Am Anfang war der Tod
Schlüssel hineinsteckte, denn er hatte das Schloss immer noch nicht auswechseln lassen.
Er setzte sich an seinen Schreibtisch und schaltete den Computer ein, klickte eine Datei mit einer Namensliste an und ging die Einträge durch. John Mast. Bei diesem Namen stockte er.
Mast war tot.
Nebel und Spiegel.
Eine Viertelstunde später stellte er fest, dass er immer noch auf den Bildschirm starrte, ohne etwas wahrzunehmen.
Verdammt. Alle seine Freunde und Bekannten glaubten, dass er einem Hirngespinst nachjagte. Ein Unfall. Das war die einzige logische Erklärung für Nancys Tod. Aber er wusste einfach …
Er wusste es. Er wusste es sogar genau.
„Ach Blödsinn, vergessen Sie’s“, sagte der Mann neben Ashley und stand unvermittelt auf. Auf dem Korridor näherten sich Schritte. „Ich muss gehen.“
„Nein“, widersprach Ashley. Er schrieb zwar nur für eine sensationslüsterne Boulevardzeitung, aber bei einigen seiner Bemerkungen hatten bei ihr die Alarmglocken geschrillt. „Gehen Sie noch nicht. Sie haben mir noch nicht gesagt …“
„Ich muss hier verschwinden, bevor jemand auf die Idee kommt, ich könnte Sie belästigen.“
„Das tun Sie doch gar nicht. Sie müssen mir alles erzählen, was Sie wissen.“
„Ich weiß ja, wo ich Sie finden kann. Machen Sie sich keine Sorgen“, sagte er und verschwand durch die Tür.
„Warten Sie, verdammt noch mal.“ Sie lief ihm hinterher, aber als sie den Korridor erreichte, musste sie frustriert feststellen, dass er bereits verschwunden war. Am Ende des Flurs tauchten die Fresias auf – ohne Nick und Sharon. Sie waren vermutlich ins Restaurant zurückgefahren.
„Das ging aber schnell“, meinte sie.
„Wir sind nicht gerne lange fort“, erklärte Lucy.
„Karen und Jan sind noch bei ihm“, sagte Ashley. „Ich werde mal nach ihnen schauen.“
„Lass dir Zeit, mein Liebes. Ich werde nachher ein wenig in dem Sessel schlafen, den sie für uns ins Zimmer gestellt haben. Nathan fährt nach Hause, um zu duschen und nach dem Rechten zu sehen. Morgen früh wird er mich wieder ablösen.“
Ashley winkte Jan und Karen aus dem Zimmer und setzte sich an Stuarts Bett. Sein Zustand hatte sich nicht verändert. Erfreut bemerkte sie jedoch, dass er ein wenig Farbe im Gesicht zu haben schien. Sie nahm die Hand, in der keine Kanüle steckte, und erzählte ihm von ihrem Tag. Sie sprach von Dilessio und von dem Verlangen, das sie überkommen und dazu geführt hatte, dass sie mit ihm im Bett gelandet war, und dass sie sich jetzt ziemlich dumm vorkam. Bei ihrem geflüsterten Geständnis verschwieg sie auch nicht, dass sie fasziniert von ihm war, und dass diese Faszination sie blind gemacht hatte, ohne dass sie etwas dagegen hätte tun können. Manchmal lernte man eben jemanden kennen, der einem sympathisch war, den man sehr attraktiv fand … und in den man sich im Handumdrehen verliebte, obwohl man es besser wissen sollte. Sie überlegte, was sie sonst berichten könnte.
„Ach ja, ein Freund von dir, der auch bei deiner Zeitung arbeitet – wenigstens behauptet er, dein Freund zu sein –, hat mir einiges erzählt. Ich weiß nicht einmal seinen Namen, aber das kann ich herausfinden. Deinen Vater frage ich lieber nicht, denn er mag ihn nicht besonders. Ich möchte mich nämlich noch mal mit ihm unterhalten.“
Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Jetzt war sie schon länger bei Stuart, als sie vorgehabt hatte. Aber sie war erleichtert, dass sie einem Freund ihr Herz hatte ausschütten können, obwohl er bewusstlos war. Es war ihr nie leicht gefallen, über persönliche Dinge zu reden, nicht einmal mit Jan und Karen, die schnell mit einer vorgefertigten Meinung über das Liebesleben anderer Leute bei der Hand waren.
„Ich gehe jetzt, damit deine Mom sich in den Sessel setzen und ein bisschen schlafen kann.“ Sie küsste ihn auf die Stirn, drückte seine Hand und hielt sie einen Moment fest, ehe sie das Zimmer verließ.
Als sie das Wartezimmer betrat, saß zu ihrer Verblüffung Len Green bei den anderen.
„Hallo“, begrüßte sie ihn.
„Selber Hallo. Ich dachte, ich komme mal vorbei und zeige ein bisschen Solidarität. Ich habe den Fresias erzählt, dass ich zwar nur Streifenpolizist bin, aber wenn ich etwas für sie tun kann, sollen sie es mich sofort wissen lassen.“
„Das ist wirklich nett von dir.“
„Und wir müssen auch nicht allein durch die Tiefgarage gehen“, sagte Jan erleichtert.
„Ein großer, gut aussehender Bodyguard, der eine Pistole
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