Am Anfang eines neuen Tages
lächelte. „Du hast recht. Das hast du immer, weißt du.“
„Ich habe noch einen anderen Grund. Ich will, dass unsere jungen Leute wieder zusammenkommen. Die Männer sind immer noch so bedrückt. Sie müssen sich verlieben und anfangen, über ihre Zukunft nachzudenken, über eigene Familien – sie müssen nach vorne blicken statt in die Vergangenheit. Daniel ist der größte Schwarzseher von allen und das beste Heilmittel, das ich mir für ihn vorstellen kann, ist es, mit einem hübschen Mädchen zu tanzen und sich zu verlieben. Außerdem hoffe ich, dass ich Ehemänner für meine beiden Töchter finde. Da ein Männermangel herrscht, beabsichtige ich, den ersten Schritt zu tun, indem ich diesen Tanzabend veranstalte, bevor eine der anderen Mütter es tut.“
„Du bist eine unverbesserliche Romantikerin, Eugenia.“
„Oh, das hoffe ich doch! Ich hoffe, dass der Mond und die Sterne an dem Abend zu sehen sein werden. Sie machen alles so romantisch, meinst du nicht auch?“
Eugenia blickte auf, als die Tür zum Vormittagssalon sich öffnete, und erwartete, Priscillas Dienstmädchen zu sehen. Aber es war Josephine. „Hallo, Mutter. Ich wusste nicht, dass du zu Besuch kommen würdest, und habe gerade unsere Kutsche vor der Tür gesehen.“
Ihr Aufzug entsetzte Eugenia. Sie hatte ganz offensichtlich draußen gearbeitet, denn ihr Gesicht war verschwitzt und ihr Kleid am Saum beschmutzt. Ihre Haare waren nicht einmal ordentlich frisiert, sondern nur locker zusammengebunden, und die Haarnadeln fielen heraus. Der zerzauste Zustand betonte ihre Unscheinbarkeit und ließ sie wie ein einfaches Mädchen aussehen. Das konnte so nicht weitergehen. Es wurde Zeit, dass Josephine nach Hause kam und sich wieder wie eine richtige Dame benahm. Eugenia öffnete den Mund, um sie zu tadeln, überlegte es sich dann jedoch anders. Sie würde noch genügend Zeit haben, sich mit dem Äußeren ihrer Tochter zu beschäftigen, wenn sie nach Hause kam.
„Möchtest du einen Tee mit uns trinken?“, fragte Priscilla. „Soll ich das Mädchen rufen?“
„Nein, danke. Ich möchte im Moment nichts.“ Josephine blieb in der Tür stehen, anstatt sich zu setzen, und lehnte sich gegen den Türrahmen. Sie trug keine Strümpfe und Eugenia konnte die nackten Zehen durch die Sohlen des kaputten Schuhs sehen. Eugenia zwang sich, ruhig zu bleiben und nicht zu schimpfen.
„Josephine, meine Liebe, ich bin gekommen, um dich und Priscilla und Harrison zu dem Tanzabend einzuladen, den ich im Juli veranstalte.“
Jo lachte auf. „Ein Tanzabend? Das ist doch lächerlich!“
Wieder beherrschte Eugenia sich mit Mühe. „Könntest du mir bitte sagen, warum das lächerlich ist, Josephine?“
„Ach, ist egal“, sagte sie mit einem Schulterzucken – noch eine schlechte Angewohnheit. „Ich kann eine Diskussion mit dir doch nie gewinnen, Mutter. Aber ich hoffe, du erwartest nicht, dass ich daran teilnehme. Ich finde den Gedanken absurd.“
„Ich möchte, dass du mir sagst, warum.“
Jo schnaubte frustriert. „Weil wir niemals wieder so leben werden wie früher, das versuche ich dir seit Wochen zu sagen. Es wird nie wieder so sein wie vor dem Krieg und es ist reine Zeitverschwendung, so zu tun als ob. Dann wären wir wie kleine Kinder, die sich etwas ausdenken.“
„Das ist deine Meinung, meine Liebe. Zufälligerweise teile ich sie nicht.“
Was war nur in ihre Tochter gefahren? Josephine war immer ein so stilles, gefügiges Mädchen gewesen. Früher hatte sie nie solche Widerworte gegeben. Eugenia holte tief Luft, um nicht aus der Haut zu fahren. „Ich glaube, ich weiß, was für meine Familie das Beste ist, und ich glaube, dass es für dich und Daniel und Mary gut sein wird, andere junge Leute in eurem Alter zu treffen. Ein Tanzabend ist genau die richtige Gelegenheit dafür.“
„Einen Ehemann zu erbeuten, nicht wahr?“
„Der Gedanke ist mir natürlich auch gekommen, dass das möglich wäre.“
„Also, mir ist es egal, ob ich überhaupt heirate.“
„Jetzt verhältst du dich aber lächerlich.“
„Nein, Mutter, ich habe mich damit abgefunden. Ich weiß, dass ich unscheinbar bin – und außerdem gibt es nicht genug geeignete Männer für alle.“
Jetzt war Eugenia sich sicher, dass es für Josephine das Beste wäre, wenn sie wieder nach Hause kam. Sie hatte hier zu viele Freiheiten und sich zu viele schlechte Angewohnheiten und Einstellungen zugelegt. „Ich werde für den Tanzabend deine Hilfe brauchen, Josephine. Er wird eine
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