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Am Anfang war das Wort

Am Anfang war das Wort

Titel: Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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dem Gesichtspunkt der Ausschließlichkeit sehen.«
    Michael unterdrückte mit Mühe den Wunsch, ihn aufzufordern, er möge die beiden Lebensbereiche näher erklären. Er wußte nicht mehr, wie seine Beziehung zu Klein war, er konnte das Gefühl, enttäuscht worden zu sein, nicht einfach wegschieben. Er war verwirrt, doch das stärkste Gefühl war das Mißtrauen, das in ihm entstanden war, nach dem Verlust des Vertrauens, das er Klein vorher entgegengebracht hatte. Er erinnerte sich, wie er versucht hatte, das Ergebnis des Detektorverhörs zu ignorieren, und kam sich vor wie ein Dummkopf. Du kennst Klein nicht wirklich, sagte er zu sich, nichts ist so, wie er gesagt hat, es paßt sozusagen alles nicht zusammen. Aber nur sozusagen, das spürte er tief in sich, denn eigentlich paßte alles sehr gut zusammen. Was hatte Klein über Integrität gesagt, über Vollkommenheit? Das war vor langer Zeit gewesen, aber eigentlich erst heute nachmittag. Was hatte er gesagt? Daß es keinen vollkommenen Menschen gebe? Nur in der Kunst gebe es Vollkommenheit, das war es, was er gesagt hat, dachte Michael. Und ich sollte mich nur an die Sache selbst halten, an die Fakten, ich darf mich nicht um diese Philosophiererei kümmern. »Was genau ist mit Tirosch passiert?« fragte er, nachdem er mühsam die inneren Stimmen zum Schweigen gebracht hatte.
    »Das ist ziemlich einfach zu erklären«, sagte Klein. »Aber es ist schwierig für mich, mich vor Ihnen sozusagen zu entblößen, verstehen Sie.« Klein beugte sich vor. »Ich halte die Sache mit Mali nun schon viele Jahre geheim, ohne daß irgend jemand etwas davon erfahren hätte. Noch nicht mal der Junge weiß es.« Er schaute verlegen zur Seite. »Er weiß nicht, daß ich sein Vater bin. Ich habe nie über Mali gesprochen, nur wenige Leute wissen, daß wir eine Beziehung miteinander haben, und niemand weiß, um was für eine Art von Beziehung es sich wirklich handelt. Ofra, meine Frau, hat Mali nie gesehen. Es gibt Leute, die manchmal dort mit mir essen, bei ihr im Restaurant. So habe ich sie auch kennengelernt. Tirosch hat mich das erste Mal mitgenommen, und er hat die Sache rausgekriegt.«
    »Die Sache rausgekriegt?« wiederholte Michael. »Wann war das?«
    »Ich weiß nicht, wann und wie er es herausgefunden hat, ich kann nur sagen, daß er nicht mit Mali gesprochen hat. Von ihr hat er es nicht erfahren. Vermutlich war es noch, bevor ich nach Amerika gegangen bin. Heute könnte ich mir sogar vorstellen, daß er einen Detektiv engagiert hat. Jedenfalls hat er sich sehr anstrengen müssen, denn wir haben keine festen Zeiten, wann wir uns treffen, Mali und ich, und wir haben immer irgendeine Deckung. Aber vielleicht habe ich das auch nur geglaubt.«
    »Wie haben Sie erfahren, daß er etwas herausgefunden hatte?« fragte Michael.
    Klein achtete nicht auf seine Frage, er sprach einfach weiter: »Kurz bevor ich nach Israel zurückfliegen wollte, bekam ich einen Brief von ihm. Zu seinen Gunsten muß ich sagen, daß er ihn an die Universität geschickt hat, nicht zu mir nach Hause. In dem Brief deutete er an, daß er alles wisse. Er hat immer nach irgend etwas anderem in mir geforscht, ›nach unterirdischen Strömungen‹, wie er es genannt hat. Meine Lebensform hat ihn verrückt gemacht. Er konnte sich nicht vorstellen, daß es innere Kämpfe in meinem Leben gab, das heißt, er hat sie sich anders vorgestellt, als sie waren.«
    »Haben Sie den Brief noch?« fragte Michael und wußte von vornherein, welche Antwort er bekommen würde.
    »Nein, natürlich nicht, ich habe ihn sofort zerrissen, nachdem ich ihn gelesen hatte. So etwas hebt man doch nicht auf!«
    Nein, dachte Michael, noch nicht einmal ich hätte diesen Brief aufgehoben. Laut sagte er: »Aber Sie erinnern sich noch, was darin stand?«
    »Und ob ich mich erinnere!« antwortete Klein und rieb sich die Stirn. »Er war sehr scharfsinnig, sozusagen, sehr klug, und lud mich zu einem Treffen unter vier Augen ein, sobald ich wieder da wäre, wegen ›Informationen, die ein neues Licht auf meine Persönlichkeit‹ werfen. Ich erinnere mich an die Formulierung. Selbstverständlich war ich wütend, und ich machte mir Sorgen. Scha'ul war nicht das, was man einen diskreten Menschen nennt. Aber ich hoffte, daß ihm keiner diese Geschichte glauben würde, falls er sie erzählte.«
    »Was wollte er eigentlich von Ihnen?«
    »Das habe ich mich auch gefragt, wissen Sie«, sagte Klein, und sein Gesicht rötete sich vor Zorn. »Als ich den Brief

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