Am Anfang war der Tod
hartnäckige Reporter, auf den Nathan sie bereits aufmerksam gemacht hatte.
„Was wollen Sie?“ fragte sie scharf. Da sie allein im Wartezimmer waren, gab sie sich keine Mühe, leise zu sprechen.
„Kein Grund zu schreien“, meinte er. „Alle denken, ich bin auf eine schmutzige Geschichte aus. Selbst die Fresias glauben mir nicht, dass ich ein Freund ihres Sohnes bin.“
„Ich habe Sie noch nie gesehen“, erwiderte sie kühl.
„Und wie oft haben Sie Stuart in den letzten Jahren gesehen?“ fragte er.
Das saß.
„Warum glauben sie nicht, dass Sie sein Freund sind?“
Er seufzte. „Weil ich für ein Boulevardblatt schreibe. Dabei hat er für dieselbe Zeitung gearbeitet. Irgendwie fühle ich mich verantwortlich für das, was passiert ist. Ich glaube, sie wissen, dass ich Stuart mit dem Chefredakteur bekannt gemacht habe, und danach ist er praktisch aus ihrem Leben verschwunden. Sie haben der Polizei von mir erzählt, und die Cops haben mich vielleicht in die Zange genommen – meine Güte! Ich denke, die Fresias mögen mich einfach nicht. Sie vertrauen mir nicht. Unglücklicherweise bin ich berühmt für Schlagzeilen wie ‚Außerirdische haben mich betäubt und mein zweiköpfiges Kind entführt.‘“
„Das nenne ich Journalismus.“
„Wenigstens wird man dafür bezahlt.“
„Wenn Sie Stuart kennen und wissen, womit er sich beschäftigt hat, warum erzählen Sie es dann nicht der Polizei?“
„Ich habe es ihnen erzählt. Ich habe ihnen gesagt, dass er sich für Ökonomie und Landwirtschaft interessiert hat und was gewisse Großunternehmen mit den Everglades vorhaben. Das war sein Thema. Er hat Recherchen angestellt über die Wasserwege, die Luftverschmutzung … es sollte ein Artikel über die Umwelt werden, verstehen Sie? Er hat sich wirklich intensiv damit beschäftigt. Er glaubte, einer riesigen Sache auf der Spur zu sein. Das Dumme ist nur, ich habe keine Ahnung, was das gewesen sein mag. Und ich kann mir nicht vorstellen, wie jemand, der sich mit Umweltthemen beschäftigt, zum Drogenjunkie wird.“
Ashley musterte ihn scharf. Er war etwa so alt wie sie und hatte ziemlich langes braunes Haar. Der Blick seiner großen blauen Augen war aufrichtig. Sein Jackett und Hemd waren maßgeschneidert, und er schien eigentlich viel zu intelligent und verantwortungsbewusst zu sein, um über zweiköpfige Kinder und Außerirdische zu schreiben.
„Ich habe mit der Polizei gesprochen, und sie haben den Chefredakteur vernommen. Ich kenne die Namen von ein paar mächtigen Leuten aus der Gegend. Stu hat mit ihnen gesprochen, ehe er endgültig untergetaucht ist. Die Polizei hat sie auch vernommen, aber sie alle waren ahnungslos wie neugeborene Lämmer. Können Sie sich das vorstellen? Und dann haben sie mir noch gesagt, ich solle den Mund halten und die Finger von der Sache lassen. Den Bullen werde ich bestimmt nichts mehr erzählen. Die glauben einem ja doch nichts.“
„Und warum reden Sie dann mit mir? Warum sollte ich Ihnen glauben, wenn alles, was Sie sagen, zu nichts führt?“
Er zuckte mit den Schultern und grinste. Es wirkte sympathisch, fast schuldbewusst. „Ich habe mitgekriegt, dass Sie auf die Polizeiakademie gehen, und ich weiß, dass Sie Stu nicht für drogensüchtig halten. Da habe ich mir gedacht, wenn überhaupt jemand für ihn kämpft, dann sind Sie es.“
Sie sah ihn nachdenklich an. Er schien es ehrlich zu meinen. Er hatte versucht zu helfen, und der Schuss war nach hinten losgegangen.
Er glaubte an Stuart. Das war das einzig Wichtige. Obwohl sie sich davor hütete, vorschnell zu urteilen, hatte sie das Gefühl, dass er anständiger war, als Nathan vermutete.
Schließlich lächelte sie. „Tut mir Leid. Aber ich gehe nicht mehr auf die Polizeiakademie.“
Er runzelte die Stirn. „Sie haben die Ausbildung geschmissen? Das kann ich nicht glauben – nach allem, was Stu von Ihnen erzählt hat.“
„Er hat mit Ihnen über mich gesprochen?“
„Na ja, eher nebenbei, wissen Sie. Vor etwa einem Jahr waren wir mal bei Ihrem Onkel. An dem Abend waren Sie nicht da. Aber Ihr Onkel hat sich mit uns unterhalten. Er hat davon gesprochen, dass Sie beide richtig gute Freunde waren.“ Wieder lächelte er. „Ich würde gerne helfen. Recherchieren kann ich nämlich sehr gut.“
„Und Sie glauben, Sie könnten etwas herausfinden, was die Polizei übersehen hat?“
„Das habe ich bereits“, antwortete er.
13. KAPITEL
Z wanzig Minuten, nachdem Marty gegangen war, saß Jake immer noch auf
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