Am Anfang war das Chaos
wehrte sich, bäumte sich auf, schlug mit den Händen auf die schwarze Luft und versank.
»Abgerutscht«, sagte Helmond und fühlte, wie seine Haut eiskalt wurde. »Es ist schrecklich. Caronj… tot.«
»Ich habe euch gewarnt!« gab Golar ebenso ernst und erschrocken zurück. »Nur mit viel Glück fand ich den Weg nach draußen.«
Sie starrten auf die Stelle, an der Caronj versunken war. Nur ein unregelmäßiger Schleier, der das Fackellicht verzerrte, zeigte die Stelle an. Der Zentaur tauchte nicht mehr auf; er blieb eine Beute dieses schrecklichen Labyrinths.
»Kommt«, schrie Sgnore klagend. »Ich habe Angst. Laßt mich nicht allein.«
»Wir kommen«, versuchte sie der Fremde zu beruhigen.
Aber es dauerte noch lange, bis sie die ersten Stufen der anderen, breiten Treppe erreichten, halb erschöpft hinauftaumelten und sich auf die unratübersäte Treppe setzten.
Schwer atmend erkundigte sich Helmond:
»Wo kann Ilfa sein? Der Wolf – er wird sie nicht in das giftige Luftgewässer hier geführt haben!«
Es klang wie eine flehentliche Bitte. Golar hob die Schultern und lehnte sich an die feuchte Mauer.
»Du wolltest in die Katakomben und hast mich gezwungen. Ich führte euch. Beklage dich nicht, Helmond.«
»Ich beklage mich nicht. Aber von dem grauenhaften Hof dort, und von den Todesfallen – ich ahnte es nicht.«
Golar nickte fatalistisch und brummte:
»Jetzt weißt du’s.«
Hier, tief unter den bewachsenen Mauern und Innenhöfen, war es ebenso still wie dort oben. Nur die keuchenden Atemzüge und die Geräusche, mit denen schwere Tropfen von den Decken fielen, unterbrachen die lastende Ruhe. Der Fremde deutete mit dem Daumen über seine Schulter.
»Nur noch die lebende Hecke trennt uns vom Mausoleum der Yorne. Vermutlich finden wir dort, bei Spinnenhaupt, deinen Ilfa, und vielleicht auch den rätselhaften Wolf.«
Helmond und die Haryie – und Ilfa.
Die Hälfte des Restes der Rotte war tot. Die Katakomben von Ugur hatten sie umgebracht. Helmond sprang ungeduldig auf die Füße und sagte scharf:
»Schaffst du es noch, Golar? Wir müssen weiter. Was ist die lebende Hecke?«
»Auch eine tödliche Falle. Sgnore wird ihr leicht entkommen können, denke ich.«
»Wohin?«
»Die Treppe aufwärts. Ihr werdet die Hecke erkennen, wenn ihr sie seht.«
Ungeschickt hüpfte ihnen die Haryie voraus. Die Fackel war fast heruntergebrannt und schwelte stark. Nur noch winzige Flammen beleuchteten den Weg. Langsam, denn Golar war am Ende seiner Kraft, stiegen Helmond und der Krieger die schlüpfrigen Stufen aufwärts. An den schauerlichen Gestank hatten sie sich inzwischen gewöhnt. Nässe und Spinnweben, fahl leuchtendes Moos und Schlamm, Knochen unbekannter Tiere und heruntergefallene Brocken aus Mauern und Decken bedeckten jede Handbreit des Bodens. Nirgendwo war auch das winzigste Zeichen von Leben zu sehen. Es gab nicht einmal Kröten oder Schmeißfliegen. Die Spinnen in den staubverkrusteten Netzen waren seit Urzeiten tot.
Seit den Stunden, in denen ihre Gedanken gefoltert und ihre Körper geschüttelt worden waren – von den Visionen und Erinnerungen, die wohl aus der Phantasie von toten Kriegern stammten – hatten Helmond und die Haryie viel von ihrem Mut und der Entschlossenheit eingebüßt. Sie wollten unverändert Beute machen. Aber der Tod der Mimesen und des Zentauren, der ihnen zum guten Freund geworden war, erschütterte sie.
Es gab kein Zurück mehr.
»Weiter«, drängte Helmond. Im gleichen Augenblick rutschte die Haryie auf den unratbedeckten Stufen aus, überschlug sich und schlug kreischend und fluchend gegen die Beine der Männer. Ihr Sturz in das schwarze Gebräu aus tödlicher Luft wurde aufgehalten.
»Verdammte Katakomben«, schrie Sgnore. »Aber wenn es an die Beute geht, dann werden wir entschädigt.«
»Hoffentlich«, brummte Helmond, half ihr auf die Beine und dachte an Ilfa.
Sie erreichten das obere Ende einer geschwungenen Treppe von etwa fünfzig Stufen. Es ging nicht sehr weit aufwärts; auch jetzt würden sie nicht wieder die Oberfläche erreichen, die Pflanzen zwischen oder inmitten der Mauern und Torbögen.
Sie blieb stehen.
Vor ihnen erstreckte sich eine rätselhafte, bedrohliche Szene. Rechts und links von ihnen rankten sich Hecken mit armdicken Zweigen zwischen den brüchigen Mauersteinen entlang und in die Höhe. Ein riesiges Gewölbe lag da, in erstarrter Lautlosigkeit, von unendlich vielen Säulen gestützt. In der Decke, die aus wuchtigen Traversen aus Stein
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