächerlich zu machen.
    Dann schob sie den Stuhl zurück und stand auf. Barbarotti stand ebenfalls auf, drückte ihre ausgestreckte Hand, spürte jedoch im selben Moment, dass ihm schwindelig wurde, so dass er sich wieder setzen musste. Sie sah ihn mit einer Miene an, die sich eventuell als Mitleid oder Mitgefühl deuten ließ, machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Speisesaal.
    Barbarotti blieb minutenlang sitzen und versuchte, sich zu sammeln. Was ist denn mit mir los, dachte er. Ich bin ja völlig erschöpft. Ich sollte sehen, dass ich auf mein Zimmer komme, bevor ich hier noch auf den Boden plumpse.
    Er stand auf und stolperte zur Rezeption hinaus. Dort war

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