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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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zuzubinden.“
    „Das ergibt keinen Sinn. Wie kann es besser sein, auf dem Feld zu arbeiten als im Haus?“
    Lizzie beschloss, ihm die Wahrheit zu sagen. „Wir müssen sie von Massa Daniel fernhalten. Er hat ihr gestern Abend bei dem Fest Flausen in den Kopf gesetzt und ihr gesagt, sie sei hübsch, und sie zum Tanz aufgefordert.“
    Otis blieb stehen und starrte Lizzie an. „Warum sollte er mit einem farbigen Mädchen tanzen wollen, wenn er uns doch so hasst?“
    „Du weißt genau, was er will. Roselle versteht nicht, was passieren kann, Otis. Sie ist zu vertrauensselig. Ich will nicht, dass sie weiter im großen Haus ist. Dort ist es so unübersichtlich, dass es für Massa Daniel ein Leichtes wäre, sie irgendwo allein zu treffen. Es wird ihr nicht gefallen, dass sie auf dem Feld arbeiten soll, das steht fest. Aber es ist zu ihrem eigenen Besten.“
    Otis seufzte und setzte sich wieder in Bewegung. „Wenn die Schule doch nur wieder anfinge. Ich dachte, vielleicht können wir alle Mr Chandler helfen, sie wieder aufzubauen, indem wir nachts arbeiten oder an unserem freien Nachmittag. Aber niemand hat Zeit, wenn Mais und Gemüse gepflanzt werden müssen und so viel anderes zu tun ist. Und dass es zu gefährlich ist, nachts rauszugehen, haben wir ja am eigenen Leib gemerkt.“
    „Was machen wir mit Roselle?“
    „Bring es vor Gott, Lizzie. Dafür haben wir diese Gebetsversammlung. Wir werden alle unsere Sorgen dem Herrn überlassen.“
    Mr Chandler stand in der Tür des kleinen Steingebäudes, in dem sich das Amt für Freigelassene befand, und begrüßte alle. Von vorne sah das Haus in Ordnung aus, aber als Lizzie nach hinten ging, entdeckte sie, dass das Zimmer, in dem die Schule untergebracht gewesen war, wie das Innere eines Kamins aussah, ganz schwarz und verkohlt und mit verbranntem Holz gefüllt. So sehr hassten die Weißen sie und Lizzie hasste sie genauso, weil sie ihr das Gefühl gaben, völlig hilflos zu sein. Sie musste sich von dem Anblick abwenden, damit der Zorn sich nicht in ihrem Innern verknotete wie wilder Wein.
    Dutzende andere Familien waren bereits eingetroffen und Lizzie verdrängte ihre Gefühle, damit sie Dolly und Ida May und die anderen begrüßen konnte, die früher auf White Oak gearbeitet hatten. Die Kinder spielten Fangen und wechselten sich damit ab, auf den Schienen zu balancieren und über die Bahnschwellen zu springen, bis die Versammlung anfing. Es waren mehr Leute dort, als man zählen konnte, selbst wenn Lizzie gewusst hätte, wie.
    Otis kam zu ihr und riss sie aus ihren Gedanken. „Ich muss mit Mr Chandler darüber reden, welches Stück aus der Bibel er vorlesen soll. Ich bin gleich wieder da und dann fangen wir an.“
    „Warte. Ich komme mit.“ Die Tatsache, dass sie so viele waren, machte Lizzie Mut, und sobald Otis mit Mr Chandler gesprochen hatte, beschloss Lizzie, ihn ebenfalls anzusprechen. Er war so lang und dünn wie eine Bohnenstange und sie musste nach oben schauen, um ihm in die Augen zu sehen, die so blass waren wie ein verblichenes blaues Hemd. „Massa Chandler, Sir? Wir müssen mit der Schule weitermachen. Unseren Kindern ist es egal, ob sie fertig ist oder nicht. Es macht ihnen nichts aus, draußen im Gras zu sitzen. Aber sie müssen lesen und schreiben lernen.“
    „Es tut mir leid, aber die neuen Bücher sind noch nicht angekommen. Und wir haben keine Lehrerin.“
    „Können Sie nicht Miss Hunt fragen, ob sie zurückkommt? Bitte! Nur so werden meine Kinder jemals ein besseres Leben haben. An jedem Tag, an dem die Schule geschlossen ist, müssen sie auf der Plantage arbeiten, und da lernen sie, Sklaven zu sein anstatt frei.“
    „Ich verstehe, aber –“
    „Ich habe gehört, dass Miz Eugenia aus meiner Roselle eine Zofe für ihre verwöhnte Tochter machen will. Es ist schlimm genug, dass ich ihre Bettpfanne ausleeren muss, aber ich will nicht, dass meine Tochter das auch ihr ganzes Leben lang machen muss. Wenn Roselle und meine Jungs nicht zur Schule gehen, werden sie immer Sklaven bleiben, egal, was das Gesetz sagt, und egal, wer den Krieg gewonnen hat. Bitte machen Sie die Schule wieder auf. Bitte!“
    Er nickte und presste eine Faust an seinen Mund, als würde er nachdenken. In seinen Augen sah sie Mitgefühl und das machte ihr Hoffnung. „Geben Sie mir ein wenig Zeit, um mir etwas zu überlegen, Lizzie. Aber jetzt möchte Otis mit seiner Versammlung anfangen.“
    „Ja, Sir. Danke, Sir.“
    Otis hatte den kleinen Hang erklommen, stand vor der

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