Am Anfang eines neuen Tages
Flaschen.“
„Das ist ja wunderbar! Also sorge dafür, dass alle Weingläser für unsere Gäste abgewaschen werden.“
„Ja, Ma’am.“
Die nächsten beiden Wochen vergingen wie im Flug. Auf White Oak herrschte ein geschäftiges Treiben, wie es die Plantage zuletzt vor dem Krieg erlebt hatte. Eugenia konnte an dem Abend vor ihrem Fest kaum einschlafen, und als die ersten Gäste eintrafen, war sie so aufgeregt wie ein Schulmädchen. Ihre Schwester Olivia war an diesem Nachmittag mit ihrer Familie aus Richmond gekommen und würde die Nacht im Gästezimmer verbringen.
„Du bist sehr mutig, dein Haus so für Gäste zu öffnen“, sagte Olivia, als am Abend die ersten Kutschen vorfuhren. Sie standen gemeinsam in ihren abgetragenen Kleidern im Foyer und trugen den wenigen Schmuck, den sie nicht hatten verkaufen müssen. „Um ehrlich zu sein, können Charles und ich es uns immer noch nicht leisten, ein solches Fest zu veranstalten. An den meisten Abenden müssen wir schlafen gehen, wenn es dunkel wird, um Lampenöl zu sparen.“
„Ich habe im Almanach nachgesehen und an einem Abend eingeladen, an dem Vollmond ist. Zum Glück hat das Wetter mitgespielt und es ist nicht bewölkt. Petroleum und Kerzen sind hier auch Mangelware, aber ich habe alle gebeten, eine Kerze mitzubringen, wenn sie können.“
„Alles sieht wundervoll aus.“
„Danke. Ich hatte Angst, die … Schäbigkeit des Ganzen würde peinlich werden, vor allem verglichen mit den üppigen Bällen, die Philip und ich früher veranstaltet haben.“
„Überhaupt nicht. Ich glaube, alle werden dich bewundern, weil du so mutig warst, den ersten Schritt zu tun.“
Diese Bewunderung erwies sich als ausreichender Lohn für Eugenia. Es fühlte sich an wie früher, als sie die Gäste an der Tür begrüßte und sie in ihr Haus bat. Einige ihrer Freundinnen hatten Tränen in den Augen, als sie Eugenia sagten, wie sehr sie diese Ablenkung brauchten. Ihre Dankbarkeit munterte Eugenia auf und die Freude in den Mienen ihrer Nachbarn entschädigte für die ganze Arbeit und Vorbereitung. Eugenia hatte gehofft, dies würde ein winziger Schritt dahin sein, ihr altes Leben wiederherzustellen, aber wie sich herausstellte, war es ein riesiger Schritt.
Kurz darauf erschienen die freiwilligen Musiker und fingen an zu spielen. Mary und Josephine wechselten sich am Klavier ab. Die Gäste wirbelten über die Tanzfläche, die Frauen in ihren besten Kleidern, viele der Männer in konföderierter Uniform. Lachen und Musik erfüllten den Raum.
Während der nächsten Stunden machte Eugenia die Runde, wie es sich für eine gute Gastgeberin gehörte, sprach mit den Gästen und kümmerte sich um ihre Bedürfnisse. Alle überschütteten Eugenia mit Komplimenten. Sie sah Daniel Walzer tanzen und ausnahmsweise lächelte er. Eine bewundernde Gruppe junger Männer, darunter auch Joseph Gray, scharte sich um Mary und ihre Cousinen. Mary sah in dem Kleid, das Josephine für sie umgearbeitet hatte, wunderschön aus. Aber Eugenia konnte nach wie vor nicht verstehen, warum Josephine nicht auch ein Kleid für sich selbst geändert hatte. Als sie ihre Tochter danach gefragt hatte, hatte Jo nur mit den Schultern gezuckt und sich etwas anderem zugewandt.
Jetzt versuchte Josephine noch nicht einmal, einen geeigneten jungen Mann kennenzulernen. Es sah sogar so aus, als habe sie vor, den ganzen Abend Klavier zu spielen. Eugenia wartete, bis das Lied zu Ende war, dann ging sie zum Klavier und nahm Josephines Arm. „Komm, Liebes. Jemand anders kann eine Zeit lang übernehmen. Du musst dich unter unsere Gäste mischen.“ Sie sah den jungen Henry Schreiber an der offenen Terrassentür mit Daniel reden und zog Josephine zu den beiden hinüber.
„Amüsieren die Herren sich?“
„Ja, Mrs Weatherly, sogar sehr“, sagte Henry. „Vielen Dank, dass Sie mich eingeladen haben.“ Eugenia blieb gerade lange genug bei den jungen Leuten stehen, um Josephine in ein Gespräch zu verwickeln. Als Henry Josephine zum Tanz aufforderte, ging sie unauffällig weiter. Im gleichen Moment sah sie Priscilla Blake hereinkommen und eilte zu ihr hinüber, um sie zu begrüßen.
„Wo ist Harrison? Ist er nicht mitgekommen?“
„Ich habe dir doch gesagt, dass er nicht kommen würde.“
„Es tut mir leid, das zu hören. Aber ich bin froh, dass du gekommen bist, meine Liebe. Alle haben nach dir gefragt.“
„Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe. Ich habe versucht, Harrison zu überreden, aber –“
„Das
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