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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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Arm und schleppe ihn zum Puppenwagen.
    »Und schön brav liegen bleiben!«, sage ich und decke ihn zu. Doch da protestiert Pompom und versucht, aus dem Wagen zu schlüpfen.
    »O nein, mein Lieber!«, sage ich streng, worauf Pompom sich allmählich beruhigt, sich wieder hinlegt und mich verwundert anstarrt.
    Dann schiebe ich den Wagen aus dem Zimmer und durch das Wohnzimmer, zur offenen Terrassentür hinaus, durch den Garten und durch das Gartentor. Dort überquere ich die befahrene Straße, wo die Autos wegen mir bremsen müssen, und spaziere aus der Stadt.
    Ich gehe am Straßenrand und schiebe den Wagen vor mir her. Stolz sage ich mir, ich bin ein großes Mädchen, fast erwachsen. Hohe gelbe Blumen folgen mir mit erstaunten Blicken. Autos brausen an mir vorbei. Ab und zu wird eines langsamer und kriecht neben mir her. Ich merke, dass ich angestarrt werde. Als die Stadt ein gutes Stück hinter mir liegt, macht Pompom plötzlich einen Satz aus dem Wagen. Ohne sich umzudrehen, rennt er davon und verschwindet.
    Da setze ich mich an den Straßenrand und weine, bis ein Streifenwagen neben mir anhält. Zwei Polizisten steigen aus, ein Mann und eine Frau, und kommen langsam zu mir her. Die Frau geht neben mir in die Hocke.
    »Du bist doch die kleine Judit, nicht wahr?«
    Ich nicke und weine noch mehr.
    »Aber was machst du denn hier, Schätzchen? Bist du etwa von zu Hause ausgerissen?«
    Erst als die Polizistin das ausspricht, geht mir auf, was ich getan habe. Ich schniefe ein paar Mal, dann sehe ich sie an und nicke ernst.
    •
    10 . SZENE. UNTERIRDISCHER INNENRAUM.
    DAVID, GABRIEL.
     
    Es ist stockdunkel. Im Hintergrund Wassergeräusche. Dann das Geräusch eines Streichholzes, das angezündet wird. David zündet den Kerzenstummel an. Er hält ihn in so in der Hand, dass sein Gesicht von unten beleuchtet wird.
     
    DAVID
    Nein, war wohl doch nichts.
     
    GABRIEL
    Oder vielleicht ein Tier?
     
    DAVID
    Ob die Ratten wohl diesen Gang benützen?
     
    Die Kamera erzittert, als Gabriel die Schultern zuckt.
     
    GABRIEL
    Haben die nicht eigene Gänge …
     
    David beginnt, die Sachen in dem Raum zu durchwühlen. Er hebt eine abgewetzte Decke hoch.
     
    DAVID
    Könnte sein, dass hier jemand übernachtet.
     
    GABRIEL
    Oder sich versteckt.
     
    David wirft die Decke zurück, bleibt regungslos stehen,
    lauscht. Das Geräusch von tropfendem und rieselndem Wasser klingt jetzt ganz nah.
     
    DAVID (deutet mit dem Kopf in die eine Ecke)
    Es klingt, als käme es von dort.
     
    Die Kamera zuckt kurz. Dann bewegt sie sich schaukelnd vorwärt. Im flackernden Licht lassen sich Davids Umrisse erkennen. Manchmal wird die Kamera an die zerklüftete Decke des unterirdischen Ganges gerichtet.
     
    GABRIEL (nicht im Bild)
    Siehst du was?
     
    DAVID
    Absolut nichts.
     
    Die schaukelnde Wanderung geht weiter. Schritte scharren über den Boden. Plötzlich niest Gabriel, worauf die Kamera ruckelt. David dreht sich um. Dann geht er weiter. Nach einiger Zeit bleibt er stehen und hebt den Arm. Das Wassergeräusch ist jetzt sehr deutlich zu hören.
     
    DAVID
    Da vorne ist was.
     
    GABRIEL
    Was denn?
     
    DAVID
    Sieht aus wie Wasser.
     
    David geht wieder weiter, die Kamera bleibt dicht bei ihm und versucht ihm über die Schulter zu schauen. Plötzlich lässt sich David auf die Knie fallen und legt das letzte Stück kriechend zurück. Dann verschwindet er aus dem Bild. Wir hören nur seine Stimme.
     
    DAVID (entfernt)
    Hier ist ein unterirdischer Bach!
    •
    Als die Höhle groß genug geworden ist, rutschen wir beide hinein. Das Eingangsloch ist eng, aber wenn man sich erst mal hineingeschlängelt hat, wird es geräumiger. Wir breiten das Wachstuch wie ein Dach über die Öffnung. So abgeschirmt, scheint die Sonne nur noch wie eine schwache Glühbirne. Es ist eng, aber gemütlich, wie in einem kleinen Vogelnest. Dinah hält die Stoffpuppe im Arm und schläft fast sofort ein. Ich selbst liege lange wach. In der Stille höre ich gedämpfte Geräusche aus dem Müllberg. Es raschelt, zischt und rumort, als läge ein schlafender Riese in dem Berg. Nie hätte ich gedacht, dass eine Müllhalde so klingen kann. Welch ein Glück, dass wir hier gelandet sind! Es ist warm, aber durchaus erträglich. Doch dann fällt mir ein, dass Ratten sich gern an solchen Orten aufhalten, und gleich fühlt sich alles nicht mehr so gut an.
    Dinah bewegt sich unruhig im Schlaf. Ab und zu murmelt sie etwas Unverständliches. Plötzlich fährt sie auf und packt mich am

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