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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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sich ein wenig säuerlich, ob alles so weit zu seiner Zufriedenheit gewesen sei, zog einen Stuhl heraus und ließ sich an seinem Tisch nieder. Übrigens am selben Tisch wie am Vorabend, der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
    »Aber ja«, antwortete Barbarotti. »Ich müsste nur noch ein paar Worte mit Ellen wechseln. Es wird nicht länger als eine halbe Stunde dauern, vielleicht könnten wir das jetzt am Vormittag erledigen, dann bin ich anschließend bereit, zum Flughafen zurückzufahren.«
    »Wie der Herr Inspektor wünschen«, erwiderte Mona Frisk. »Henning oder sein Bruder können Sie so gegen eins abholen kommen. Das Flugzeug geht um vier. Das lässt Ihnen auch noch Zeit für eine kleine Wanderung, wenn Sie möchten. Die Sonne kommt sicher bald durch.«
    Barbarotti nickte und sah auf die Uhr. Halb zehn. Das junge Paar war verschwunden. Mona Frisk hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt, die Hände unter dem Kinn verschränkt und betrachtete ihn mit einer Miene, die er nicht recht deuten konnte. Als schätzte sie ihn ein und versuchte, einen Entschluss zu fassen, ihm war nicht ganz klar, welchen. Er rief sich in Erinnerung, dass sie Männer mit Elchstutzen zu erschießen pflegte.
    »Eine schöne Pension haben Sie hier oben«, bemerkte er. »Aber nicht sehr viele Gäste.«
    »Es ist noch zu früh im Jahr«, erläuterte Mona Frisk. »Ab Mittsommer sind wir bis Mitte September ausgebucht. Aber Sie sind nicht der richtige Typ dafür.«
    »Gut möglich«, sagte Barbarotti. »Jedenfalls passt es mir hervorragend, wenn ich um eins abgeholt werde. Haben Sie eine Ahnung, wo Ellen steckt?«
    »Bleiben Sie ruhig sitzen, ich hole sie«, meinte Mona Frisk. »Aber ich möchte, dass Sie sich gut überlegen, worüber Sie mit ihr sprechen.«
    »Was wollen Sie mir damit sagen?«, erkundigte sich Barbarotti.
    »Nur das, was ich sage«, entgegnete Mona Frisk und stand auf. »Überlegen Sie es sich gut.«
    Barbarotti lagen mehrere denkbare Erwiderungen auf der Zunge, aber er beschloss, die Herausforderung nicht anzunehmen. Es hegte den Verdacht, dass die große und kräftige Pensionswirtin ein ganzes Arsenal dunkler Andeutungen auf Lager hatte, und sah keinen Grund, sie davon Gebrauch machen zu lassen.
    »Ich warte hier auf sie«, sagte er stattdessen und gähnte. Eine Welle der Müdigkeit durchströmte ihn, und als Mona Frisk verschwunden war, goss er sich eine dritte Tasse Kaffee ein.
    Warum bin ich nur so müde, dachte er.
    Und was geht hier vor? Was bilde ich mir ein?
    Sie kam erst eine Viertelstunde später. In der Zwischenzeit überlegte er, ob er sich eine vierte Tasse Kaffee gönnen sollte, verzichtete jedoch darauf. Da keine Tageszeitungen zur Verfügung standen, musste er sich damit begnügen, lustlos in einer kleinen Schrift über das Tierleben der Bergwelt zu blättern; das machte ihn auch nicht wacher, obwohl er gar nichts gegen Lemminge oder Schneehühner hatte. Er fragte sich, ob er nicht leichtes Fieber hatte.
    Das hätte mir gerade noch gefehlt, dachte er. Es wäre sicher alles andere als ratsam, an einem Ort wie diesem, fünfzehn Tagesmärsche von jeglicher Zivilisation entfernt, krank zu werden.
    Aber wenn ich nur noch zehn Minuten mit meiner Mörderin reden darf, kann ich hinterher ja ein Nickerchen machen, beschloss er. Die Bergwanderung hatte er ja im Grunde schon abgehakt. Vielleicht hatte er einfach eine Überdosis Sauerstoff abbekommen.
    »Guten Morgen«, begrüßte ihn Ellen Bjarnebo. »Mona sagt, Sie sind immer noch neugierig?«
    »Guten Morgen«, erwiderte Barbarotti. »Nun, das ist vielleicht trotz allem das richtige Wort. Für einen Polizisten ist Neugier eine Tugend.«
    Sie setzte sich kommentarlos, und er bereute seine albernen Worte. Als sie sich ihm gegenüber niedergelassen und die Hände in den Schoß gelegt hatte, sah er, dass sie an diesem Tag nicht ganz fit aussah. Ungefähr so, wie er selbst sich fühlte, so dass er sich fragte, ob vielleicht eine Art Bergfieber grassierte. Als er ihr eine Tasse Kaffee anbot, schüttelte sie nur den Kopf und begegnete seinem Blick nicht, wie sie es am Vorabend getan hatte. Sie saß ein wenig zusammengesunken und schien darauf zu warten, es endlich hinter sich zu bringen, was immer es sein mochte, ähnlich wie ein Patient im Wartezimmer eines Zahnarztes.
    »Gut geschlafen?«, erkundigte er sich.
    »Nein, schlecht«, sagte sie. »Was wollen Sie? Ich habe dem, was ich gestern gesagt habe, nichts hinzuzufügen. Nur dass Sie es wissen.«
    »Aha?«, sagte

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