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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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erklärte Backman. »Anscheinend waren sie damals in der achten Klasse.«
    Barbarotti schwieg eine Weile.
    »Hallo?«
    »Ja, ich bin noch dran.«
    »Das hat bestimmt nichts zu sagen, aber ich fand trotzdem, dass du es wissen solltest.«
    »Du meinst, dass Bjarnebo und Morinder sozusagen schon alte Bekannte waren?«
    »Sozusagen.«
    »Aha«, sagte Barbarotti. »Na ja, dann war es für ihn vielleicht ein bisschen leichter, sie in der Kneipe anzubaggern. Ansonsten weiß ich allerdings nicht, wie mich das weiterbringen soll.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Eva Backman. »Es war offenbar auch nur ein Jahr … dass sie in dieselbe Klasse gingen. Aber gut, das war alles, was ich auf dem Herzen hatte. Wie ist das Wetter in Stockholm? Hier ist es eigentlich ganz passabel.«
    »Es ist herrlich«, sagte Barbarotti.
    »Und du bist auf dem besten Weg, den Fall zu lösen?«
    »Genau«, antwortete Barbarotti. »Es ist sicher nur noch eine Frage der Zeit.«
    »Dann will ich dich nicht länger stören«, meinte Eva Backmann. »Küsschen, grüß Sara von mir.«
    »Mache ich«, versprach Barbarotti und unterbrach die Verbindung.
    Küsschen, überlegte er. Sagt sie das sonst auch immer?
    Als er erneut die Hände auf der Brust gefaltet und seinen Blick auf die Laubkrone gerichtet hatte, versuchte er, seine Gedanken zu ordnen, da es ihm vorkam, als würden es etwas zu viele und zu wirre. Er begann mit dem gerade geführten Telefongespräch. Morinder und Bjarnebo in derselben Schulklasse? Was hatte das jetzt zu bedeuten? Aller Wahrscheinlichkeit nach nichts – wenn man davon absah, was er selbst Backman gegenüber geäußert hatte. Als sie sich Anfang des 21. Jahrhunderts in Kymlinge begegneten, waren sie bereits alte Bekannte gewesen. Das machte es einem natürlich leichter, wenn man ein Verhältnis anfangen wollte – vor allem, wenn man ein bisschen schüchtern und unbeholfen war, wie Morinder durchgängig eingeschätzt wurde.
    Den Ermittlungen im Jahre 2007 stellte es natürlich ein schlechtes Zeugnis aus, dass man diesen Zusammenhang nicht hergestellt hatte. Aber das wusste er ja längst; die Polizei hatte ihre Arbeit schlecht gemacht, so lautete die schlichte Wahrheit, und möglicherweise hatte Asunander ihn aus diesem Grund gebeten, sich die Geschichte noch einmal anzuschauen.
    Na schön, dachte Barbarotti – während gleichzeitig ein recht betagter Dackel zu ihm kam, an ihm schnüffelte, ihn einigermaßen uninteressant fand und weiter herumschnüffelte –, und was habe ich in der Blekingegatan gelernt? Und in Hallsberg; letzten Endes, und wenn man das eine mit dem anderen verknüpft?
    Schwer zu sagen. In Bezug auf Morinders Verschwinden natürlich nichts, in Bezug auf Ellen Bjarnebo vielleicht doch ein wenig. Über menschliche Beziehungen und Einsamkeit und wie es ist, seine Strafe zu verbüßen. Wirklich und wahrhaftig seine Strafe zu verbüßen. Natürlich ließen sich einige Schlüsse ziehen – oder zumindest Spekulationen anstellen –, was Billy Helgessons Persönlichkeit und Schicksal anging, aber besaß das irgendeine Relevanz für das Ermittlungsverfahren?
    Welches Ermittlungsverfahren?, dachte er. Läuft das, was ich hier treibe, überhaupt unter dieser Bezeichnung?
    Er seufzte und stierte eine Weile ins Grün. Seit zwei Wochen wandelte er inzwischen in diesen Sackgassen. Dieselben Gassen, dieselbe schlechte Beleuchtung, seit er seinen Dienst wieder angetreten hatte. Die einzige vernünftige und noch ausstehende Maßnahme – die einzige vernünftige Maßnahme, die es von Anfang an gegeben hatte – bestand darin, ein Gespräch mit der eigentlichen Hauptperson, mit Ellen Bjarnebo zustande zu bringen.
    Ihm fiel ein, dass er seit dem Vortag nicht mehr versucht hatte, sie zu erreichen. Er zog das Handy heraus und rief sie an. Erst auf dem Handy. Dann in der Valdemar Kuskos gata in Kymlinge.
    Weder unter der einen noch der anderen Nummer meldete sich jemand.
    Stattdessen rief er die Kinder an.
    Jenny ging an den Apparat. Sie beteuerte, dass sie in seiner Abwesenheit ausgezeichnet zurechtkamen, hoffte, dass er sich mit Sara eine schöne Zeit in Stockholm machte, und erklärte, dass sie für sie beide ein großes und vorzügliches Essen zubereiten würden, wenn sie am Sonntagabend nach Hause kamen.
    Aber jetzt wollte sie gerade in die Dusche. Es war doch nichts Besonderes?
    Aber nein, bestätigte Barbarotti. Es war nichts Besonderes.
    Nachdem sie aufgelegt hatte, übermannte ihn die Trauer.
    Er hatte ihr nichts

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