Am Anfang eines neuen Tages
sah, die im Mondschein standen, den Arm umeinander gelegt, und die letzten Tropfen Holunderwein tranken. Sie würden gemeinsam hinaufgehen und sich gegenseitig halten.
Olivia drehte sich um und sah sie. „Wir haben gerade gesagt, wie froh wir sind, dass es dir so gut geht, Eugenia. Deine Baumwollfelder wachsen, du hast wieder Dienstboten … Aber ich wusste, dass du es schaffen würdest. Du warst schon immer stark.“
„Danke. Ich hatte noch gar keine Gelegenheit zu fragen, wie es euch in Richmond ergeht.“
Charles seufzte. „Ich gestehe, dass es mir schwerfällt, in meinem Alter noch einmal ganz von vorn anzufangen. Die Yankees machen es uns so schwer wie möglich, uns wieder selbst zu regieren. Sie verlangen Treueschwüre und eine neue Verfassung für die Staatengemeinschaft und den ganzen anderen Unsinn. Sie scheinen entschlossen, uns unsere Niederlage unter die Nase zu reiben.“
„Lass uns heute nicht darüber reden“, sagte Olivia. „Es war ein so wundervoller Abend, Eugenia. Danke, dass du uns und unseren Töchtern dieses Geschenk gemacht hast.“
Eugenia stieg die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf, erschöpft, aber zufrieden. Als sie am Zimmer der Mädchen vorbeikam, hörte sie Flüstern und Kichern und sie öffnete die Tür einen Spaltbreit, um einen Blick hineinzuwerfen. Die Mädchen hatten ihre Nachthemden an und unterhielten sich über die jungen Männer, mit denen sie getanzt hatten, und bürsteten einander die Haare. Selbst Josephine lachte. Als eines der Mädchen Marys Kleid bewunderte, das sie an die Tür des Kleiderschranks gehängt hatte, hielt Eugenia die Luft an und betete, Josephine möge ihren Cousinen nicht erzählen, dass sie es selbst genäht hatte. Es wäre zu demütigend. Aber Mary sah Eugenia in der Tür stehen und lief zu ihr, um sie zu umarmen.
„Danke, Mutter! Tausend Dank für den schönen Abend.“
„Gern geschehen, Liebes. Ich wünschte nur, alles hätte so festlich sein können wie früher. Gute Nacht, Mädchen.“
Als Eugenia ihren Schmuck abnahm und ihr Kleid aufhängte, dachte sie wieder an David Hunter. Was hatte er ihr zu sagen versucht? Er hatte gesagt, dass er sie aus selbstsüchtigen Gründen ändern wollte, aber Eugenia wusste, wenn sie versuchen würde, sich noch mehr zu verbiegen, würde sie durchbrechen wie ein trockener Zweig. Sie genoss seine Bewunderung und war gerne mit ihm zusammen, aber sollte sie sich wirklich weiter mit ihm treffen? Sie betrachtete sich selbst im Spiegel, während sie die Haarnadeln aus ihrer Frisur zog, und der Gedanke, David Hunter nicht mehr zu sehen, trieb ihr die Tränen in die Augen.
Ihr Bett fühlte sich kalt und leer an. Kalte Kissen, kalte Laken, selbst an einem warmen Juliabend. Eugenia war während ihres Festes so glücklich gewesen, aber jetzt fing sie an zu weinen.
Warum hast du mir das angetan, Philip? Warum hast du uns in diesen schrecklichen Krieg hineingezogen?
Kapitel 26
Lizzie ging mit einem Tablett durch den verlassenen Salon und sammelte leere Gläser ein, um sie in die Küche hinauszubringen. Die Kerzen waren alle abgebrannt, aber es fiel noch genug Mondlicht durch die Terrassentür, dass sie sehen konnte, was sie tat. Nach all der schweren Arbeit bei der Vorbereitung der Veranstaltung war sie bis auf die Knochen erschöpft, aber sie musste ein wenig aufräumen, sonst würde Miz Eugenia sich am Morgen beschweren. Morgen war Sonntag, Lizzies einziger halber freier Tag. Sie und Otis hatten vor, in die Stadt zu gehen und an der ersten Gebetsversammlung beim Amt für Freigelassene teilzunehmen.
Lizzies Tablett war voll und sie sah keine schmutzigen Gläser mehr. Sie wollte gerade gehen, als Roselle aus dem Esszimmer hereinkam. „Hast du den Tisch fürs Frühstück gedeckt?“, fragte Lizzie sie. „Und zusätzliche Teller für den Besuch bereitgestellt?“
„Ja, Mama.“
„Dann geh schlafen. Ich komme auch gleich.“
Doch Roselle blieb in der Tür zum Garten stehen und lehnte sich an den Türrahmen. Sie hatte einen verträumten Ausdruck im Gesicht und schien nicht gehen zu wollen, so als könnte sie noch immer die Musik spielen hören. „War das nicht schön heute Abend?“, fragte sie. „Ich habe noch nie solche Musik gehört. Ich würde auch gerne so ein schönes Kleid tragen, wie Missy Jo es für Missy Mary genäht hat, und mit einem gut aussehenden Mann tanzen.“ Sie breitete die Arme aus und drehte vor der Terrassentür eine kleine Pirouette, als würde sie mit jemandem tanzen.
Lizzie
Weitere Kostenlose Bücher