Am Anfang war der Tod
sie.
Er beugte sich zu ihr und küsste sie sanft. Als sie sich wieder voneinander trennten, waren ihre Lippen feucht, und ihr Atem ging unregelmäßig.
„Ich hole dir dein Bier“, flüsterte sie.
Sie verschwand und blieb ziemlich lange fort. Schließlich hörte er, wie sie seinen Namen rief, und drehte sich um. Sie stand in der Tür, die zum Schlafzimmer führte. Er traute seinen Augen nicht. Sie war nackt. Groß, schlank, wunderschön – und nackt.
Er fühlte sich ein wenig überrumpelt und ärgerte sich darüber.
Offenbar war es in letzter Zeit üblich, dass die Frauen den ersten Schritt taten.
Die Wut in ihm wurde größer – oder war es seine gekränkte männliche Eitelkeit?
Als er sich erhob, merkte er, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte.
„Dein Bier steht hier drinnen“, sagte sie mit leiser, verführerischer Stimme. Sie klang sehr sexy und sinnlich.
Sie ging wirklich ganz schön ran.
„Wirklich?“ fragte er genauso leise. Er folgte ihr ins Schlafzimmer, wo sie bereits auf dem Bett lag – eine Fleisch gewordene Einladung. Sekundenlang starrte er sie an. Alle Muskeln seines Körpers verspannten sich. Es war nicht Ashley. Sondern ihre Freundin. Ashley.
„Was ist denn los, Officer?“ neckte sie ihn.
Er trat neben sie ans Bett. Der Schatten seines Körpers fiel über ihr Gesicht.
Langsam löste er den Gürtel von seiner Hose.
Ein paar Minuten später schrie sie laut auf.
Ashley stellte den Wagen auf ihrem Parkplatz ab und ging ums Haus herum. Auf der Terrasse saßen einige Gäste. Sie schienen ausnahmslos Paare zu sein, die einen romantischen Abend verbringen wollten. Doch statt ins Haus zu gehen, machte Ashley auf dem Absatz kehrt und schlenderte zur Pier.
Je näher sie Jakes Hausboot kam, umso langsamer wurde sie. Er hatte zwar gesagt, dass er mit ihr reden wollte, aber sie fühlte sich trotzdem unbehaglich.
Schließlich blieb sie unschlüssig stehen und betrachtete das Boot. Die Jalousien waren heruntergelassen, doch in der Kabine schien Licht zu brennen. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich sie, als sie zögernd weiterging.
Mit klopfendem Herzen erreichte sie das Boot. Leise trat sie aufs Deck und wartete ein paar Sekunden, ehe sie zur Kajütentür ging. Nach ein paar Sekunden klopfte sie. Die Tür schwang nach innen auf.
Sie hatte sich geirrt. In der Kabine war es dunkel. Gerade als sie seinen Namen rufen wollte, hörte sie ein Geräusch. Zu spät. Gerade als sie sich umdrehen und laut losschreien wollte, wurde sie von hinten festgehalten, so dass sie ihrem Angreifer nicht ins Gesicht sehen konnte. Der Atem stockte ihr, und ihr Schrei erstickte in einem gurgelnden Keuchen.
Sie wurde durch die Luft geschleudert und kam hart auf dem Boden auf. Etwas Schweres landete auf ihr. Wieder öffnete sie den Mund, um zu schreien, um verzweifelt nach Luft zu schnappen und die Sterne zu vertreiben, die ihr vor den Augen tanzten.
Eine Hand legte sich über ihren Mund.
Der Schrei erstickte in ihrer Kehle.
Lucy Fresia schreckte aus dem Schlaf hoch. Sie wusste nicht, was sie aufgeweckt hatte. Sie blickte sich in dem dunklen Zimmer um, ohne etwas erkennen zu können.
Nachdem sie eine Weile gelauscht hatte, lächelte sie müde. Die ständigen Nachtwachen forderten allmählich ihren Tribut.
Sie lehnte sich in ihren Sessel zurück. Stuart lag auf dem Bett – immer noch in derselben Position wie am Tag seiner Einlieferung. Im Zimmer war es still, das Licht gedämpft, und auch von draußen drang kein Laut hinein.
Plötzlich fuhr sie auf.
Diese Stille …
Etwas stimmte nicht damit. Das Geräusch des Beatmungsgerätes müsste zu hören sein, das langsame, gleichmäßige Zischen, das nun schon seit so langer Zeit ein fester Bestandteil ihres Alltags war.
Hastig trat sie ans Bett. Stuarts Gesicht war blau angelaufen.
Sie starrte auf die Monitore. Sie waren dunkel.
Stuart atmete nicht mehr. Sein Herz schlug nicht mehr.
Tot …
Nein!
Sie eilte zur Tür, riss sie auf und schrie um Hilfe. Stuarts Krankenschwester stürzte über den Korridor. Sofort erkannte sie die Situation und rief jemandem im Schwesternzimmer zu, den Dienst habenden Arzt zu verständigen. Lucy wurde aus dem Zimmer geschoben, als der Doktor mit seinen Assistenten eintraf.
Lucy begann zu wimmern. Ihr wurde schwarz vor Augen. Schluchzend sank sie zu Boden, am ganzen Körper zitternd. Endlich kam jemand mit einer Spritze und stach ihr in den Arm.
„Ashley?“
Die Hand löste sich von ihrem Mund.
„Jake?“ fragte
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