Am Anfang eines neuen Tages

weitergehen … um unserer Kinder willen, wenn nicht unseretwegen.“
    „Aber sieh uns doch an! Wir haben nichts als Unkraut in den Tassen.“ Priscilla hielt ihre Teetasse hoch, als wollte sie den Beweis erbringen, bevor sie sie wieder auf den Tisch stellte. „Jede Tanzveranstaltung, die du jetzt planst, kann nur im Schatten glücklicherer Zeiten stehen. Werden wir uns nicht noch schlechter fühlen, wenn wir diese Veranstaltung mit jenen vergleichen, die wir hatten?“
    „Natürlich wird der erste Tanzabend schwierig sein – er wird überschattet sein von Erinnerungen an alte Zeiten, an all die jungen Männer, die wir nie wiedersehen werden. Aber wir müssen irgendwo anfangen. Niemand erwartet, dass es dasselbe ist. Aber ich glaube, es wird alle aufmuntern, nachdem wir so viel Kummer erlebt haben.“
    „Bitte sei mir nicht böse, Eugenia, aber ich glaube nicht, dass ich kommen werde.“
    „Priscilla! Natürlich kommst du! Du bist meine beste Freundin und du wärst außerdem die einzige Person, die meine Einladung ausgeschlagen hat. Du musst kommen. Ich brauche deine Hilfe.“
    „Ich fürchte, ich wäre keine große Hilfe.“
    „Unsinn. Du bist von unschätzbarem Wert für mich, schon dadurch, dass du an meiner Seite stehst. Wir haben beide unsere Ehemänner verloren. Wir brauchen einander.“ Sie ergriff die Hand ihrer Freundin und drückte sie, bevor sie sie wieder losließ. „Und ich hatte auch gehofft, du würdest mir deine Dienstboten für einen Tag ausleihen. Lizzie wird Hilfe brauchen, um den Salon zu putzen und die Möbel zur Seite zu rücken. Ich habe alle gewarnt, dass ich keine Mitternachtsmahlzeit servieren werde wie früher, aber ich glaube, wenn jeder eine Kleinigkeit mitbringt, wird es eine sehr festliche Angelegenheit. Es wird wie in der alten Kindergeschichte mit der Suppe. Erinnerst du dich? Sie fingen mit einem Topf Wasser an und jeder tat etwas hinein, eine Karotte oder eine Kartoffel, und irgendwann hatten sie Suppe.“
    Priscilla lächelte schwach. „Ich wünschte, ich hätte deine Kraft – und deinen Optimismus.“
    „Du könntest beides haben, da bin ich mir sicher! Es ist deine Entscheidung. Ich bin schon viel besserer Stimmung, nur weil ich dieses Fest plane. Stell dir vor, wie wir uns an dem Abend alle fühlen werden. Bitte, Priscilla. Sag, dass du kommst.“
    „Also gut. Du warst so gut zu mir, indem du mir Josephine geschickt hast.“
    „Harrison muss auch kommen.“
    Priscillas Lächeln löste sich in Rauch auf. „Du kannst doch einen verkrüppelten Mann nicht zu einem Tanzabend einladen. Das ist schrecklich grausam. Er wird niemals kommen.“
    „Ich werde David sagen, er soll ihn überreden.“
    „Wen?“
    Eugenia lachte, um ihre Verlegenheit zu kaschieren. „David Hunter … Dr. Hunter. Wie du wahrscheinlich gehört hast, holt er mich manchmal zu einer Kutschfahrt ab.“ Eugenia war schon mehrmals mit ihm aus gewesen, und jedes Mal waren sie jemandem begegnet, den sie kannte. Zweifellos brodelte die Gerüchteküche.
    Priscilla griff nach der Teekanne und füllte ihre Tassen. „Jetzt, wo du es sagst – ich habe tatsächlich gehört, dass man euch zusammen gesehen hat. Millicent Gray hat es am letzten Sonntag nach dem Gottesdienst erwähnt, aber ich habe ihr nicht geglaubt. Du lässt dir doch von Dr. Hunter nicht den Hof machen, oder, Eugenia?“
    „Nein, natürlich nicht. Er kommt schließlich nicht aus unseren gesellschaftlichen Kreisen. Aber er kennt die Menschen hier sehr gut und er war so freundlich, sich meine Ideen anzuhören. Er ist ebenso eifrig bemüht, den Süden wiederherzustellen, wie wir alle es sind.“
    „Er ist eine große Hilfe, was Harrison betrifft.“
    „Mir fallen noch einige andere Männer außer Harrison ein, die im Krieg verwundet wurden, und sie haben zugesagt, zu meinem Tanzabend zu kommen. Harrison wird nicht allein sein. Sag ihm, dass die Musik seine Stimmung heben wird.“
    „Wo um Himmels willen willst du Musik herbekommen?“
    „Ich habe alle gefragt, die ich kenne, die ein Instrument spielen, ob sie so freundlich wären, sich zu beteiligen. Laurence Schreiber spielt Geige – wusstest du das? Er hat versprochen, noch ein paar andere Leute zu fragen, die er kennt. Josephine und Mary werden Klavier spielen, wenn auch nicht den ganzen Abend über. Sie sollen auch die Gelegenheit haben zu tanzen. Wir werden ein hübsches kleines Ensemble aus Musikern haben. Fühlst du dich nicht gleich besser, wenn du daran denkst?“
    Priscilla