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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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ohne an Land zu gehen. Tagsüber schlummern wir unter der Überdachung und träumen Albträume, Träume über die Zukunft und über die Vergangenheit. Unsere übliche Kost ergänzen wir durch kleine weiße Muscheln, die wir unter Wasser auf dem Riff sammeln. Abends kriechen wir hinaus aufs Deck, sitzen an der Reling und spähen zu dem neuen Land hinüber. Mit dem Blick folgen wir der Bleistiftlinie der Küste, suchen nach Einzelheiten, nach Zeichen, Lichtern, Düften, Lauten, Nuancen im Grau. Nach irgendetwas, das uns ein Bild, eine Idee, eine Hoffnung vermitteln könnte. Aber die grauen Konturen werden von der Nacht aufgelöst, ohne dass wir das geringste Anzeichen von Leben entdeckt hätten. Nur die unendlichen Vogelschwärme, die wie eine weiße Wolke über allem treiben.
    »Es ist, als wären wir auf dem Mond gelandet«, seufzt Gabriel.
    »Das ist die Küste«, sage ich. »Die sieht oft so aus.«
    Aber vor allem gewöhnen sich unsere Augen langsam ans Licht, so wie Dinah gesagt hat. Als der vierte Morgen anbricht, erklärt sie, jetzt sei es an der Zeit aufzubrechen, um das Land zu erforschen.
    Mit verbundenen Augen waten wir landeinwärts. Die Augenbinden filtern das stärkste Licht weg, lassen aber genügend Helligkeit durch, damit wir etwas erkennen können. Wir sehen aus wie Räuber, und vielleicht sind wir das auch. Dinah geht voraus, und als wir das Ufer erreichen und aus dem lauwarmen Wasser steigen, drehe ich mich um. Von hier aus sieht das Floß riesengroß aus, es erinnert an eine gestrandete Stadt oder ein Raumschiff. Es ist, als würde man in einem Film mitspielen.
    Mir ist unbehaglich zumute. Nicht weil ich Angst davor hätte, jemandem zu begegnen, sondern weil ich befürchte, niemandem zu begegnen. Plötzlich kommt mir ein Gedanke.
    »Und wenn das hier eine Insel ist, Dinah?«, rufe ich. »Wenn hinter der Küstenlinie wieder nur Wasser ist?«
    »Bald wirst du die Antwort wissen, Judit.«
    Das Ufer besteht aus weichem, schlammigem Tang, in dem die Stiefel bei jedem Schritt tief versinken, dazwischen haben sich Muschelschalen zu kleinen knirschenden Wällen angehäuft. Ich sehe, dass die anderen die gleichen Schwierigkeiten beim Gehen haben, beiße die Zähne zusammen und nähere mich Meter für Meter festem Boden. Dinah ist schon dort. Sie sitzt unter einem weißen Schirm aus flatternden Vögeln auf einem Stein und wartet auf uns. Die Vögel sind um einiges größer, als sie mir vom Floß aus erschienen. Dort dachte ich, es handle sich um eine Art von Möwen, denn an Möwen konnte ich mich noch erinnern, die hatte ich in den Sommerferien am Meer gesehen, als ich klein war. Jetzt stelle ich fest, dass diese hier fast doppelt so groß sind. Sie haben kräftige gebogene Schnäbel und sehen aus wie weiße Raubvögel. Möchte nur wissen, wovon sie eigentlich leben.
    »Die Füße sind festen Boden noch nicht gewöhnt«, rufe ich.
    »Hier oben wird es besser«, sagt Dinah und deutet mit dem Kopf auf das ansteigende Gelände, das gleich hinter der Uferlinie beginnt.
    »Warum wächst da gar nichts?«
    »Vielleicht ist gerade Winter«, sagt Gabriel, und darüber müssen wir lachen.
    »Die Gegend hier steht wahrscheinlich oft unter Wasser«, vermutet Dinah.
    Ich nicke und spähe die langgestreckte Anhöhe hinauf, die vor uns liegt. Das klingt plausibel. Dinah hat für das meiste irgendwelche Erklärungen, und das Gute daran ist, dass sie immer positiv sind. Sie sieht die Möglichkeiten, und ohne ihren Optimismus wären wir jetzt nicht hier.
    »Ist das vor uns ein natürlicher Wall oder ein künstlicher, was meinst du?«
    Dinah zuckt die Schultern. »Das werden wir wissen, wenn wir sehen, was sich auf der anderen Seite befindet.«

IX
    Ich habe recht. Und auch wieder nicht. Tatsächlich ist die Anhöhe Teil eines angelegten Schutzwalls. Und dahinter liegt nicht Land, sondern noch mehr Wasser. Wir sehen es erstaunt, als wir, oben angekommen, vorsichtig über den Scheitel des Walls spähen.
    »Ein riesiger Teich«, sage ich verblüfft.
    Doch was ich als Teich bezeichne, entpuppt sich als eine ganze Reihe von Teichen, jeder von der Größe eines Fußballfelds und von niedrigen, ebenfalls kahlen Wällen eingefasst. Das Wasser in den Teichen hat einen gelblichen Schimmer und funkelt im Licht.
    »Donnerwetter«, sagt Dinah. »gute Arbeit.« Nachdenklich fasst sie sich ans Kinn.
    »Erinnert fast an eine Kläranlage«, bemerke ich.
    »Oder an das totale Gegenteil«, sagt Gabriel. »Das Wasser sieht giftig aus.«
    Hinter

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