Am Anfang war das Ende (German Edition)
Stelle, wo der Kalender hing, steckt nur noch ein gekrümmter Nagel in der Wand. David steht mit dem Rücken zur Kamera und sieht die leere Stelle an.
DAVID
Sie haben ihn geklaut!
Gabriel kommt zu David her und streicht mit der Hand über die Stelle, wo das Brett angebracht war.
GABRIEL
Sie sabotieren uns, wo sie können.
DAVID
Aber was wollen sie eigentlich?
GABRIEL
Vielleicht wollen sie uns einfach Angst machen.
19 . SZENE. INNENAUFNAHME. TAGESLICHT. IM STALL.
DAVID, (GABRIEL).
David ist im Stall bei Tüchtig und Doris. Er nagelt ein Brett quer über eins der Fenster. Andere Fenster sind schon vernagelt. David steigt von der Leiter und geht zur Tür. Er klemmt ein langes Brett unter den Türgriff und macht den Test: Die Tür lässt sich nicht mehr bewegen.
•
20 . SZENE. AUSSENAUFNAHME. AUF DER VERANDA.
DAVID, GABRIEL.
David und Gabriel sitzen auf der Veranda. David spitzt mit dem Messer einen langen Stab an. Die Holzspäne stieben durch die Luft. Gabriel schaut zur Kamera herüber, wie um sich zu vergewissern, dass sie stabil steht.
GABRIEL
Glaubst du, sie kommen zurück?
DAVID
Natürlich.
GABRIEL
Wann?
DAVID (zuckt die Schultern)
Das kann jederzeit sein …
GABRIEL
Ich wüsste zu gern, warum sie das Brett mitgenommen haben.
David befühlt den Stab. Die Spitze sieht scharf aus. Dann rammt er das Messer mit einer schnellen Bewegung ins Verandageländer. Dort steht es und vibriert, während David auf die Felder hinausblickt.
DAVID
Nächstes Mal werden sie es nicht so einfach haben.
•
Nachdem mein Herz sich ein wenig beruhigt hat, streiche ich dem Hund über den Kopf. Erst sieht er mich fragend an, doch es scheint ihm zu gefallen.
»Ich bin deine Freundin, verstehst du«, sage ich. »Willst du noch etwas Wasser?« Ich gieße noch mehr in meine Hand, und der Hund schlabbert es sofort auf.
»Du spinnst ja total«, höre ich Dinah hinter mir sagen.
»Komm her und sag Pitt hallo!«, sage ich.
»Nie im Leben.«
»Aber du bist doch gar nicht gefährlich, stimmt’s?«, sage ich zu dem Hund und streichle ihm weiterhin den Kopf. Ich sehe, dass er nicht ganz so groß ist, wie ich anfangs dachte. Sein Körper ist eingefallen, und unterm Fell zeichnen sich die Rippen ab. »Er ist völlig ausgehungert«, stelle ich fest. »Komm mit, dann darfst du meine Freundin begrüßen!«, sage ich zu ihm und richte mich mit immer noch zitternden Beinen auf. »Komm mit, Hundi!«
Der Hund wedelt mit dem Schwanz und schaut zu mir hoch. »Braver Hund!«, sage ich und gehe auf Dinah zu. Sie steht ganz still da, die Arme an die Seiten gepresst.
»Er ist fast kein bisschen gefährlich«, sage ich.
Der Hund beschnuppert Dinah vorsichtig und geht einmal um sie herum. Dann schaut er zu ihr hoch, als würde er sich fragen, warum sie ihn nicht streichelt.
»Tu doch was!«, fordere ich sie auf.
Sie streicht ihm sachte über den Rücken. Der Hund wedelt mit dem Schwanz.
»Ist dir klar, wie hilfreich er für uns sein kann?«, sage ich.
»Aber er muss doch jemandem gehören. Garantiert gehört er diesen Männern, die wir vorhin gesehen haben.«
Ich hebe die Schultern. »Schätze, er will lieber bei uns sein. Er scheint schon lange nichts mehr zu fressen bekommen zu haben. Stimmt doch, Pitt, du willst lieber mit uns kommen, oder?«
Der Hund sieht mich an, dann bellt er.
»Na bitte!«, sage ich zu Dinah.
Sie schaut sich ängstlich um.
»Aber Pitt passt irgendwie nicht zu ihm«, wendet sie schließlich ein.
»Nein«, gebe ich zu. »Er soll Devil heißen.«
»Devil?«
Ich nicke und sehe sie verschwörerisch an. »Das ist der Hund vom Phantom.«
•
Der Gesang ist nicht mehr zu hören, und obwohl wir noch lange in den Überresten des Fabrikgebäudes suchen, finden wir keine Öffnung oder Tür, die in irgendeinen unterirdischen Raum führen könnte.
»Ist es möglich, dass wir uns das nur eingebildet haben?«, fragt Dinah schließlich.
Ich schüttle den Kopf. So kam es mir nicht vor. Es hat sich ganz wirklich angehört. Aber inzwischen weiß ich es auch nicht mehr so genau.
»Gehen wir weiter?«, schlage ich vor, weil mir sonst nichts einfällt.
Als wir gehen, kommt Devil hinter uns her. Ich drehe mich um und lobe ihn, worauf er mit dem Schwanz wedelt. Die Dunkelheit verhüllt einen Teil der verwüsteten Welt um uns herum, aber ausgerechnet diese Nacht ist aus unerfindlichen Gründen klar genug, um uns die Ausmaße der Verwüstung deutlich
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