Am Anfang war das Wort
seine Uhr, überlegte blitzschnell, was für Pläne er für diesen Tag noch hatte, und wandte sich fragend an Eli Bachar. Eli bedeutete mit einem leichten Kopfnicken seine Zustimmung. »Gut«, sagte Michael müde. »Sie hinterlassen bitte Ihre Telefonnummern, mit Adresse und allem, und halten Sie sich bitte die nächsten Tage bereit. Noch heute abend, spätestens morgen früh, werden wir Sie anrufen und Ihnen einen Termin für das Verhör mitteilen.«
»Das Verhör?« erklang Ja'els sanfte Stimme, und alle im Zimmer erstarrten. Auch Michael, der sich daran gewöhnt hatte, sie leblos wie eine Statue dasitzen zu sehen, erschrak und trat unwillkürlich einen Schritt vor.
»Eine Vorladung, eine Befragung oder ein Zeugenverhör«, sagte er langsam, »Sie können sich die Bezeichnung aussuchen.« Er wandte den Blick nicht von ihr, während seine Hand auf der Türklinke lag.
»Wozu? Und wo soll das stattfinden?« fragte Ja'el leise, und sogar als sie flüsterte, klang ihre Stimme in Ochajons Ohren wie eine Alarmglocke. Er antwortete ihr sofort, in einem Ton, den er selbst für außerordentlich brutal hielt: »Bei uns, am Migrasch ha-Russim. Wir teilen Ihnen noch genau mit, wo.«
Der Polizist, der noch immer vor der Tür stand, trat nun herein und meldete, daß der Sicherheitsbeamte das betreffende Auto in der Tiefgarage nicht gefunden habe. Michael wollte gehen, da sank Ja'el wie eine Stoffpuppe von ihrem Stuhl zu Boden.
»Wenn sie zu sich gekommen ist«, sagte Michael hart zu dem Polizisten, »notieren Sie von allen Anwesenden Name, Adresse und Telefonnummer.« Er deutete auf Adina Lifkin, die sich über Ja'el beugte und murmelte, daß sie bestimmt den ganzen Tag noch nichts gegessen oder getrunken habe, und sagte: »Sie wird Ihnen dabei helfen.« Ja'el kam wieder zu sich und öffnete ihre blauen Augen, und Michael beeilte sich, das Zimmer zu verlassen, gefolgt von Eli Bachar. Er drückte auf den Liftknopf. Als der Ford Escort, mit dem er aus der Tiefgarage zur Hauptstraße fuhr, den Campus verließ, mit geöffneten Fenstern, atmete er lange und tief ein und sagte halb zu sich selbst: »Wir sind dem Hades entkommen.«
»Was?« fragte Eli Bachar. »Was hast du gesagt?«
»Nichts. Nur eine Assoziation aus der griechischen Mythologie. Mir kommt es so vor, als hätten wir dieHölle verlassen. Wir müssen uns gleich mit Eilat in Verbindung setzen und herausfinden, ob die beiden Fälle etwas miteinander zu tun haben könnten. Überlegen wir mal, wen wir dort kennen.«
»Moment mal«, antwortete Eli Bachar. »Einen Moment mal. Meinst du nicht, wir sollten schon heute einen von ihnen zum Verhör laden? Zum Beispiel diesen Mann, der ihn zuletzt gesehen hat, der mit ihm essen gegangen ist?«
»Es ist halb sieben, ich will noch jemanden in Eilat erwischen. Gibt es einen Grund, weshalb wir unbedingt heute abend noch mit den Verhören anfangen müssen, bevor wir das Ergebnis des Pathologen haben? Bevor wir mit den Leuten von der Spurensicherung gesprochen haben, bevor wir ein Untersuchungsergebnis aus seiner Wohnung haben? Andrerseits ...« Michael nahm das Funkgerät und bat um Nachricht, ob Balilati mit der Durchsuchung fertig sei. Einige Minuten vergingen, bis er die Antwort bekam. »Sie sind noch nicht fertig. Sie laden dich zu der Party ein. Willst du die Adresse?« Eli zog einen zerknitterten Zettel heraus und legte ihn auf das Armaturenbrett. Michael antwortete: »Nicht nötig. Wir haben die Adresse.«
Eli Bachar seufzte. »Gut, warten wir das Ergebnis der Spurensicherung und der Autopsie ab. Immer bist du am Anfang so langsam. jedesmal muß ich mich wieder daran gewöhnen.« Noch einmal seufzte er laut. »Ich weiß, ich weiß, man muß erst mal den ›Geist der Dinge‹ erfassen und wissen, wie alles aussieht, das sind doch deine Thesen. Sag nichts, ich weiß es schon, und ich hoffe, daß der Pathologe dir genug vom ›Geist der Dinge‹ liefert, damit du in Schwung kommst, ich kann nicht so lange im ersten Gang fahren. Soll ich mit Zila sprechen, oder willst du es tun?«
»Das kann doch Avidan machen«, sagte Michael raffiniert.
»Daß du Angst vor ihr hast, beruhigt mich«, sagte Eli, ohne zu lächeln. »Daß ich Angst vor ihr habe, ist klar, aber ich dachte, du könntest mit ihr umgehen.«
Michael lächelte und gab keine Antwort. Erst nach fünf Jahren der gemeinsamen Arbeit schaffte es Eli Bachar, die Intimität zwischen ihnen beiden in Worte zu fassen.
Es war sieben Uhr abends, als Michael im Stadtviertel
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