Am Anfang war das Chaos
schwüle Gerüche und ein warmer Windstoß kreiselten zwischen den bogenverzierten Mauern. Hoch über Ilfas Kopf ragte aus der Wand eine Kanzel, deren Steine und Säulen zierlich aussahen und mit steinernen Ranken und Löchern verziert waren. Die seltsamen Düfte machten Ilfa schwindeln. Der Eindringling löste sich aus der ersten Erstarrung und erkannte in der Mitte des Gartens eine Kuppel aus Stein, über dem Schuppen aus grünlichem und silbern blinkendem Metall lagen. Auch diese Kuppel war an den Rändern von Ranken und Blüten überwuchert. Ilfa ging weiter und fand zwischen Sträuchern, unbekannten kleinen Bäumen und Hecken aus verschiedenfarbigen Blättern einen Weg, der nach wenigen Speerlängen immer wieder an Teilen des Gartens endete. Einmal bewegte sich Ilfa nach rechts, das nächstemal in die andere Richtung, dann wieder geradeaus. Die betörenden, einschmeichelnden Gerüche verwirrten den Fremden, aber der Eindringling blieb zielbewußt.
»Wolf?« rief Ilfa und blieb wieder stehen. Langsam glitt das Schwert aus der Scheide. Die Enden der Pfeile verhakten sich in einer handgroßen Blüte, und Ilfa meinte zuerst erschrocken, jemand würde von hinten, aus dem Schutz der weichen, riechenden Pflanzen angreifen.
Das Tier, das Ilfa hierher gebracht hatte, versteckte sich. Der Wolf schien sich wieder einmal in Luft aufgelöst zu haben.
Ilfa hob das Schwert, sicherte nach allen Seiten und näherte sich weiter auf dem Zickzackweg der seltsamen Kuppel. Die Düfte wurden eindringlicher, aber noch war Ilfas Verstand nicht verwirrt. Dann bog Ilfa um eine Hecke voller feuerrot leuchtender Blüten und sah die Säulen. Das Dach, eine flache Schale, ruhte auf unzähligen Säulen, die so dicht nebeneinander standen und ein vollkommenes Rund bildeten, daß durch die Ritzen nichts zu erkennen war. Langsam umrundete Ilfa das Bauwerk, und auf der abgewandten Seite zeigte sich ein kleiner, steinerner Anbau; wie ein kleines Haus. Alle Mauern und Säulen waren um und um überwuchert und von herrlichen Ranken überzogen.
Hier war eine Tür. Holzbohlen, keineswegs vermodert, wurden von eisernen Bändern zusammengehalten. Diese Bänder und Griffe waren mit einem hellen Metall verziert, das wie Gold aussah.
Ilfa packte mit der Linken einen Griff und rüttelte daran. Das Holz gab ein kurzes Knarren von sich. Es war, als wehre sich diese Pforte, geöffnet zu werden.
Ilfa rüttelte, versuchte einen Riegel oder einen Spalt zu finden, in dem das Schwert als Hebel benutzt werden konnte. Wieder knarrten Holz und Riegel. Und dann, als sich Ilfa mit der rechten Schulter gegen das schmale Portal stemmte, schwang es auf. Aber die Metallbänder oder die Zuhaltungen stießen einen langgezogenen, klagenden Seufzer aus. Anders konnte es sich Ilfa nicht beschreiben.
Der Eindringling stemmte sich gegen das Metall, bis die Tür an den Stein dahinter schlug. Es gab ein klirrendes Geräusch, und Ilfa war sicher, daß das Knarren und jener seltsame Laut die Wachen oder Verteidiger des Kuppelbauwerks herbeirufen sollte. Das Schwert lag ruhig auf der Schulter, die Muskeln waren gespannt, der Arm war schlagbereit.
»Aber was bedeutet das?«
Erinnerung an die Räume von Schattenparadies, wo sie ihre glänzende Beute achtlos gestapelt hatten, drängten sich Ilfa auf. Während die Schritte auf einem weichen Untergrund kaum hörbar waren, klirrte es, als das Schwert leicht gegen seltsame Töpfe auf langen Beinen schlug.
Von der Decke und den Wänden spannten sich dicke, staubbedeckte Spinnweben. Eine riesige Feuerstelle befand sich in einer Ecke, und in der Mitte des großen, runden Raumes führte eine Treppe in unbekannte Tiefen.
Auf großen Tischen lagen und standen Gefäße aus Glas, überaus seltsam geformt. Es war totenstill, bis auf ein neues Seufzen oder Stöhnen, das aus der Öffnung im Boden heraufklang. Die Teppiche unter Ilfas Stiefel lösten sich unter den Tritten in fadenscheiniges, verknäueltes Gewebe auf. Staub rieselte aus den Spinnweben, die im Luftzug rissen. Durch die offene Tür kam der betörende Geruch der vielen tausend Blüten.
»Ich weiß es nicht«, beantwortete Ilfa seine eigene Frage, als abermals ein seufzendes Geräusch wie von einem Verwundeten oder Sterbenden ertönte.
Ein Warnsignal?
»Vielleicht«, flüsterte Ilfa. Dieser Krieger, den sicher der Wolf bewacht hatte; würde der Wolf wieder neben ihm kauern und heulen? Ilfa setzte den Fuß auf die oberste Stufe und tastete sich, das Schwert schlagbereit schräg
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