Am Anfang war der Tod
Schultern legte. „Meine Frau und ich sind auf der Suche nach einem Haus. Man hat uns diese Adresse gegeben.“ Er zog seinen Notizzettel hervor und las eine Anschrift vor, die nicht auf dem Papier stand.
Was zum Teufel hatte David vor? Sie hielt den Mund. Vielleicht war es besser, wenn er dem Mann eine Geschichte auftischte. Immerhin trug er ein Gewehr bei sich.
„Dann sind Sie hier falsch“, erwiderte der Mann. Er klopfte auf sein Gewehr. „Entschuldigen Sie, aber ich wollte Sie nicht erschrecken. Manchmal treiben sich merkwürdige Typen hier in der Gegend herum. Ich habe einen Schein … einen Waffenschein meine ich. Hier in der Nähe gibt es ein Staatsgefängnis, verstehen Sie. Ansonsten ist die Nachbarschaft in Ordnung. Jedenfalls müssen Sie ganz woanders hin. Zuerst mal zurück auf die Hauptstraße, und dann mehrere Meilen in östliche Richtung fahren.“
„Ich wusste, dass es der falsche Weg war“, meinte David. Dann setzte er mit einem Augenzwinkern hinzu: „Frauen. Sie hat gerade ihren Führerschein gemacht. Kaum zu glauben, nicht wahr?“
„Kein Problem“, entgegnete der Mann. „Da drüben können Sie wenden.“
„Vielen Dank“, sagte Ashley.
Als sie zurückfuhren, bemerkte Ashley im Rückspiegel, dass der Mann ihnen hinterhersah.
„Blödmann“, sagte Ashley, an David gewandt.
„Aber Liebling, jeder Mann weiß doch, dass Frauen nicht Auto fahren können.“
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Ach ja, das habe ich vergessen.“ Sie wurde ärgerlich. „Meine Güte, was für eine Zeitverschwendung. Ich irre durch ein Feld, treffe einen Hippie und dann einen Farmer mit einer Flinte. Wahrscheinlich läuft hier irgendwo auch noch ein Pitbull herum. Der Mann muss uns ja für komplette Idioten halten. Und was hat das alles gebracht? Nur die Erkenntnis, dass Stuart hinter Erdbeerfarmern her war.“
„Sie irren sich. Hier geht irgendetwas vor, und das wissen Sie genauso gut wie ich.“
„Das weiß ich eben nicht.“
„Wir müssen noch mal auf das Grundstück. Und vielleicht auch mal einen Blick auf die benachbarten Felder werfen.“
„Na schön, Sie Meisterreporter. Dann laufen Sie eben über das Grundstück und lassen sich eine Ladung Schrot in den Hintern schießen. Und ich werde mich in der Zeit nach dem Besitzer erkundigen. Einverstanden?“
David schwieg.
„Na?“ fragte sie herausfordernd.
„Eine gute Idee“, meinte er schließlich mit einem betretenen Lächeln. Dann zuckte er mit den Schultern. Er sah ziemlich frustriert aus.
Jesse Crane hatte einmal bei der Polizei von Miami-Dade gearbeitet. Doch das war schon lange her. Offiziell gehörte er zwar noch zur Truppe, aber nach dem Tod seiner Frau war er zu seinen Wurzeln zurückgekehrt.
Die Mikasuki-Indianer besaßen viel Land zu beiden Seiten des Tamiami Trails, und sie hatten auch weite Gebiete in Beschlag genommen, auf die niemand Anspruch erhob. Die Mikasuki hatten ihre eigene Polizei. Manchmal gab es Konflikte zwischen den angestammten Rechten der Indianer und den Gesetzen des Bezirks, des Bundesstaats oder des Landes. Jesse hatte das Talent, jeden Streit so zu schlichten, dass die betroffenen Parteien stets zufrieden waren. Zudem wusste er genau, wann eine Auseinandersetzung seine Möglichkeiten überstieg und er seine Kollegen aus der Stadt um Unterstützung bitten musste, die mit größeren Machtbefugnissen ausgestattet waren.
Der riesige Propeller, der das flache Boot vorantrieb, dröhnte zu laut, als dass sie sich hätten unterhalten können. Schließlich stellte Jesse den Motor aus, und in der plötzlichen Stille war nur noch das Plätschern des Wassers zu hören. Während sie fast geräuschlos durch die Sümpfe glitten, konnte man den Eindruck gewinnen, über festes Land zu fahren. Das Sumpfgras wuchs so hoch, dass sie nicht weit sehen konnten.
Jesse deutete mit dem Finger auf ein Stück Land. „Das ist das Wohngebiet, nach dem Sie suchen“, erklärte er.
„Man könnte sich mit dem Boot von hinten bis auf etwa vierzig Meter nähern, nicht wahr?“
Jesse zuckte mit den Schultern. „Na ja, so ein Boot wie dieses hier schon. Oder ein Kanu. Aber nichts Größeres.“ Er sah Jake an. „Hier wird eine Menge illegales Zeug mit kleinen Motor- oder Propellerbooten transportiert. Wenn Sie sich hier auskennen, können Sie meilenweit fahren, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Was suchen Sie eigentlich genau?“ fragte er. „Ich habe von der Toten gelesen, die gefunden wurde. Ich dachte, Sie wären
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