Am Anfang war das Wort
den ganzen Raum. Dann lachte sie, ein klingendes und befreiendes Lachen, das ihre runden, vollen Schultern zum Zittern brachte, die Balilati später den Satz entlockten: »Sie hat ja auch ganz schön was zu tragen!« Auch ihre großen Brüste zitterten. Dann zog sie an den Achselträgern ihres Kleides, schmalen Bändern, die straff über ihren Schultern lagen. »Eine erdbeerrote Puppe«, hatte Balilati gesagt, und Michael, als er nun die mahagonifarbenen Locken betrachtete, die sie mit der Hand zusammenhielt, während sie noch immer lachte, dachte: Balilati hat noch untertrieben. Sie gehörte zu der seltenen Sorte rothaariger Frauen, deren Haut frei war von Sommersprossen. Sie war braun und glatt, und ihre Arme – »Mousse mocca«, hatte Balilati gesagt, als er sie um die Ecke des Korridors hatte biegen sehen, »ein Hundesohn, dieser Klein, wie hat er sie nur rumgekriegt?«
»Ich bin schon nicht mehr wütend, das geht bei mir schnell vorbei, wenn ich mich ärgere. Einen Menschen einfach mitten in der Nacht aus seinem Bett zu holen? Sie müssen mir schon genau erklären, was Sie wollen, Schätzchen.«
Michael war wie betäubt. Er versuchte, ihre offenkundige Sexualität, die man keineswegs als billig bezeichnen konnte, zu übersehen. Sie blickte ihn fröhlich an und strich sich mit einer breiten Hand mit weißen Fingernägeln über die Wange. Er hatte das deutliche Gefühl, daß sie ihn, hätte sie ihn unter anderen Umständen getroffen, mit großem Appetit verzehrt hätte. In seinen kühnsten Träumen konnte er sich nicht vorstellen, daß eine solche Frau treu auf Klein wartete, daß sie nachts weinte, wenn er nicht kam, und alles andere, was man normalerweise annimmt, wenn von »der anderen Frau« die Rede ist. Diese Frau gehörte niemandem.
»Wann ist er bei Ihnen angekommen?«
»Ich sage es Ihnen gleich, nur einen Moment.« Er betrachtete ihren Hals, als sie den Kopf hob, an die Decke starrte und die Augenbrauen zusammenzog, Augenbrauen, die ein bißchen zu schmal waren für das große Gesicht. Auch sie waren mahagonifarben, wie ihr Haar. Michael betrachtete ihre Hand, die auf dem großen Ausschnitt ruhte. »Am Donnerstag war es, am Donnerstag um vier Uhr etwa.«
»Und wann ist er von Ihnen aufgebrochen?«
»Es ist süß, wie Sie das sagen, von Ihnen aufgebrochen. Also, er ist am Freitag aufgebrochen, wir haben vorher noch den Jungen abgeholt, er war bei einem Freund. Um halb drei hat er uns zu Hause abgesetzt und ist zu seiner Mutter gefahren.«
»Und zwischen Donnerstag und Freitag hat er Sie nicht verlassen?«
»Sie sind wirklich süß!« Wieder lachte sie dieses kullernde Lachen, das sich in diesem Raum im Migrasch haRussim völlig verrückt anhörte. Sie gehört nicht hierher, dachte Michael, behielt aber sein undurchdringliches Gesicht bei – wenigstens hoffte er das. Nun nahm ihr Gesicht einen ernsten Ausdruck an, als habe sie beschlossen, die Sache hinter sich zu bringen, und ihre lebhaften braunen, schrägstehenden Augen blickten ihn an, als sie antwortete: »Er war während der ganzen Zeit in meiner Sichtweite. Sie können sich beruhigen, und wir haben diese Aussage nicht abgesprochen, falls Sie das meinen. Er hat jemanden getroffen, aber das war im Restaurant. Ich habe ihnen das Restaurant aufgeschlossen, und sie saßen da, beide, weil ich diesen Mann nicht in die Wohnung lassen wollte. Meine Wohnung ist über dem Restaurant. Wissen Sie, wo das ist?«
»Und wer war der Mann?« fragte Michael und schob ihr die Zigarettenschachtel zu. Sie nahm eine Zigarette heraus, betrachtete sie zerstreut und beugte sich vor, damit er ihr Feuer geben konnte.
»Das müssen Sie ihn schon selbst fragen, Schätzchen, wir sprechen nicht über die Lebensbereiche des anderen. Nie. Das haben wir nie getan, und werden jetzt nicht damit anfangen. Sie haben ja gehört, was er mir gesagt hat: daß ich Ihnen sagen soll, wo er war, nicht, mit wem.«
Michael sah das Bild wieder vor sich, das ihn vorhin so amüsiert hatte: die Rothaarige im Sitzungsraum, wie sie Klein voller Verständnis und Zuneigung angesehen hatte. »Sag ihm, wo ich war«, hatte Klein in Michaels Beisein gesagt, und dann hatte sie zum ersten Mal gelächelt, ein intimes, verständnisvolles Lächeln, nachdem sie vorher auf dem ganzen Weg vor Zorn getobt hatte, wie Eli Bachar sagte.
Sie unterschrieb ihre Aussage und stimmte ohne jedes Zögern einem Detektorverhör zu. Dann wurde sie wieder nach Hause gebracht. Klein blieb im Sitzungsraum.
»Ich
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