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Am Anfang war der Tod

Am Anfang war der Tod

Titel: Am Anfang war der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Polizei jede Menge irreführende Informationen gegeben hat. Aber wir bleiben dran.“
    „Danke. Hören Sie, ich habe heute eine Menge Arbeit um die Ohren. Trotzdem würde ich gerne selber mit den Reportern von diesem Blättchen sprechen, wenn Sie nichts dagegen haben.“
    „Ganz und gar nicht. Ich bin schon zu viele Jahre in dem Job, als dass ich hier noch den Platzhirsch mache. Wenn Sie etwas herauskriegen, umso besser. Ich bin dankbar für alles, was mir weiterhilft.“
    Als Jake den Hörer auflegte, ärgerte er sich über sich selbst. Die Zeit zerrann ihm zwischen den Fingern. Er sollte längst unterwegs sein, um sich die Grundstücke genauer anzusehen. Warum kümmerte er sich überhaupt um einen Fall, mit dem er eigentlich gar nichts zu tun hatte?
    Er massierte seine schmerzenden Schläfen. Ehe er den Computer einschaltete, um seinen Bericht noch einmal durchzugehen, suchte er leise fluchend in seinem Medizinschrank nach einer Kopfschmerztablette.
    Wer auch immer in sein Boot eingebrochen war, hatte nicht vorgehabt, ihn zu berauben. Er war auf der Suche nach Informationen gewesen. Davon war Jake inzwischen überzeugt.
    Also musste irgendetwas in seinen Unterlagen einen Einbruch wert sein.
    Was zum Teufel war es?
    Sätze, Zahlen und Namen verschwammen ihm vor den Augen. Nebel und Spiegel. Informationen über Leichenfunde. Beschreibungen der Verletzungen, die den Ermordeten zugefügt worden waren. Das auffälligste Merkmal, das alle toten Frauen gemeinsam hatten, waren die abgeschnittenen Ohren.
    Eine religiöse Sekte.
    Abgeschnittene Ohren – genau wie es General Custer bei Little Big Horn ergangen war, weil er nicht auf die Worte der Sioux gehört hatte. Weil er nicht zugehört hatte. Das war ganz offensichtlich.
    Oder war es doch nicht so offensichtlich?
    Waren den Opfern die Ohren vielleicht abgetrennt worden, weil sie etwas gehört hatten, und nicht, weil sie nicht gehorcht hatten? Er dachte an die Liste mit den Immobilien, die Cassie Sewell ihren Klienten gezeigt hatte. Er wählte eine Nummer, und während das Freizeichen ertönte, überschlugen sich die Gedanken in seinem Kopf.
    Nebel und Spiegel.
    Zurück zum Offensichtlichen. Die toten Frauen standen mit der Sekte in Verbindung. Hatten sie sterben müssen, weil sie ihren Anführer verärgert hatten? Hatten sie sich gegen ihn aufgelehnt, seinen Anweisungen nicht Folge geleistet?
    Und was, wenn es diesen Kult überhaupt nicht gegeben hatte? Oder wenn er sich längst aufgelöst hatte – wie Nebel?
    „Sharon, bist du hier?“ rief Nick Montague. In der Bar war nicht viel los; um die wenigen Gäste kümmerte Katie sich allein. Noch immer war er darüber verstimmt, dass er von Ashleys neuem Job erst erfahren hatte, nachdem er ihre Zeichnung in der Zeitung entdeckt hatte. Er hatte das Gefühl, dass sie ihm allmählich entglitt.
    Sharons Wagen stand auf dem Parkplatz. Da sie nicht in der Bar war, musste sie im Haus sein. Wenn er es sich recht überlegte, hatte sie sich in letzter Zeit ein wenig seltsam verhalten. Wegen ihrer Arbeit war sie viel unterwegs, aber früher hatte er immer gewusst, wo sie sich gerade aufhielt. Sie hatte ihm stets gesagt, welches Haus sie wem zeigte, mit wem sie zum Mittagessen ging oder ob sie ein Geschäft zum Abschluss gebracht hatte. In letzter Zeit dagegen war sie ein wenig launenhaft geworden – manchmal sehr liebevoll, kurz darauf still und bedrückt.
    Vielleicht sollte er nicht mehr so viel arbeiten. In den vergangenen Monaten war das Geschäft ausgezeichnet gelaufen. Er sollte sich weniger um die Bar kümmern und stattdessen mehr um die Menschen, die ihm sehr viel bedeuteten.
    Er müsste mehr Zeit mit seiner Nichte verbringen. Vor allem brauchte er mehr gemeinsame Zeit mit Sharon.
    Seine Handflächen wurden ein wenig feucht, als er daran dachte, wie leichtsinnig es war, diese Beziehung für selbstverständlich zu nehmen. Sharon war eine wundervolle Frau. Intelligent. Humorvoll. Und er nahm das alles hin, als sei es die natürlichste Sache von der Welt. Doch er hatte sich nie viele Gedanken über sein Leben gemacht – bis sein Bruder gestorben war und er begonnen hatte, sich um Ashley zu kümmern. An einer echten Beziehung war er nie interessiert gewesen. Die Welt war viel zu groß und bevölkert von vielen Frauen in Bikinis – zu vielen, um sich mit einer einzigen zu begnügen. Dann war das Unvorstellbare eingetreten: Er hatte Ashley von den Nachbarn abholen und ihr erklären müssen, dass ihre Eltern nicht mehr

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