Am Anfang war das Wort
Balilati arbeitete, hatte er sich daran gewöhnt, daß dieser in aller Stille das Gesetz umging, und Michael zog es vor, nichts davon zu wissen. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, hinzuzufügen: »Ich wüßte gern, ob sie heute noch in Behandlung ist, und bei wem.«
Balilati machte ein beleidigtes Gesicht. »Wo leben wir denn? Hab' ich jemals halbe Arbeit geleistet? Bis heute abend bekommst du ein vollständiges Bild.«
»Na ja«, sagte Michael und wußte, daß seine Worte wie ein rotes Tuch auf einen Stier wirkten, »schließlich sind einige Jahre vergangen, seit man sie aus der Armee entlassen hat.«
»Vierzehneinhalb«, sagte Balilati und griff nach Michaels leerer Kaffeetasse, die auf dem Tisch stand. »Keiner hat dir den Zucker umgerührt«, sagte er, lachte und verließ das Zimmer.
Das schwarze Haustelefon klingelte. »Ochajon«, sagte der Polizeichef am anderen Ende der Leitung. »Ja«, antwortete Michael. Sogar wenn der Polizeichef gnädig gestimmt war, geriet er nie in Versuchung, das empfindliche Gleichgewicht in Gefahr zu bringen, das er durch sein formales Verhalten zu ihm aufgebaut hatte. »Kommen Sie doch einen Moment zu mir«, sagte der Bezirkskommandant und legte auf. Michael hörte das Summen im Hörer und verzog das Gesicht, doch er wartete nicht, er steckte sich eine Zigarette an und verließ sofort das Zimmer.
Tuwja Schaj saß noch immer draußen. »Ich habe gleich Zeit für Sie«, sagte Michael in dieses farblose Gesicht, das sich ihm zuwandte, aber keine Miene verzog, und eilte die Stufen hinauf in den zweiten Stock. »Levis Gila« wie sie von allen genannt wurde, saß in dem kleinen Zimmer vor Arie Levis großem Büro an ihrer Schreibmaschine. »Er erwartet dich«, sagte sie warnend, und im selben Atemzug fragte sie: »Wann kommst du mal und trinkst mit mir Kaffee?« Sie schob ein Durchschlagspapier zwischen die weißen Bögen, die sie in der Hand hielt.
»Was ist los?« fragte Michael und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus, der vor ihr auf dem Tisch stand.
»Frag mich nicht, ich weiß nur, daß ich den ganzen Tag nach Eilat telefonieren mußte. Wann trinken wir Kaffee?« Sie betrachtete ihre langen Fingernägel, die angesichts der Tatsache, daß sie einen Teil ihrer Arbeitszeit an der Schreibmaschine verbrachte, immer seine Bewunderung erregten. Sie waren glänzend silbern lackiert.
»Sobald ich mal Zeit habe«, antwortete er. »Ist alles in Ordnung bei dir? Mit den Kindern?« Sie nickte.
Jetzt habe ich mich genug um sie gekümmert, dachte Michael, und für einen Moment spürte er Abscheu vor sich selbst, besonders als sie ihn vertrauensvoll anlächelte und mit einem tiefen Seufzer sagte: »Alles in Ordnung, Gott sei Dank.«
Arie Levi saß hinter seinem großen Schreibtisch und trommelte ungeduldig auf den Bogen Papier, den er vor sich liegen hatte. Wie üblich war der Schreibtisch vollkommen leer, keine Papiere lagen darauf, nur in einer Ecke ein runder Stein. »Ochajon, setzen Sie sich«, sagte der Bezirkskommandant, und Michael versuchte, seine Stimmung zu erraten. Er brauchte sich keine besondere Mühe zu geben, Arie Klein war verärgert. Michael wartete geduldig den Schwall von Flüchen ab, während er die Information daraus destillierte: Das Institut für Meeresmedizin und das gerichtsmedizinische Institut hatten der Polizei in Eilat mitgeteilt, daß Duda'i ermordet worden war. In Eilat war eine Sonderkommission zusammengestellt und durch Polizeibeamte aus dem Bezirk Negev verstärkt worden. Der Hauptgrund für den Ärger Arie Levis war die dortige Entscheidung, eine neue Sonderkommission zusammenzustellen, deren Mitglieder zu der landesweiten Einheit zur Aufklärung von Schwerverbrechen gehörten. »Kurz gesagt«, sagte Levi und stieß einen letzten Fluch aus, »sie verlangen, daß Sie, Ochajon, die Zeugen befragen und ihnen die Aussagen schicken, damit sie dann im Fall Duda'i ermitteln können.«
Michael Ochajon kannte die Prozedur gut genug, um sich nicht zu ärgern. Er konnte sich das Bild vorstellen: den Mann aus Eilat, der Verstärkung vom Bezirk Negev verlangte, die Übertragung des Falls erst zum Dezernat Süd, dann zum landesweiten Stab. Er wunderte sich nur über die Geschwindigkeit, mit der die Dinge diesmal passiert waren.
»Was für einen Rang hat der Chef der Dienststelle in Eilat?« fragte er.
»Ein Polizeikommissar«, knurrte Arie Levi verächtlich. »Sie haben auch einen Techniker vom Erkennungsdienst, aber kein Labor, deshalb haben sie auch
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