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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Barbarotti. »Das ist die Frau, mit der ich gesprochen habe. Danke.«
    Denn so war es natürlich, aber gleichzeitig erkannte er, dass er ein wenig Bedenkzeit benötigte, und bat Backman, ihm die Nummer zu simsen.
    »Noch etwas?«, sagte Backman.
    »Im Moment nicht«, antwortete Barbarotti. »Vielen Dank.«
    »Kann ich vom Computer weggehen? Kann ich das Haus verlassen?«
    »Ich dachte, es regnet«, erwiderte Barbarotti.
    Wir klingen allmählich wieder wie früher, dachte er, als er aufgelegt hatte. Und für den Bruchteil einer Sekunde tauchte diese absurde Vorstellung in seinem Kopf auf, die Marianne schriftlich festgehalten hatte.
    Aber er schob auch das beiseite.
    Als er in die Vikingagatan zurückkehrte, war Sara noch unterwegs. Es war erst zwei, der Zug würde erst in zweieinhalb Stunden fahren; es war sicher kein Fehler, effektiv zu arbeiten, da er gerade so schön aufgedreht war.
    Aufgedreht , dachte er. War das nicht der Ausdruck, den Rönn benutzt hatte? Warum nicht, immerhin war alles relativ. Er wählte die Nummer.
    »Ragnhilds Gebirgspension. Guten Tag.«
    Er erklärte, wer er war, und deutete den Grund seines Anrufs an. Vergewisserte sich, dass er mit Mona Frisk sprach.
    »Wenn ich richtig verstanden habe, kennen Sie und Ellen Bjarnebo sich ein wenig?«
    »Wer hat das behauptet?«
    »Ellen Bjarnebos Sohn.«
    Am anderen Ende der Leitung wurde es still. Barbarotti dachte, dass es doch eigenartig war, wie viele Informationen in einigen Sekunden des Schweigens enthalten sein konnten.
    Oder zumindest, wie viel man sich in dieser kurzen Zeit einbilden konnte. Aber als sie sich räusperte und erneut zu Wort meldete, wurde ziemlich deutlich, dass er sich nichts eingebildet hatte.
    »Das stimmt«, sagte sie. »Wir sind alte Bekannte.«
    »Sie kommt regelmäßig zu Besuch?«
    »Auch das stimmt.«
    »Oft?«
    »Ab und zu.«
    Kurz angebunden und schroff. Mona Frisk hörte sich an, als wäre sie etwas über sechzig, aber dafür wollte er seine Hände lieber nicht ins Feuer legen. Eine Plaudertasche war sie jedenfalls nicht, ganz gleich, ob das nun an ihrer nordschwedischen Herkunft oder an etwas anderem lag.
    »Wissen Sie, wo sie sich gegenwärtig aufhält?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Ich dachte eigentlich, das hätte ich bereits erklärt«, entgegnete Barbarotti. »Ich müsste ein paar Worte mit ihr wechseln. Ich bin gerade dabei, ein paar alte Fälle zu bearbeiten, die nie richtig abgeschlossen wurden … cold cases, falls Sie den Ausdruck schon einmal gehört haben?«
    »Ein paar Worte wechseln?«
    »Ja.«
    »Cold cases? Haben Sie das gesagt?«
    »In etwa, ja«, bestätigte Barbarotti. »Also ist Ihnen nun bekannt, wo ich Ihre Freundin erreichen könnte?«
    Neue Pause.
    »Kann ich Sie in ein paar Minuten zurückrufen?«
    »Äh … ja«, sagte Barbarotti. »Natürlich.«
    Es dauerte fünfzehn, und sie waren nicht vergebens. Er hatte genügend Zeit, Backman noch einmal anzurufen, die glücklicherweise nicht in den Regen hinausgegangen war. Er bat sie, rasch Mona Frisk zu recherchieren, und nur wenige Minuten später konnte sie berichten, allerdings, der Schuss ins Blaue hatte die Zielscheibe getroffen.
    Sogar ziemlich ins Schwarze; Mona Frisk hatte neun ihrer einundsechzig Lebensjahre in der Frauenjustizvollzugsanstalt Hinseberg verbracht. Genauer gesagt die Jahre 1988 bis 1997.
    »Wie kommst du nur auf so etwas?«, wollte Backman wissen. »Ich bin fast ein bisschen beeindruckt, bitte beachte, dass ich fast gesagt habe.«
    »Da war etwas mit ihrer Stimme«, erläuterte Barbarotti. »Es war eindeutig nicht das erste Mal, dass sie mit einem Polizisten sprach. Aber jetzt müssen wir auflegen, sie ruft gleich wieder an.«
    »Ihr Wunsch ist mir Befehl«, sagte Eva Backman. »Viel Glück, bis morgen.«
    »Ja, bis morgen«, erwiderte Barbarotti. »Ach, übrigens, ehe wir auflegen … weshalb hat sie eigentlich gesessen? Konntest du das sehen?«
    »Mord«, antwortete Eva Backman.
    Natürlich war es nicht das erste Mal, dass Mona Frisk mit einem Polizisten zu tun hatte, dachte er in einem übertriebenen Anflug von Selbstkritik, letzte Woche hat sie ja schon einmal mit mir gesprochen.
    Aber das hatte Backman nicht kommentiert, und es spielte auch keine Rolle. Es waren die kurz angebundenen, routinierten Antworten, die in ihm eine Ahnung zum Leben erweckt hatten; nicht, dass sie tatsächlich jemanden ermordet hatte, aber dass sie schon einmal Ärger mit der Polizei gehabt hatte. Als sie an diesem sonnigen Sonntag zum zweiten Mal

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