Am Anfang eines neuen Tages
weiß. Um Himmels willen, Josephine, hör auf, mich damit zu plagen.“
„Dienstboten sollten für ihre Arbeit bezahlt werden, und –“
„Ich versorge sie doch mit Kost und Logis, oder etwa nicht? Das Mindeste, was sie tun können, ist mir hin und wieder bei ein paar einfachen Hausarbeiten zu helfen.“
„Aber als sie mir mit der Terrasse geholfen haben –“
„Ich hätte dir nie erlauben sollen, diese Kinder für ihre Arbeit zu entlohnen. Jetzt erwarten sie es immer.“
Josephine seufzte. „Lass mich ihnen wenigstens dabei helfen, die Gardinen abzunehmen. Ich bin größer als alle anderen.“
Eugenia willigte ein, aber nur, weil ihnen die Zeit davonlief und vor dem Tanzabend noch eine Menge zu tun war. Zum Glück hatte sie jetzt Clara als zweite Hausdienerin, sodass Josephine sich nicht verpflichtet fühlte, Lizzie bei allem zu helfen. Clara hatte sich als viel bessere Köchin erwiesen, als Lizzie es war, sie war sogar beinahe so gut wie Dolly. Ihr Speiseplan war natürlich noch immer sehr beschränkt, aber in einigen Wochen würden sie frisches Gemüse aus dem Küchengarten haben. Roselle und diese beiden neuen Mädchen waren noch jung, aber das bedeutete, dass Eugenia sie selbst würde anleiten können, so wie es richtig war – wenn sie nicht zu dumm dafür waren.
„Kann ich euch unter Josephines Aufsicht allein lassen?“, fragte sie. „Kann ich mich darauf verlassen, dass die Arbeit ordentlich getan wird?“
„Ja, Ma’am“, wiederholte Roselle.
„Versprich mir, dass du nichts von dieser Arbeit selbst machst, Josephine.“
„Ich nehme nur die Vorhänge ab.“ Sie hatte schon einen Stuhl unter eines der Fenster geschoben und ließ die Gardinenstange herab. Während Jo auf Zehenspitzen stand, bemerkte Eugenia, dass ihre Zehen nicht mehr durch die Schuhspitzen lugten. Sie trat näher, um genauer hinzusehen.
„Josephine? Woher hast du diese Schuhe?“ Jo drehte sich so schnell um, immer noch die sperrige Gardinenstange in der Hand, dass sie beinahe von dem Stuhl gefallen wäre. Eugenia streckte die Hand aus, um sie zu stützen.
„Meine Schuhe? … Äh … Jemand hat bemerkt, dass ich neue brauchte und –“
„Hat dieser Jemand auch einen Namen?“
„Die Person möchte ungenannt bleiben. Alle wissen, was du von Almosen hältst.“
„Aber du hast sie trotzdem angenommen?“
Josephine holte tief Luft und atmete dann langsam aus. „Ja, das habe ich. Und du kannst genauso gut wissen, dass ich auch für Mary ein Paar Schuhe angenommen habe. Wir brauchen sie, Mutter. Und irgendwann, wenn wir alles wiederhaben, wovon du ja überzeugt bist, werden wir in der Lage sein, die gute Tat zu erwidern und jemand anderem einen wohltätigen Dienst zu erweisen.“
Eugenia konnte nichts gegen die Logik ihrer Tochter einwenden und sie konnte auch nicht den Schmerz erklären, den sie empfand, weil sie die Bedürfnisse ihrer Kinder nicht selbst stillen konnte. „Ich bin unten, falls du nähere Anweisungen brauchst“, sagte sie. „Priscilla hat versprochen, zwei ihrer Mädchen herzuschicken, damit sie mir helfen, den Salon herzurichten, und sie müssten jeden Augenblick hier sein.“
Eugenia blickte auf ihre wiederhergerichtete Terrasse hinaus, als Priscillas Dienstmädchen eintrafen. Sie sah noch besser aus, als Eugenia zu hoffen gewagt hatte, nachdem das Unkraut entfernt und die Balustrade frisch gestrichen worden war. Natürlich wusste sie, was Josephine heimlich getan hatte, dass sie versuchte, diesen Kindern das Lesen beizubringen. Aber wenigstens war die Arbeit getan und die Terrasse sah wunderbar aus. Wenn Josephine jetzt nur noch bei dem Tanzabend einen netten jungen Mann kennenlernte. Bestimmt würde einer von ihnen sie attraktiv finden, jemand, der den Namen seiner Familie mit dem der Weatherlys verbinden wollte.
Sie gab Priscillas Dienstmädchen den Auftrag, die Möbel im Salon umzustellen und die Stühle und Tische an die Wand zu schieben, um eine Tanzfläche zu schaffen. Anschließend sollten sie den riesigen Raum kehren und wischen. Sie waren gerade fertig, als Lizzie mit einer staubigen Flasche Holunderwein in jeder Hand ins Zimmer kam. „Gucken Sie mal, was ich gefunden habe, Miz Eugenia.“
„Wo in aller Welt hast du denn die her?“
„Ich habe sie im Kartoffelkeller gefunden, Ma’am. Wir hatten sie vor den Yankees versteckt, nachdem Sie weg waren, und sie ganz vergessen, bis ich heute die letzten Kartoffeln aus der Schütte geholt habe. Unten gibt es noch ein paar von den
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