Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Anfang war das Wort

Am Anfang war das Wort

Titel: Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
wann waren Sie bei ihr?«
    »Bis Freitag mittag. Ich bin um halb drei von Jerusalem weggefahren«, antwortete Klein, und Michael zündete sich eine Zigarette an.
    »Sie sagen also, dorthin seien Sie direkt vom Flughafen aus gefahren und bis zum nächsten Tag geblieben?« fragte Michael und betrachtete das angekohlte Streichholz, das er in den vollen Aschenbecher legte.
    »Müssen Sie denn alles wissen?« fragte Klein, schwieg dann aber.
    »Die ganze Zeit?« beharrte Michael.
    »Nachdem Sie es nun schon wissen, ist mir klar, daß es sich nicht lohnt, etwas zu verbergen«, seufzte Klein. »Ja, ich war die ganze Zeit mit ihr zusammen, außer während der zwei Stunden, in denen ich mit Scha'ul Tirosch zusammen war, am Donnerstagabend.«
    Ich glaube es nicht, dachte Michael Ochajon, ich glaube es nicht! Wie konnte ich mich nur so täuschen lassen?
    »Wo?« fragte er laut. »Wo haben Sie ihn getroffen.«
    »Im Restaurant«, antwortete Klein, und seine Stimme war ruhig, auch seine Arme hatten sich entspannt, sie lagen jetzt ruhig auf dem Tisch. Seine Finger streckten sich für einen Moment, dann verflochten sie sich ineinander.
    »In welchem Restaurant?« fragte Michael.
    »Das hängt mit der ganzen Geschichte zusammen«, sagte Klein langsam. »Und wie ich schon gesagt habe, es steht in keiner Verbindung zu ...«
    »Professor Klein!« Michael erhob vor Zorn und Ungeduld die Stimme.
    Wieder wurde es still im Raum.
    Und erst dann erzählte Klein die ganze Geschichte, in allen Einzelheiten, nicht wie ein gebrochener Mensch, sondern wie jemand, der zu einer Entscheidung gekommen ist. Michael mußte nichts mehr fragen.
    »Geben Sie mir bitte alle Daten, Name, Adresse«, sagte er zum Schluß und griff nach einem Stift. Er meinte, einen Pfiff durch die Tür zum Korridor zu hören, als er den Namen der Frau aufschrieb. Er wußte, daß die anderen jetzt bereits loszogen, um die Frau zu holen. Es war schon nach Mitternacht.
     
    »Wie kann man eine solche Sache zwölf Jahre lang geheimhalten!« rief Balilati und stellte das Aufnahmegerät ab. »Noch dazu in Jerusalem!« Er schwieg, dann sagte er: »Ich schwöre dir, wenn du mir noch einen Tag gegeben hättest, ich hätte es rausgefunden. Wie alt ist der Junge? Fünf? Da kenne einer die Menschen! Und zu Hause hat er doch drei Töchter, oder? Hat er mit ihr einen Sohn machen wollen? Und du hast ihn für einen Heiligen gehalten! Dabei hat er eine Mätresse!« Er trank den letzten Schluck Kaffee aus, schüttelte den Kopf und seufzte laut. Dann stand er plötzlich auf und sagte: »Einen Moment! Einen Moment! Malka Arditi, ist das nicht Mali? Was für ein Hundesohn dieser Klein ist, was für ein Hundesohn!«
    »Was hast du?« fragte Michael ungeduldig. »Wer ist Mali?«
    »Was sagt man dazu! Was für ein Hundesohn!«
    »Wer?« fragte Michael und betrachtete Balilati neugierig. »Erklär es mir, und zwar langsam.«
    »Du erinnerst dich doch, daß wir einmal nach einem Fall, dem Fall mit dem ... wie heißt er doch gleich, na ja, egal, jedenfalls wollten wir in ein Restaurant in Nachlat-Schiw'a ...«
    Michael nickte. »Und es war zu«, sagte Balilati. »Wir sind woanders hingegangen, wohin eigentlich? Es fällt mir nicht ein. Aber das ist nicht der Punkt, was spielt es für eine Rolle, wohin wir zum Schluß gegangen sind. Die Hauptsache ist, wenn es die ist, die ich glaube, daß sie es ist, Mali, dann fall ich tot um, diese Frau ist so eine Wucht, daß ich tot umfalle. Warte, du wirst sehen, was für eine Wucht, aber nicht nur eine Wucht, was man so darunter versteht, sie kann auch kochen! Mensch, und wie sie kocht! So was gibt's nicht noch mal!« Balilati fuhr sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe und bekam einen gierigen Gesichtsausdruck ins Gesicht. »Sie macht gefüllte Karotten, daß sogar die Mutter der Karotten sie nicht mehr erkennt, und ihre Bohnen, ach, wie sie würzen kann, und wenn man ihr ein Stück Fleisch gibt, was sie mit Fleisch macht! Was für ein Fleisch! Und sie ist die Mätresse von Klein? Das haut mich um!« Er wandte sich wieder dem Band zu und sagte mit hoffnungsvoller Stimme: »Na ja, vielleicht ist es ja doch eine andere.«
    Sie brachten Klein in den Sitzungsraum, Mani blieb bei ihm. Balilati hörte sich noch einmal das Band an. Sie warteten auf Eli Bachar, der losgefahren war, um die Frau zu holen.
    »Ich möchte«, sagte Michael, als sie ihm in seinem Zimmer gegenübersaß, »bitte alles genau wissen.«
    Mali Arditi schaute ihn an, und ihr Lächeln erhellte

Weitere Kostenlose Bücher