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Am Anfang war das Wort

Am Anfang war das Wort

Titel: Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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eine kleine Küche. Zu Michaels Bedauern drückte Balilati auf den Lichtschalter, und der Zauber verflog. Das Licht der großen, hellen Lampe, die vom Deckengewölbe herunterhing, betonte das kalte Weiß der Wände.
    »Du kannst drinnen rauchen, komm, ich zeig' dir was«, sagte Balilati ungeduldig, und Michael folgte ihm gehorsam ins Arbeitszimmer. Dort stand eine große Kommode. Fünf tiefe Schubladen waren herausgezogen, sie waren voller Papiere und Zettel. Dann lenkte Balilati Michaels Blick auf den Schreibtisch, dessen Schubladen, vier an der Zahl, ebenfalls weit herausgezogen waren, und auch in ihnen befanden sich Papiere. Neben dem Tisch lag ein Stapel Aktendeckel, jede mit einem auffallend ordentlich beschrifteten Etikett beklebt: »Aufklärung«, »Bialik, kritische Betrachtung von«, »Strukturalismus, Artikel«. Auf dem Schreibtisch lag ein großer Schreibblock, daneben ein einfacher Kugelschreiber. Michael beugte sich vor, riß die scheinbar leere erste Seite heraus und betrachtete sie gegen das Licht. »Schira – das letzte Kapitel.«
    »Ja«, sagte Balilati ungeduldig. »Ich habe es schon gesehen. Er hat fest aufgedrückt, aber wir haben das Original nicht gefunden. Ich weiß nicht, was das bedeuten soll.«
    Michael schaute sich um. Er warf einen Blick auf den Stapel Bücher auf einer Ecke des Tisches, doch er fand keinen Hinweis.
    »Darüber machen wir uns später Gedanken«, sagte Balilati und beugte sich wieder über die Mappen.
    »Ich habe sie aus dem Regal da genommen, fünfzig solche Mappen, und es gibt noch viele mit Zeitungsartikeln und außerdem eine Million Bücher, und auch im Schlafzimmer liegen ganze Haufen von Büchern und Papieren.« Vorwurfsvoll fügte er hinzu: »Und wie ich dich kenne, werden wir zwei Jahre brauchen, um alles durchzuschauen.«
    »Sind Briefe da? Ein Tagebuch?« antwortete Michael kurz.
    »Folgen Sie mir, mein Herr, wenn es genehm ist.« Balilati führte ihn in das Schlafzimmer.
    Eine ganze Weile betrachtete Michael das breite, niedrige Bett, die Bücherregale zu beiden Seiten, das Bogenfenster, das auf das Ben-Hinom-Tal ging und durch das weiches Licht hereinfiel, die Flasche Wein auf der kleinen Kommode neben dem Bett, die beiden Gläser, den kupfernen Kerzenständer mit dem Kerzenstummel darin, den weißen, weichen Teppich. Ein Gedichtband – von einem Dichter, dessen Namen er nicht kannte, Anatoli Ferber – lag offen am Fußende des Bettes. Balilati öffnete den Kleiderschrank. Dunkle Anzüge, graue Anzüge, weiße Hemden hingen dutzendweise auf der Stange. Und drei Paar Schuhe aus weichem, dunklem Leder standen unter den Anzügen, auf dem Boden des Schranks.
    Wie leer doch die Bühne ohne Hauptdarsteller aussieht, dachte Michael. Eli lief ungeduldig hin und her, dann unterbrach er Michaels Gedanken und fragte: »Nun, womit willst du anfangen?« Und Balilati deutete auf die kleine verschlossene Kommode neben dem Bett. Michael setzte sich auf die Bettkante und strich mit der Hand über den chinesischen Morgenrock aus Seide, der auf dem Kopfkissen lag.
    »Gibt es einen Schlüssel?« fragte er und streifte die Asche seiner Zigarette in dem kleinen Aschenbecher ab, der auf der Kommode stand, leer und sauber.
    »Vielleicht gibt es einen, aber ich habe ihn nicht gefunden. Und im Arbeitszimmer waren seine Bankauszüge das Allerpersönlichste, was wir gefunden haben. Ich kann dir jetzt schon sagen, daß es ihm gar nicht schlecht ging. Er hat da und dort Geld angelegt, er hat Tantiemen von seinen Büchern bekommen, Wiedergutmachungszahlungen aus Deutschland, ein bißchen was geerbt, und er war außerordentlich genau in diesen Sachen, für alles gibt es eine Mappe. Keine Ahnung, ob seine Geldangelegenheiten ganz sauber sind, jedenfalls habe ich keine Abschrift von einem Testament oder so gefunden.«
    »Mach schon auf«, sagte Michael müde. »Schade um die Zeit. Eli, ruf du inzwischen in der Zentrale an und erkundige dich, ob sie etwas aus Eilat gehört haben. Vielleicht ist der Bericht des Pathologen über Duda'i schon da. Viel- . leicht. Sag ihnen auch, sie sollen sich mit Abu-Kabir in Verbindung setzen und mit dem Institut für Meeresmedizin in Haifa, dorthin haben sie Duda'is Taucherausrüstung geschickt.«
    »Wo ist das Telefon?« fragte Bachar Scha'ul von der Spurensicherung, der gerade ins Zimmer trat, und Scha'ul führte ihn in die Küche, wo ein Telefon an der Wand hing.
    Mit einem kleinen Schraubenzieher, den er aus der Tasche zog, öffnete Balilati die Kommode

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