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Am Anfang war das Wort

Am Anfang war das Wort

Titel: Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Papieren da«, sagte Elfandari mit seiner angenehmen Stimme und hielt ihm eine feste Mappe mit dünnen, bedruckten Seiten hin. Michael blätterte darin herum, lächelte und sagte: »Alle Achtung.«
    »Die Nationalbank«, erklärte Elfandari.
    »Wieviel Uhr ist es?« erkundigte sich Bachar.
    »Drei Uhr und noch was«, antwortete Michael zögernd. »Wir brauchen zwei Stunden, um den Befehl durchzukriegen.« Er schaute die beiden an. »Wo ist Balilati?« fragte er.
    »Wer will das wissen?« erkundigte sich Balilati, der mit einem breiten, triumphierenden Grinsen am Türstock lehnte.
    Michael hielt ihm die Papiere hin, die die Existenz eines Bankfachs bewiesen.
    »Soll ich eine Verfügung besorgen?« fragte Balilati mit ernstem Gesicht, was bei ihm eine Seltenheit war, nachdem er einen bewundernden Pfiff ausgestoßen hatte.
    Michael zuckte mit den Schultern.
    »Ich bin in einer Stunde zurück. Wer ist heute der diensthabende Richter?«
    Sie wußten es nicht.
    »Gut, nicht wichtig. Wer ist bei der Bank für die Fächer verantwortlich? Sollen wir ihn jetzt schon wecken, oder warten wir bis zum Morgen?«
    »Wir warten bis zum Morgen«, entschied Michael.
     

Vierzehntes Kapitel
     
     
     
    Um sechs Uhr morgens, nachdem er lange Zeit in Gesellschaft Balilatis verbracht hatte, der geradezu zwanghaft die Melodie des bekannten Lieds »Da liegt der Hund begraben« vor sich hin summte, stand Michael in sauberen Kleidern vor dem Spiegel seines Badezimmers und fuhr sich vorsichtig mit dem Rasiermesser über die Wange.
    Immer wieder überdachte er die Aussage Arie Kleins, die er so oft gehört hatte, als das kleine Gerät zwischen ihm und Balilati auf dem Tisch gestanden hatte. Als er sich das Gesicht abtrocknete, war er zu einer Entscheidung gekommen.
    »Sag mal, weißt du überhaupt, wieviel Uhr es ist?« meinte Avigdor, der Chef der Spurensicherung, mit verschlafener Stimme. »Konntest du nicht eine zivile Uhrzeit abwarten, bevor du mich anrufst?«
    »... Nein, es muß keine große Glasflasche gewesen sein, es gibt auch etwas, das Laboratory Bottle heißt, eine kleine Flasche, so ähnlich wie eine Sodaflasche, die zweihundert Gramm enthält, aber ... «
    »... Ja, man benutzt sie zum Beispiel für Experimente. Ich habe sie benutzt, als ich an der Uni Chemie gemacht habe. Damals hat man mich nicht um sechs Uhr morgens geweckt.«
    »... Ochajon, wie viele Jahre leite ich schon die Spurensicherung? Nicht eines und nicht zwei! Warum verläßt du dich nicht auf mich? Ich habe dir schon tausendmal gesagt, daß das nicht sein kann. Das ist eine verrückte Idee, es ist wirklich ganz einfach. Man kann sogar in eine Garage gehen, sie fest verschließen, einen Automotor anmachen und einen Gasbehälter füllen. Da hast du dein Kohlenmonoxyd. Meiner Meinung nach findest du auf diese Art nichts.«
    »... Ja, da ist was dran.« Zum ersten Mal klang Avigdors Stimme zögernd. »Aber dafür muß sich dein Mann in Chemie auskennen. Überhaupt muß er sich mit Chemie auskennen, egal wie, um auf die Idee mit dem Gas zu kommen. Und wenn er das in einer Garage getan hätte, hätte es einen bestimmten Geruch gehabt. Es stimmt, was du sagst, daß man nur bei Gas aus einem Labor nichts riecht. Du solltest keinen Taucher suchen, sondern einen Chemiker. Aber die Idee mit Lieferanten chemischer Artikel ist absurd, in jedem Labor ...«
    »Ich habe in den Labors gesucht, an der Universität, in Krankenhäusern«, sagte Michael müde. »Ich möchte alle Bestellungen des letzten Monats überprüfen. Wie viele solcher Gasflaschen braucht man?«
    »Fünf, sechs, nicht viele, aber glaub mir ...«
    »Ich schicke heute morgen jemand zu dir, gib ihm die Liste möglicher Lieferanten, er soll sie prüfen. Was haben wir schließlich zu verlieren?«
    Michael betrachtete die leere Vase neben dem Telefon und bedankte sich, bevor er den Hörer auflegte.
    Immer wieder warf er ungeduldig einen Blick auf seine Uhr, und erst, als es halb sieben war, erlaubte er sich, die Nummer Imanuel Schorrs zu wählen.
    »Wo?« fragte Schorr mit vollkommen wacher Stimme. »Im Café Atara, das ist nicht weit von der Bank«, antwortete Michael.
    So kam es, daß sie beide um halb acht im Café Atara saßen, an dem großen Fenster, das auf eine Seitenstraße hinausging. Sie schwiegen, während die Kellnerin, die sich gleichzeitig mit einer alten Frau an einem mittleren Tisch auf ungarisch unterhielt, das Frühstück vor sie hinstellte, Rührei, zwei Brötchen, kleine Butterwürfel, ein

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