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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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Regenfluten machten es unmöglich, sich von der Stelle zu bewegen. Darum blieben wir sitzen und hofften, dass alles bald vorüber war.
    »Wenn das nur nicht wegfliegt!«, brüllte ich und zeigte auf das Dach über uns.
    Aber in dem Lärm hörte mich niemand. Wie verhext saßen wir da und beobachteten das Unwetter, das im Laufe von wenigen Minuten alles in ein Inferno verwandelte. Durch das Heulen des Windes glaubte ich ein schweres Krachen zu vernehmen, dann sah ich, dass die Eiche auf dem Schulhof nicht mehr da war. Ich zerrte David am Arm.
    »Die Eiche!«, schrie ich. »Die Eiche ist weg!«
    Er drehte sich zu mir um, und da sah ich, dass er Angst hatte. Seine Augen waren schreckgeweitet, und als ich es sah, packte auch mich die Angst mit ihren Krallen.
    »Dinah!«, schrie ich. »Dinah!«
    Aber sie hörte mich nicht. Ich spürte, dass das Wasser stieg. Es reichte mir schon ans Schienbein. Um Himmels willen, dachte ich. Wir werden ertrinken, ertränkt wie junge Kätzchen.
    Plötzlich prallte mit hartem Schlag etwas Schweres gegen das Holzdeck, und direkt neben mir brach etwas in Stücke. Dann kam ein neuer Schlag, genauso hart wie der erste. Das ganze Deck erzitterte. Ich spürte, wie Dinah sich an mich klammerte.
    »Dinah!«, brüllte ich. »Dinah, ich hab Angst!«
    Unmittelbar vor dem Deck schwamm etwas Großes, Dunkles vorbei. Zuerst begriff ich nicht, was es war. Dann ging mir auf, dass es Gun-Helens Auto gewesen sein musste, das gegen das Deck gedonnert war. Echt seltsam, dass die Überdachung nicht weggeblasen wurde. Vermutlich fing die Hauswand hinter uns den Wind auf. Sonst wären wir schon längst weiß Gott wohin geweht worden.
    Dann glaubte ich zu merken, dass der Regen nachließ. Der Wind wurde etwas schwächer, oder nicht …? Es war fast so, als hätte sich ein riesiges unsichtbares Dach über den Schulhof gestülpt. Ich sah die anderen an. Gabriel nickte mir zu. Er hatte es auch bemerkt. Ich zeigte auf David, der sich neben mich gekauert hatte. Gabriel nickte noch einmal. Dann deutete er mit dem Kopf in Richtung Eingang und danach auf sein Handgelenk, wo seine Armbanduhr saß. Damit wollte er wohl sagen, dass wir uns bereit machen sollten, zurückzustürzen, sobald der Wind sich ein wenig gelegt hätte.
    »Alles wird gut, David!«, schrie ich. »Der Sturm lässt nach! Wir rennen dann zum Eingang. Einverstanden?«
    In der nächsten Sekunde schien eine fliegende Untertasse vorbeizuzischen und krachend im Wasser zu landen. Der Wind heulte wieder auf, als wäre er total wahnsinnig geworden, und der Regen antwortete mit einer fürchterlichen Sturzflut. Kurz schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass der Sturm gar nicht nachgelassen, sondern nur einen neuen Anlauf genommen hatte. Dann kapierte ich, was passiert war: Das Blechdach des Schulhauses war abgerissen und davongetragen worden! Das war es, was den Regen einen Augenblick lang gestoppt hatte. Jetzt war alles schlimmer als je zuvor. Das hier kann nicht gut ausgehen, dachte ich und spürte, wie die Panik sich lähmend in meinem Körper ausbreitete.
    Wieder schlug etwas Schweres gegen das Deck, das erbebte und beunruhigend knackte. Dann sah ich einen dunklen Schatten an uns vorbeischaukeln. Der Jeep vom Ganser!, dachte ich. Das ganze Deck schien unter mir zu schaukeln. Aber wenigstens stieg das Wasser nicht mehr. Das beruhigte mich.
    Plötzlich sah ich einen neuen Schatten vorübergleiten. Ich konnte mir nicht vorstellen, was das war, denn der Schatten war hoch wie ein Haus. Ich spürte Übelkeit in mir aufsteigen. Dann kam ein neuer, ebenso hoher Schatten. Nein, dachte ich. Hier stimmt was nicht. Sind vielleicht wir es, die davongleiten? Ich sah Gabriel und David, die sich mit aller Kraft an der Bank festklammerten, genau wie Dinah und ich.
    »Was ist das, Gabriel?«, schrie ich. »Was passiert da?«
    Aber niemand hörte ein Wort von dem, was ich schrie. Es war zu spät. Das hier würde ein schlimmes Ende nehmen. Wir werden sterben, dachte ich und spürte sofort, dass ich das nicht wollte. Ich wollte nicht sterben! Ich wollte noch ein Weilchen leben. Ich möchte mich wieder wohl fühlen, alles soll wieder normal sein!, dachte ich.
    Plötzlich krachte etwas mit solcher Wucht gegen das Deck, dass wir alle vier um ein Haar heruntergeschleudert worden wären. Mit letzter Kraft klammerte ich mich wie eine Katze mit den Fingernägeln an die Holzbank. Dinah kämpfte an meiner Seite und nickte mir ermunternd zu. Der Schrecken schien bei ihr eine

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